An meinem Ankunftsabend passiert nicht mehr viel, ich bin müde und kaputt, weshalb ich gleich die Lichter ausmache. Es gibt viel zu erleben auf Zakynthos und ich will dafür selbstverständlich fit sein. Leider hat der Wettergott am nächsten Morgen Urlaub und es schüttet kübelweise. Der Regen prasselt so hart herunter, dass ich kaum die 20 Meter entfernte Tauchbasis vor meinem Appartement erkennen kann. Das ist natürlich eher mittelmäßig, aber so wurde es ja angesagt. Das anfänglich miserable Wetter hat zur Folge, dass ich erstmal ordentlich krank werde und dementsprechend vorübergehend ausfalle. Jetzt kommt also zu meinem schlechten Tauch-Karma (wobei ich das zuletzt ja etwas aufpolieren konnte) auch noch ein Schlechtwetter-Karma hinzu, schließlich wurde Regen auf den Philippinen schon mal das „Jan Thies Wetter“ getauft, nachdem auch mein dritter Besuch vor Ort von Schauern begleitet war. Aber so einen Mythos lasse ich gar nicht erst aufkommen, denn nach den ankündigten drei Regentagen meldet sich der Wettergott zurück zur Arbeit, schiebt die Regenwolken beiseite und lässt Zakynthos im schönsten aller Lichter strahlen.
INSEL-RUNDFAHRT
Was man hier unbedingt machen sollte, nein, machen muss: sich einen Mietwagen nehmen. Das Tauchen auf Zakynthos ist klasse (auch dazu später mehr), aber die Insel generell ist ein Kracher! Ich hatte anfangs erwähnt, dass die Möglichkeiten zahllos sind und das bezieht sich speziell auf Ausflüge. Natürlich können Ausflüge auch organisiert werden, dabei hilft Ihnen die Tauchbasis Nero Sport sehr gerne, aber das Beste ist, sich einen Mietwagen zu nehmen und auf eigene Faust loszubrettern. Das Erlebnis ist ein ganz anderes und die Insel offenbart sich eigentlich nur so voll und ganz. Geplant, getan, rein in den kleinen Citroën und ab geht die wilde Fahrt. Schon die ersten Meter zeigen worauf ich mich an dem Tag einstellen kann – Serpentinen, Neigungen und Steigungen und um den Spaß abzurunden wenig bis keine bzw. teilweise irreführende Straßenschilder. Genau wie ich es mag, kein Tag ohne Abenteuer. Der erste Ort heißt Agalas und ist nur ca. eine viertel Stunde von Limni Keriou entfernt. Aber gleich hier sieht man das, was man sich vermutlich so über griechische Inseln vorstellt. Enge Gassen, holprige Nebenstraßen, bunt bewachsende Mauern, abblätternde Fassaden, alte Kirchen, Olivenbäume, kleine Tavernen und, frei nach Udo Jürgens, Männer mit braunen Augen und schwarzem Haar. Ich halte am offensichtlichen Hauptplatz des Ortes an, weil mir direkt ein kleiner Laden auffällt, der Olivenöl verkauft. Der Inhaber winkt mich optimistisch zu sich heran und wir gehen ein paar Stufen hinauf in seinen Laden – sein ganzer Stolz. In dem verwinkelten Geschäft bekommt man alles, was das Mitbringer-Herz begehrt: Olivenöl, Honig in unzähligen Sorten, dazu Ouzo und vieles mehr. Alles selbst gemacht, versteht sich. Die Gläser sehen aus wie Mamas Marmeladengläser, was das ganze noch echter macht. Man kann sogar jedes Olivenöl mit einem Stück Brot probieren und natürlich lasse ich mich inspirieren. Wenig später verlasse ich den Laden gut bestückt mit diversen Leckereien und freue mich, dass ich jetzt schon sicher weiß, dass ich einige Freunde zuhause sehr glücklich machen werde. Super Start!
Weiter geht es Richtung Norden, denn dort wartet an der Nordspitze das Highlight von Zakynthos auf mich, und zwar die sogenannte Schmugglerbucht. Dies ist selbstverständlich nur der Spitzname, in Wirklichkeit heißt sie Navagio-Bucht und ist bloß vom Meer aus zugänglich. Dort liegt das Wrack des Motorenschiffs Panagiotis, das 1980 bei stürmischer See und verfolgt von der Küstenwache einen Motorschaden erlitt und so mitsamt der geschmuggelten Ware (Zigaretten) in der Bucht strandete. Das Wrack liegt an dem wirklich traumhaft, weißen Sandstrand der Navagio-Bucht, umringt von bis zu 200 Meter hohen Felswänden und ist ganz klar DAS Foto der Insel. Immer wenn man ein Bild von Zakynthos sieht, wird es eine Aufnahme von dieser Bucht sein und das zu Recht, denn das Motiv ist sensationell. Ich buche also vom nördlichsten Punkt der Insel in der Nähe von Korithi eine Bootstour zur Schmugglerbucht, bei der ich auch gleich noch den zweiten Topspot der Insel, nämlich die Blue Caves, mit dazu bekomme. Das Ausflugsboot ist komfortabel und erfreulicherweise sind nur ein deutsches und ein tschechisches Pärchen mit dabei, so dass genügend Platz für alle ist. Unser Tourguide gibt uns eine kurze informative Einführung und startet sogleich den knatternden Motor. Der Himmel strahlt hellblau, die beeindruckenden Felswände an der Küste geben in einem schillernden Weißgrau mit dem sattem Grün der Bäume, den perfekten Kontrast. Vor allem weil das Meer sich noch dazu in einem dunklen Marineblau präsentiert. Die Szenerie ist wie gemalt. Kennen Sie das, wenn Sie wissen, gleich biegt DIE Sehenswürdigkeit eines Ortes um die Ecke und nach vielen Geschichten und Bildern im Vorfeld, werden Sie genau diese Attraktion nun selbst zu sehen bekommen? In Paris ging es mir vor allem so, als ich die U-Bahn hochkam, über den Trocadéro Platz ging und voller Vorfreude zu der Stelle kam, wo man den perfekten Blick auf den Eiffelturm genießt. Ein tolles Kitzeln im Bauch. Genau dieses Gefühl macht die Fahrt so spannend, weil man hinter jeder Felswand die Bucht vermutet und es offensichtlich keiner von uns mehr erwarten kann, diesen Traumstrand endlich zu Gesicht zu bekommen. Schließlich ist es soweit, das Boot kippt leicht nach links, wir passieren eine Felskante und da ist sie, die Schmugglerbucht. An sich ist sie noch weit entfernt, aber das reflektierende Weiß des Strandes am Ende der Meeressackgasse kann man schon von Weitem sehen. Dazu verfärbt sich das Wasser immer mehr von jenem dunklen Mittelmeerblau in ein karibisches Türkis. Wow, der Anblick ist faszinierend! Wir sind zwar nicht alleine, denn es befinden sich jede Menge andere Ausflugstouristen an dem Strand. Aber gut, das ist am Eiffelturm auch nicht anders. Dennoch, die Kulisse ist gewaltig, je weiter wir an den Strand heranfahren, desto beeindruckender sind die links und rechts in den Himmel wachsenden Wände. Wir legen am Ufer an und einigen uns mit unserem Bootsführer auf eine Stunde Aufenthalt. Das Wrack der Panagiotis liegt mittig in einem kupfer-rostigen Farbton am Strand, was irgendwie bizarr aussieht, aber zugleich auch spektakulär ist. Ich weiß gar nicht, was ich zuerst machen oder fotografieren soll, so überladen sind meine Sinne. Auch die Akustik ist ganz anders, logisch, es ist ja wie in einem Kessel. Ich entschließe mich, zuerst das Wrack abzulichten, um danach noch den tollen Strand genießen. Die perfekt stehende Sonne hilft mir dabei, dieses großartige Motiv ideal einzufangen und ich nehme jeden Winkel ins Visier. Nicht nur von dem Wrack, sondern von der ganzen Bucht. Nach dieser tollen Tour geht es anschließend noch zu den weltbekannten blauen Grotten. Dabei handelt es sich mächtige arkadenähnliche Höhlen, in denen sich das klare Wasser magisch blau reflektiert. Auch das macht Spaß und ist die ideale Ergänzung, denn die Steilwände sind auch in diesem Bereich unfassbar schön anzuschauen. Immer wieder tun sich riesige Löcher in den schroffen Klippen auf, die man teilweise sogar mit dem Boot durchfahren kann. Meine Kamera leistet Schwerstarbeit, aber das Ergebnis ist es allemal wert.
Auf dem Rückweg schlage ich den westküstennahen Weg ein, denn die Aussichten über das weite Land bis hin zum Meer sind phänomenal. Außerdem geht es auf dieser Route etwas dörflicher zu, so dass man noch mehr „vom Land sieht“. Ich sehe gemauerte Windmühlen, die genau so auf der Postkarte abgedruckt sein könnten, auf den Straßen blockieren mehrmals Ziegen die Durchfahrt und malerische Buchten gibt es so viele, dass ich mir weder die Anzahl noch die Namen merken kann. Als ich mich mal wieder eine mehr als kurvige Straße einen Berg hochgequält habe, passiere ich verknotete alte Bäume, die aussehen als ob sie einem „Herr der Ringe“-Film entsprungen sind. Olivenhaine wechseln sich mit fast aufdringlich, farblichen Mauergewächsen in den Ortschaften ab und immer wieder sieht man kleine Straßenstände, an denen diverse Kleinigkeiten verkauft werden. Die Landschaft ist so abwechslungsreich, dass ich mich schließlich bremsen muss, nicht an jeder Ecke Halt zu machen. Mein Ziel für ein sehr spätes Mittagessen bei warmem Sonnenlicht ist der Küstenbereich des Ortes Porto Limnionas. Nachdem ich die Hauptstraße verlasse, schlägt die Nebenstraße heftige Haken und es ist spürbar, dass hier in kurzer Zeit Tiefe erreicht werden muss. Es geht zügig einige Höhenmeter nach unten, entsprechend viel kurble ich am Lenkrad, aber die letzten Meter vor dem Restaurant zaubern mir dann ein lachendes Staunen ins Gesicht. Das Restaurant liegt nämlich ganz exklusiv direkt auf der Klippenkante mit einem Panorama, das so wundervoll ist, dass ich nur versuchen kann, es zu beschreiben. Seitlich fällt die Felswand terrassenförmig zu einer filmreifen Lagune ab, so dass es mehrere schöne Möglichkeiten gibt sich auf einem der vorhandenen Liegestühle in der Sonne zu baden. Das Wasser in der Bucht schillert in der Nachmittagssonne und die unterschiedliche Blautöne sind zu kitschig, um einen Vergleich anzustrengen. Ich wähle den Tisch in einer Ecke der Terrasse, der mir den Blick auf die Bucht und das weite Meer ermöglicht, wobei mir die Sonne fast direkt ins Gesicht scheint. Wenig später bekomme ich mein Bifteki zusammen mit einer kühlen Coke und ich schätze mich unendlich glücklich, gerade jetzt genau hier zu sein. Während ich da so sitze und mein Essen genieße, wird mir klar, dass es nur absolut logisch ist, dass bei dieser landschaftlichen Schönheit die Dichter und Denker der Antike aus Griechenland kommen mussten.
DAS TAUCHEN AUF ZAKYNTHOS
Wie eingangs schon erwähnt, sind die Tauchgebiete vor Zakynthos mehr als beeindruckend. Wohlgemerkt, ich spreche natürlich von Mittelmeertauchen – wir erleben es immer wieder, dass Ägypten-Fans einen zu hohen Maßstab bei den Tauchplätzen ansetzen – aber vor allem die Vielfältigkeit und die Beschaffenheit unter Wasser sind die großen Trümpfe von Zakynthos. Alleine schon die Anzahl der Tauchplätze auf der bei Nero Sport ausgehängten Karte schafft große Vorfreude, denn es sind mittlerweile über 30 abgesteckte Spots. Diese liegen dicht an der Südwestküste beieinander und sind problemlos mit einem der gut ausgestatteten und praktischen Tauchboote von Nero Sport zu erreichen. Über Tausende von Jahren hat die Natur hier eine einzigartige Landschaft entstehen lassen, die gespickt ist mit Felsnadeln, Höhlen, Grotten und Felsbögen. Schon wenn Peter ins Erzählen über „seine Tauchplätze“ kommt, möchte man am liebsten sein Gerödel packen und ins Wasser hüpfen. Beeindruckend ist vor allem auch die Fauna vor Zakynthos, denn man trifft immer wieder Schwärme von Barrakudas, die wie silberne Speere durch das tiefblaue Wasser zischen. Drachenköpfe liegen teilweise äußerst dekorativ in den Felsspalten. Mir gefallen vor allem die vielen Brassen und Sardinen, die immer wieder ihre Bahnen um die Tauchgruppen ziehen. Darüber hinaus sieht man Tintenfische, Schnecken, Schleimfische, Muränen und Krebstiere – die Fotomotive sind unter Wasser ebenso toll wie über Wasser. Und trotzdem, das Aushängeschild bleiben die Felsformationen, die ein sensationelles Höhlen- und Grottensystem bilden. Schillernd bewachsene Wände, die oft in Drop-Offs übergehen, kennzeichnen die Unterwasserwelt von Zakynthos. Das Schöne ist zudem, dass hier für jedes Taucherlevel etwas dabei ist. Sowohl Anfänger als auch erfahrene Taucher können die Höhlenwelt hier erkunden.
Apropos Taucherlevel: dies ist tatsächlich eines der absoluten Markenzeichen von Nero Sport, schließlich sind sie echte Experten was das Kindertauchen angeht. Ab 8 Jahren werden Tauchkurse für Kinder angeboten, die dann mit passendem Kinderequipment von Dennis und seinem Team professionell und auch mit dem nötigen Einfühlungsvermögen ans Tauchen herangeführt werden. Für Familien ein toller Trumpf, denn hier steht Kinderbetreuung nicht nur drauf, hier ist sie auch tatsächlich in jeglicher Form drin. Sollten Mama und Papa nämlich mal alleine tauchen wollen, wird in der Basis auch auf die Kleinen aufgepasst. Das und die Möglichkeit des Kindertauchens ist eine mehr als bemerkenswerte und tolle Auszeichnung, die ich in dieser ausgeprägten Form weltweit noch nirgends gesehen habe. Daumen hoch! Meinem Sportarzt, den ich leider viel zu häufig aufsuchen muss, weil ich immer wieder eine Zerrung oder einen ausgerenkten Wirbel habe, habe ich vor einiger Zeit Zakynthos für sich und seine Familie empfohlen. (Und solche Empfehlungen müssen mit Bedacht ausgesprochen werden, schließlich soll der Mann mich ja auch weiterhin so fachgerecht und sensibel einrenken.) Er war auf jeden Fall dermaßen begeistert von Zakynthos und dem Nero Sport-Team, dass wir uns nun regelmäßig darüber austauschen können. Er ist nämlich ein echter Nero Sport Stammgast geworden, wie so viele andere auch.
DIE GEMÜTLICHE TAUCHBASIS
Meine Zeit auf Zakynthos nähert sich leider schon dem Ende, aber ich habe Glück, denn mindestens einmal pro Woche gibt es in der Tauchbasis Nero Sport einen Grillabend. Oder aber einen Fischabend. Oder einen griechischen Abend. Irgendwas besonderes auf jeden Fall und diese Abende sind wirklich absolute Highlights während eines Aufenthalts bei Nero Sport. Den ganzen Tag schon wuseln Peter und Lotte, sowie das gesamte Team, durch die Tauchbasis, um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen. Um bei so einem Abend dabei sein zu können, sollte man sich übrigens vorher unbedingt in eine der ausgehängten Listen eintragen, denn die Plätze sind alleine schon aufgrund der Kapazität an den Tischen begrenzt. Wer jetzt aber denkt, dass es sich um eine Handvoll Plätze handelt, der irrt, denn bei unserem Fischabend zum Beispiel versammeln sich ca. 30 hungrige und vorfreudige Taucher und Gäste, die allesamt, um die Kochkünste der Nero-Sport-Crew wissen. Bei Grillabenden unter freiem Himmeln sind es sicherlich sogar noch mehr Anmeldungen, denn neben der guten Küche ist die heimelige Atmosphäre an der Tauchbasis einfach Weltklasse. Für mich ist das ohnehin eine der größten Künste im Tauchbereich, diese Gratwanderung aus seriöser Tauchbasis, die alles ordentlich und zuverlässig abwickelt, und kumpeliger Wohlfühloase mit Flair, wo jeder gerne auch abseits des Tauchen abhängt, hinzubekommen. Sollte jemand den Wunsch verspüren genau dies einmal live zu erleben, sollte er zu Nero Sport reisen. Das Team ist fantastisch, kümmert sich um alles, Möglichkeiten werden erklärt und Hilfe wird angeboten. Dazu findet man eigentlich immer jemanden auf der Tauchbasis, mit dem man reden, erzählen oder was auch immer machen kann. Einfach nur super! Die Beiträge bei Taucher.net sprechen hier übrigens eine deutliche Sprache, aber dies nur am Rande. Als es endlich Abend ist und sich alle nach und nach an den Tischen versammeln, liegt schon ein leckerer Geruch in der Luft. Nach und nach werden die frischen Fische serviert und jeder einzelne Teller wird einem langgezogenen „Oooh“ oder „Aaaah“ kommentiert. Dummerweise sitze ich am letzten Tisch, was bedeutet, dass ich viele Ooohs und Aaaahs mit anhören darf, bis mein Fisch endlich den Weg zu mir gefunden hat. Zu dem gegrillten Leckerbissen gibt es eine griechische Spezialität, eine Art Kartoffelbrei mit Knoblauch, Zitrone und ganz viel leckerem Olivenöl, sowie frischen Salat. Ein Gedicht. Lotte hat sich in der Küche selbst übertroffen und mein letzter Abend könnte nicht besser sein. Bis Peter mit seiner, in Taucherkreisen bekannten, Ouzo-Flasche anrückt und großzügig 0,2 Gläser vollmacht. Eine Widerrede gibt es quasi nicht und so zische ich die gefühlte Ouzo-Maß weg. Ein paar lustige Tauchergeschichten und einige weitere „einer geht noch“-Ouzos später, bin ich, wie eingangs erwähnt, heilfroh, dass sich das Appartement direkt hinter der Tauchbasis befindet und ich einfach nur den Feldweg nach hinten torkeln muss. Mein Flug nach Athen geht um 06.40 Uhr. Na dann, gute Nacht…!
ATHEN
Für mich geht es von Zakynthos weiter nach Athen, zum einen weil es die beste Möglichkeit ist, zu meinem zweiten Ziel zu gelangen und zum anderen weil ich noch nie in Athen war. Aus der Not eine Tugend gemacht, genau wie ich es mag. Athen, ja, gehört hat man selbstverständlich schon viel von der Hauptstadt der Antike, aber dort gewesen sind erstaunlich wenige. Genauso wie ich. Eine Nacht habe ich eingeplant, was fürs erste Mal reichen sollte, um mich später als weitgereister Weltenbummler ausgeben zu können. Der Flughafen ist recht weit außerhalb, aber mein Taxifahrer probt anscheinend für seinen nächsten Formel 1-Auftritt und so pflügen wir mehr als zackig durch die Autobahn und mindestens genauso schnell durch die Innenstadt von Athen. Wenn man schon mal in Athen ist, sollte man sich übrigens unbedingt ein Hotel in der Altstadt, der Plaka, nehmen. Dieser Stadtteil besteht nur aus kleinen Gassen, Straßenrestaurants, erstaunlich vielen Bäumen und Geschäften. Herausheben möchte ich das an jeder Ecke vorzügliche Eis und die bemerkenswert kreativen, allerdings auch derben Sprüche auf den T-Shirts. Beispiel? Wie wäre es mit „Oedipus, the original motherfucker.“ Okay, Themawechsel. Das Praktische an der Plaka ist, dass man von dort aus alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen kann und bei den Erkundungen gleich noch die Stadt ein wenig kennen lernt. Die Akropolis erreiche ich in ca. 25 Minuten zu Fuß, wobei es beeindruckend ist, wie viele Menschen sich die Stufen hoch zu der Tempelanlage quälen. Nicht, dass ich erwartet hätte, die Akropolis für mich alleine zu haben, aber dass in der Nebensaison so viele Touristen da sind, hätte ich nicht gedacht. Die Anlage ist mehr als sehenswert, auch wenn sie sich, wie mir erklärt wird, anscheinend permanent in Restauration befindet. Die Aussicht über die Stadt erklärt, warum die Akropolis das Wahrzeichen ist, denn sie thront wirklich über Athen. Weiter geht es über verschiedene kleinere Tempelanlagen, einen einheimischen Obst- und Nussverkäufer, mit dem ich kurz aber intensiv über die griechische Politik diskutiere und dabei hervorragende Wegzehrung für kleines Geld abgreife, bis ich schließlich beim Panathinaiko-Stadion bin. Nicht dem Fußball-Stadion, sondern dem Stadion, in dem die ersten olympischen Spiele im Jahre 1896 abgehalten wurden. Schon von außen sieht es gewaltig aus, allerdings ist es oval und überraschenderweise zu einer Seite hin offen. Von oben ist die Sicht auf das Spielfeld grandios, kaum auszudenken, wie die Stimmung war als in diesem Stadion wirklich Höchstleistungen vor ausverkauftem Haus gezeigt wurden. Seit „Asterix bei den Olympischen Spielen“ wollte ich unbedingt mal hierher und nun endlich kann ich diesen Traum verwirklichen. Fehlt nur noch ein Olivenkranz auf dem Siegertreppchen… Glücklich ist, wer wie Otto Rehhagel hier den Europameistersieg mit Griechenland 2004 feiern durfte! Den Abschluss meiner Tour bildet der Zeus-Tempel, wobei der Name nicht Programm ist. Bei Zeus erwartet man ja schon etwas gigantisches, pompöses, aber leider sind nur noch wenige Säulen des ehemals Ehrfurcht gebietenden Säulentempels übrig. Dennoch, ein schönes Foto mit der Akropolis im Hintergrund springt allemal heraus. Ein klasse Rundgang, über den ich mich spätnachmittags am Flughafen beim Betrachten der tollen Bilder nochmal so richtig freue. Nächster Halt ist Thessaloniki, von wo aus ich zu einem Insidertipp weiterreisen möchte…
Mit Insidertipps ist das ja immer so eine Sache. Viele werden als ein solcher bezeichnet, sind es aber eigentlich gar nicht wirklich, weil das entsprechende Zielgebiet schon in jedem Reiseführer mehrfach erwähnt. Für mich ist ein Insidertipp ein Tipp, den man nicht mal eben so nebenbei erhält oder findet. Ein Insidertipp sollte außergewöhnlich sein und die Antworten auf den Tipp „habe ich noch nie gehört“ oder „kenne ich nicht“ sollten eine handgestoppte 75 % Quote haben. Und gerade weil es noch so wenige kennen, sind Insidertipps auch oft noch klein und beschaulich. Gerade das macht es aus. Sicherlich gibt es da noch feine Abstimmungen, aber Kalamitsi, soviel darf ich vorwegnehmen, ist ein ECHTER Insidertipp. Ich selbst hatte davon noch nie gehört. Ich habe den Namen Kalamitsi einigen Griechenland-Kennern mitgeteilt, die ebenfalls die Mundwinkel nach unten verzogen und den Kopf geschüttelt haben. Ja selbst mein Lieblings-Grieche um die Ecke, der mit Ouzo ebenso großzügig umgeht wie Peter auf Zakynthos, konnte diesen Ort nicht zuordnen. Auch hier als Hilfestellung etwas Erdkunde, Kalamitsi liegt auf der sogenannten Drei-Finger-Halbinsel Chalkidiki, und zwar auf dem mittleren Finger Sithonia. Chalkidiki haben dann doch vielleicht einige schon mal gehört, was daran liegt, dass einer der drei Landfinger von Chalkidiki recht touristisch ist und entsprechend hier und da schon mal beworben wird. Dies wäre der linke Finger, der Kassandra heißt. Den rechten Finger kennt man vielleicht auch vom Namen: Athos, auf dem sich der gleichnamige heilige Berg samt Kloster befindet. 3000 Mönche leben dort, Touristen und selbst „normale“ Einheimische sind dort nicht zu finden. Frauen ist der Zutritt gar „verboten“. Bleibt eben noch der mittlere Finger, der bisher weitestgehend nur Insidern bekannt war. Einer dieser Insider ist erfreulicherweise ein Leser meines Newsletters. Er hat mich nach meinem, oben bereits erwähnten, Reisebericht über Adrasan angeschrieben und gefragt, ob ich Interesse an einem vergleichbarem Ziel wie Adrasan in Griechenland hätte: Kalamitsi. Seit Jahren macht er dort Urlaub, kennt Adrasan ebenfalls bereits und konnte mir daher Kalamitsi nur empfehlen. Deutsche Tauchbasis, kleiner Ort und ein weißer Sandstrand. Das ist mal eine Ansage und ein außerordentlich nettes Angebot, über das ich natürlich nicht lange nachdenken musste. Nach einem Treffen und dem Austausch vieler aussagekräftiger Bilder, über und unter Wasser, war klar, dass ich ganz schnell nach Kalamitsi muss, um dieses mehr als interessante Örtchen persönlich kennen zu lernen. Und da bin ich nun, am Flughafen von Thessaloniki auf dem Weg nach Kalamitsi. Viele nennen Thessaloniki auch nur kurz Saloniki, dies nur kurz als Hinweis, weil ich selbst deshalb zwischenzeitlich etwas irritiert war. Abgeholt werde ich von Vasilis, dem Inhaber der Tauchbasis Dolphin Dive in Kalamitsi. Vasilis ist Deutsch-Grieche, die Familie kommt aus Griechenland, groß geworden ist er aber in NRW. Entsprechend spricht er fließend deutsch und hat einige deutsche Eigenschaften verinnerlicht, wie zum Beispiel Zuverlässigkeit, Seriosität und Pünktlichkeit. Er und seine Münchner Frau Sylvia leiten die Tauchbasis mit der dazugehörigen Café-Bar in Kalamitsi. Ende Juni wird ihr eigenes Hotel, direkt hinter der Tauchbasis, fertig. Auf der ca. zweistündigen Fahrt von Saloniki nach Kalamitsi erzählt mir Vasilis von seiner Tauchbasis und dem Ort Kalamitsi. Zwischendurch halten wir bei einer Bäckerei, in der er immer den Lieblingskuchen seines Sohnes besorgt. In diesem Gespräch merke ich schnell, dass der Begriff Insidertipp hier sicherlich richtig ist, denn Vasilis arbeitet bisher mit keinem Reiseveranstalter zusammen, er ist sich nicht mal ganz sicher, ob er weiß, wie das Wesen eine Veranstalters funktioniert. Das alles macht ihn und den Ort noch sympathischer, denn, auch das ist schnell klar, Vasilis und auch Sylvia sind komplett aufrichtig, ehrlich und ganz bodenständige Menschen. Vasilis ist zum Beispiel keiner, der mir erst mal lang und breit erzählt, wie toll er und seine Tauchbasis sind, sondern der sehr zurückhaltend und dabei interessiert an mir und meinen Gedanken ist. Als wir in Kalamitsi ankommen, ist es bereits dunkel und ich habe nach meiner Athen-Tour und der Anreise Hunger wie zwei Gorillas. Zielsicher steuert Vasilis in eines der Restaurants im Nachbarort und begrüßt den Inhaber mit Umarmung. Einer seiner Lieblings-Läden lacht er und als ich anfange die umfangreiche Speisekarte zu studieren, fragt er mich, ob er das nicht vielleicht übernehmen darf. Wie im Film gibt er dem Inhaber unsere Bestellung durch und ich bin etwas irritiert, als er nach einem etwa zweiminütigen Monolog immer noch bestellt. „Ich hoffe du hast Hunger?“ fragt er mich vergewissernd und mein heftiges Kopfnicken lässt ihn strahlen. Perfekt, ich habe keine Ahnung was ich gleich essen werde, habe aber jetzt schon Appetit darauf. Kurz darauf klopft mir jemand von hinten auf die Schulter, woraufhin ich mich umdrehe und in ein herzliches, hochsympathisches Gesicht schaue. „Ich bin der Uwe, der Captain auf Vasilis’ Boot“, stellt er sich vor und setzt sich sofort zu uns. Uwe, hat hier in Kalamitsi öfter seinen Urlaub verbracht, ist mittlerweile Rentner und lebt während der Sommersaison gemeinsam mit seiner Frau Heidi hier, um auf Vasilis’ Boot als Kapitän zu helfen. Er hat seinen Tauchkurs hier bei Vasilis gemacht und die Ruhe, das Bemühen und die Professionalität von Vasilis haben ihm so gefallen und imponiert, dass er danach mit dem Herzen irgendwie in diesem zauberhaften Ort hängen geblieben ist. Wenig später (be)deckt der Kellner den kompletten 6-Mann-Tisch mit vielen, kleinen Tellern, von denen einer leckerer aussieht als der andere. Von Fisch, über Tsatsiki, Auberginen, Calamari, Sardinen, Tomatensalat, Datteln, Oliven, Fleisch, Pommes bis hin zu leckerem, frischen Brot und selbstverständlich zahlreichen Saucen ist alles dabei. Ich frage Vasilis, ob sich noch eine Reisegruppe zu uns gesellt, aber dem ist nicht so. Alles für uns. Ich komme mir vor wie Homer Simpson am Buffet, der alles gleichzeitig in unglaublicher Geschwindigkeit verschlingt, nur dass ich jeden einzelnen Bissen genieße. Echte griechische Küche ist einfach ein Traum! Der Inhaber schaut mehrmals vorbei, redet irgendetwas auf Griechisch mit Vasilis, lacht herzhaft zu mir rüber und streichelt sich dabei seinen Bauch. Ja, genau so kann man das auch ausdrücken. Als ich mich durch alle Teller mehr oder weniger durchgekämpft habe, kommt auch Sylvia dazu, hilft uns bei den ganzen Leckereien und ich freue mich, sie so auch gleich in dieser lustigen Runde kennen zu lernen. Die Herzlichkeit der beiden bzw. der dreien ist sehr einnehmend und so fühle ich mich direkt pudelwohl. Dazu bin ich richtig satt, was ja mal kein schlechter Start ist.
DER ORT KALAMITSI
Am nächsten Morgen werde ich von Sonnenschein geweckt und als ich meine ersten Schritte auf die Straße heraus setze, traue ich meinen Augen nicht. Gestern nach dem Abendessen war es natürlich schon dunkel, ich war hundemüde und habe demnach nicht mehr viel von meiner Umgebung gesehen. Jetzt aber, bei Tages- und Sonnenlicht sehe ich einen der schönsten Strände, den ich am Mittelmeer je gesehen habe. Die Tauchbasis Dolphin Dive von Vasilis und Sylvia befindet sich zentral in der Bucht direkt am Strand. Und an diesem stehe ich jetzt und staune. Feiner, weißer Sandstrand, eine sichelmondförmige Bucht mit türkisblauem Wasser, eingerahmt links und rechts von dicht bewachsenen Felsen. Im Meer liegen wie gemalt einige kleine Fischerbötchen, die das traumhafte Bild dieses Strandes abrunden. Gut, ich muss dazu sagen, es ist Nebensaison und entsprechend ruhig ist der Strand gerade, aber dennoch einen solch schönen und noch dazu breiten Sandstrand muss man erst mal haben. Das Wasser läuft ganz flach hinein, wodurch man in der gesamten Bucht wunderbar baden und entspannen kann. Auch für Kinder ist das hier ein sehr großzügiger Spielplatz. Aber was erzähle ich hier lange, schauen Sie sich einfach meine Bilder an und Sie werden meine Begeisterung sofort verstehen und ganz sicher teilen. Wow!
Der Ort Kalamitsi ist wirklich winzig, ich bin fast geneigt ihn als Dorf zu beschreiben. Kalamitsi liegt ein wenig eingekesselt von Bergen und besteht eigentlich nur aus einer echten Straße, welche vom Berg hinunter in den Ort hinein, durch den Ort hindurch und wieder hinaus führt. Dazu gibt es noch eine weitere Verbindungsstraße innerhalb des Ortes und eine Handvoll Seitenstraßen. Am Strand vorne gibt es einige kleinere Geschäfte, eine Art Gemischtwaren-Supermarkt mit Bäckerei, ein kleines Cafés und Restaurants. Alles aber in kleinem, beschaulichem Rahmen. In den Restaurants hat man eigentlich immer einen schönen Meerblick, einige haben Tische draußen am Strand, so dass man sein Mittagessen mit den Füßen im Sand genießen kann. Erstaunlicherweise gibt es in Kalamitsi sogar recht viele Unterkünfte, die zusammen gezählt auf eine gute Bettenzahl kommen, aber dies verteilt sich auf kleine Pensionen und zwei Hotels, von denen sich eines im strandferneren Ortsbereich befindet. Vasilis und Sylvia haben, was das angeht, wirklich die beste aller möglichen Pole-Positions. Durch die mittige Lage der Tauchbasis vorne am Strand kommt zu jeder Zeit echtes Urlaubsfeeling auf. Das Schönste allerdings ist die Kombination aus Tauchbasis und Café/Bar. Direkt an die Tauchbasis angegliedert haben die beiden nämlich eine gemütliche Bar mit überdachten Plätzen eingerichtet, in der man nach dem Tauchen noch ganz entspannt zusammen sitzen, einen aromatischen Kaffee aus Sylvias toller Barista-Maschine oder einen Drink genießen und auf das Meer schauen kann. Manchmal bleiben die Gäste bis spät in den Abend hinein dort hängen, erzählt mir Uwe. Vasilis kümmert sich um das Tauchen, Sylvia sorgt für das Wohl der Gäste danach. Es gibt kleine Snacks, alle möglichen Getränke und ab und zu veranstalten die beiden abends Grillpartys und ähnliches. Die beiden machen das mit so viel Herzblut, dass es mich wirklich mehr als packt. Ich fühle mich so wohl, weil ich mich in vielen Situationen an meine Kindheit erinnert fühle. Wie ich mit meinem Vater morgens im Sommerurlaub zum Bäcker gelaufen bin und mir das als ausgewiesener Langschläfer dort immer leicht gefallen ist. Wie ich eigentlich kaum etwas zu meiner Bespaßung benötigt habe außer dem Meer und dem Strand. Abends mussten mich meine Eltern von meinen Burgen förmlich wegzerren. Und wie ich abends auf einer Mauer sitzend auf das Meeresglitzern geschaut habe, ohne dabei ein Handy klingeln zu hören.
Die perfekte Abrundung eines Tauchurlaubs in Kalamitsi wird aber die Möglichkeit sein, in dem kleinen Hotel (Porto Kalamitsi) von Vasilis und Sylvia zu wohnen, welches jetzt Ende Juni fertiggestellt wird. Das Grundstück, auf dem sich schon die Tauchbasis und die Bar befinden, hat nach hinten noch sehr viel Platz und war bis vor Kurzem ein kleiner Campingplatz. Letztes Jahr haben die beiden dann den Entschluss gefasst, Nägel mit Köpfen zu machen, und ein Hotel zu bauen, um alles aus einer Hand anbieten zu können. Es wurde viel geplant und nachgedacht, jeder hat Ideen aus den umliegenden Ortschaften, Nachbarhäusern und anderen Hotels mitgebracht, um so den Traum vom eigenen Hotel möglichst ideal umzusetzen. Herausgekommen ist ein sehr modernes Hotel, das ich leider vorerst nur auf den Plänen der Architektin bewundern konnte, aber ich bin mir bei soviel Herz und Leidenschaft sicher, dass wir hier eine sehr schöne Unterkunft mit Frühstück anbieten können. Dieses wird dann auf Wunsch vorne an der Bar angeboten werden, so dass man schon morgens die schöne Aussicht genießen kann.
Preisbeispiel
Flug ab Deutschland nach Thessaloniki inklusive Flugsteuern, 7 Nächte Hotel Dolphin Resort im Doppelzimmer mit Frühstück, 1 Woche Mietwagen ab/an Flughafen Thessaloniki und 12 Tauchgängeab EUR 759,00 pro Person
Um von Saloniki nach Kalamitsi zu gelangen, gibt es zwei Optionen. Entweder wir arrangieren für Sie ganz normal den Transfer und Sie werden vom Flughafen abgeholt bzw. dorthin zurückgebracht. Die andere Option ist, dass wir ab dem Flughafen für Sie einen Mietwagen arrangieren, Ihnen eine genaue Wegbeschreibung nach Kalamitsi mitgeben und Sie so den Vorteil haben, während des Aufenthalts vor Ort flexibel zu sein. Dies kann gerade in der Nebensaison interessant sein, weil die Mietwägen teilweise für eine Woche genauso viel kosten, wie die Transfers. Je nachdem wie Sie es mögen, können wir beides für Sie ermöglichen.
Eine wichtige Information für Kalamitsi ist im Übrigen, dass der Ort speziell im August sehr gefragt ist, weil dann die Griechen selbst Urlaub machen. Allerdings beginnt im September die Nebensaison und es wird deutlich ruhiger – und günstiger.
DAS TAUCHEN VOR KALAMITSI
Insidertipps gibt es wie gesagt oft. Vor allem über Wasser. Unter Wasser wird das dann schon etwas schwieriger, denn Taucher sind Pioniere und scheuen das Unbekannte weniger als „normale Urlauber“. Ich möchte nicht so weit gehen und sagen, dass Kalamitsi taucherisch ein Insidertipp ist, denn das würde die Erwartung an die Qualität der Tauchplätze zu hoch schrauben, aber nach meinen bescheidenen Mittelmeer-Taucherfahrungen in Spanien, Malta, Italien, Griechenland und der Türkei möchte ich definitiv herausstellen, dass Kalamitsi in meinem persönlichen Ranking ganz weit oben landet. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Tauchbasis Dolphin Dive die einzige in Kalamitsi. Vasilis kann jeden Tag aus dem Vollen schöpfen, denn er wird mit seinen Tauchern alleine sein, egal für welchen Platz er sich entscheidet. Ich liebe das! Es im Vorfeld schön zu wissen und macht außerdem die Anfahrt zum Tauchplatz schon zu einem Erlebnis, schließlich genießt man die vom Boot aus vorbeiziehende Landschaft ganz exklusiv. Dann kommt hinzu, dass Vasilis ein sensationeller Tauchguide ist, denn was er macht und plant, ist durchdacht und professionell. Wetter, Strömungen, Tauchlevel, Sichtweiten – all das bezieht er bei seinen Überlegungen welche Tauchplätze angefahren werden und mit wem er tauchen geht mit ein. Das klingt vielleicht selbstverständlich, ist es aber in der Praxis nicht, denn oft werden im Alltagsgeschäft vieler Tauchbasen dann doch wieder Anfänger mit Fortgeschrittenen zusammengewürfelt, um das Tauchboot zu füllen. Vasilis kommuniziert alles ehrlich und offen, fragt nach und möchte seine Taucher kennenlernen – das schafft Vertrauen. Vertrauen, das gerade bei Anfängern extrem wichtig ist. Würde ich meinen Tauchkurs nochmal absolvieren, ich würde mich sehr gerne in die Hände von Vasilis begeben. Und schließlich sind die Tauchplätze richtig, richtig gut. Unberührt, interessant und abwechslungsreich. Vasilis hat zwei Tauchboote, ein kleines Schlauchboot für die kurzen Ausfahrten rund um die Bucht von Kalamitsi, sowie ein größeres Tauchboot mit dem man komfortabel alle weiter entfernten Tauchplätze erreicht. Als wir aufbrechen und aus der Bucht herausfahren, ragen sofort wieder diese beeindruckenden Felsklippen in den Himmel. Aus der Vogelperspektive betrachtet stürzen sie ca. 200 Meter tief ins Meer hinab. Schon wieder komme ich mir vor, wie in einer Filmkulisse, denn der Pinienbewuchs mit den hellen Felsen würde jedem Fantasy- oder Abenteuerstreifen gut zu Gesicht stehen. Das Wasser ist ganz klar und man kann selbst vom Boot aus den tiefen Grund sehen. „Gute Sichtweiten, was? Das hat man hier sehr häufig“ lacht unser Kapitän Uwe, als er meinen verharrenden Blick ins helle Blau sieht. Die Tauchplätze sind ganz unterschiedlich, von flach mit Seegras und Korallen bis hin zu knackigen Steilabfällen mit artenreichem Bewuchs ist alles dabei. Die Wände und Felsen sind großflächig mit bunten Schwämmen und Federhaarsternen bewachsen. Röhrenwürmer und Schraubensabellen recken ihr filigranes Geäst ins klare Wasser. Ein massiger Zackenbarsch gesellt sich zu uns. Vor allem aber finden die Mönchsfisch-Schwärme meine Aufmerksamkeit. Zu beachten gilt aber, dass es immer mal wieder zu Strömungen kommen kann, gerade bei den Top-Tauchplätzen wie zum Beispiel der Felspyramide „Tower“. Die Überhänge dort fallen bis auf 45 Meter ab, unter denen sich viele Oktopusse, Langusten und Muränen verstecken. Schwämme leuchten auch hier in knalligen Farben und in den Spalten verstecken sich Nacktschnecken und Krebsarten. Steilwände dieser Art gibt es einige in Kalamitsi, wie zum Bespiel auch bei Ambelos III, wo man ebenfalls viele Fischschwärme bestaunen kann. Sehr schön ist auch das leicht betauchbare Wrack eines Goldtransporters, welches sich nur wenige Minuten von Kalamitsi entfernt befindet. Das Deck ist leider nicht mehr vorhanden, aber so gelangt man leicht in das Innere des Wracks. Der tiefste Punkt am Heck befindet sich in einer Tiefe von 18 Metern, so dass auch Anfänger in den Genuss dieses Tauchplatzes kommen.
DIE REGION KALAMITSI
Nach dem Tauchen bleibt man in Kalamitsi oft noch zusammen sitzen oder geht auch mal direkt danach zusammen essen. Gerade so etwas mag ich besonders, denn genau diese Spontaneität geht einem in Deutschland doch oft ab. Mir geht es zu mindestens so. Vasilis entscheidet sich, nicht zurück in die Bucht von Kalamitsi zu fahren, sondern wir legen stattdessen im Hafen des Nachbarortes an. Dort wartet Sylvia schon auf uns und durch den Fahrtwind getrocknet, können wir auch direkt in eines der einladenden Restaurants direkt an der Marina überwechseln. Die schöne Terrasse liegt noch in der Nachmittagssonne und wir alle genießen das warme Licht. Natürlich erledigt Vasilis wieder die Bestellung für mich und uns, so dass der Tisch wieder aussieht wie ein Buffet für einen Reisebus. Spontan kommen zwei weitere Tauchgäste dazu und das fällt bei der Menge an leckerem Essen definitiv niemandem auf. Im Gegenteil sie bereichern unsere sehr nette Runde. Der Wirt lässt es sich nicht nehmen, nach dem Essen mit einem weiteren Tablett zu uns zu kommen, dieses Mal allerdings sind es Ouzo-Stamperl: Jamas! Oder „Prost“, je nachdem…
Kalamitsi ist eine Perle. Klar, im Hochsommer ist auch dieser Ort gut besucht, aber dennoch hat Kalamitsi dieses gewisse Etwas. Das ist immer schwer zu beschreiben, aber gerade meine Erfahrungen in diesen familiären Restaurants, dieses unverbrauchte Wesen eines Ortes, der noch nicht von Touristen geprägt ist, und dieser sensationelle Strand ergeben ein wundervoll romantisches Bild eines Mittelmeer-Ortes, über dem noch so ein bisschen der Zauber „von früher“ liegt. Manche finden so eine Beschreibung bestimmt kitschig, aber ich habe es ja weiter oben versucht zu beschreiben, ich habe Kalamitsi ab und an wahrgenommen, wie ich es früher als Kind getan hätte. Als der Gang mit dem Papa zum Eismann noch das Allergrößte überhaupt war. Vasilis und Sylvia sind dazu die idealen Gastgeber, denn bei so viel Herz, fühlt man sich einfach wohl. Ich bin über alle Maßen froh, dass mich der besagte Leser meines Newsletter und offensichtlicher Insider wegen Kalamitsi kontaktiert hat und ich so diesen wunderschönen, kleinen Ort auf der Dreifinger-Halbinsel Chalkidiki kennen lernen durfte… Ein echtes Geschenk.
So, und damit bin ich auch „schon“ wieder fertig mit meinem Reisebericht. Mein Ehrenwort, dass derNewsletter dieses Mal etwas kürzer wird, habe ich spektakulär eingehalten, und zwar um eine dreiviertel Seite gegenüber der letzten Ausgabe. Trotzdem, ich hoffe Ihnen haben meine Erzählungen gefallen und Sie konnten sich ein wenig wie in Griechenland fühlen. Mir hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, Ihnen von meiner Reise zu berichten.
Wie immer freue ich mich über Kommentare oder gerne auch mal eigene Erlebnisse – ob als Kind oder Erwachsener – aus dem Mittelmeer.
Von Herzen alles Gute, sonnige Grüße
Ihr / Euer
Jan Thies
Geschäftsführer