SS Thistlegorm
Von der Sinai – Halbinsel bis Berenice gibt es unzählige Tauchplätze, die unglaublich sehenswert sind. Nicht ohne Grund ist das Rote Meer eines der beliebtesten Tauchreviere weltweilt und das schon seit Jahren.
Zu den Highlights in Ägypten gehört definitiv das Wracktauchen. Hier liegen einige der bekanntesten Wracks, welche man auf einer Tauchsafari anfahren und betauchen kann.
Das wohl bekannteste Wrack im Roten Meer: die SS Thistlegorm (= Blaue Distel). Das britische Frachtschiff wurde im Oktober 1941 von zwei Bombenflugzeugen in der Nähe der Sinai-Halbinsel versenkt. Erst 1955 wurde die SS Thistlegorm von dem Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau entdeckt. Jedoch wurde zu dem damaligen Zeitpunkt die Position des Wracks nicht öffentlich Preis gegeben, sodass erst 1991 das Wrack wiederentdeckt wurde.
In einer Tiefe von 17 bis 30 Metern findet man die 126 Meter lange SS Thistlegorm. Der vordere Teil des Wracks ist noch gut erhalten. An Deck sind nach wie vor noch die Eisenbahnwaggons vorhanden, so wie sie 1941 beladen wurden. Im Inneren des Wracks sind auf zwei Laderäume unglaubliche Schätze aus der damaligen Zeit verteilt. Im ersten Laderaum befinden sich auf der oberen Ebene unzählige Motorräder, kleine Schützenpanzer und Lastkraftwagen bis hin zu Tragflächen von Flugzeugen. Im unteren Bereich entdeckt man diverse militärische Ausrüstungsgegenstände. Leider findet man auch die zerstörten Hinterlassenschaften von Souvenirjägern.
Viel beeindruckender ist der zweite Laderaum. Jeeps und weitere Motorräder, die gut erhalten und bis ins kleinste Detail erkennbar sind. Diese sind verladen auf riesigen Lkw´s. Es fühlt sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Beim Tauchen durch die Gänge saugt man ein großes Stück Geschichte mit auf. Auch bei einer Umrundung der SS Thistlegorm gibt es viel zu entdecken. Von gut bewachsenen Masten bis zu einem Geschütz am Heck. Gut sichtbar ist auch die Stelle, an der die Bomben einschlugen. Ein großes Trümmerfeld, der aber einen genauen Blick verdient hat. Hier liegen Munitionskisten und zerfetzte Fahrzeuge am Boden verteilt. Etwas seitlich liegend sind alte Lokomotiven und Panzer zu sehen, die durch den Untergang über Bord gegangen sind.
Zu guter Letzt sollte man sich noch das abgesprengte Heck der SS Thistlegorm anschauen. Große Fischschwärme tummeln sich um das Wrackteil, welches immer noch mit einer Flugabwehrkanone und einem Geschütz bestückt ist.
An der SS Thistlegorm sollte man auf jeden Fall mehrere Tauchgänge einplanen, um die volle Pracht dieses Wracks zu entdecken.
Rosalie Moller
Der einstige Kohlefrachter Rosalie Moller liegt nicht weit entfernt von der SS Thistlegorm. Das Schiff wurde nur zwei Tage nach dem Untergang der SS Thistlegorm von zwei Bombern angegriffen und im Oktober 1941 vor der Sinai-Halbinsel versenkt.
Das Wrack der Rosalie Moller befindet sich in einer Tiefe von 33 bis 52 Metern und ist somit nur von erfahrenen Tauchern zu betauchen. Die Bedingungen sind nicht immer einfach, schlechte Sicht und starke Strömungen erfordern große Konzentration unter Wasser.
Der Tauchgang zur Rosalie Moller ist wie ein Abstieg in eine Zeitkapsel. Um das ganze 108 Meter lange Wrack bestaunen zu können, sollte man aufgrund der Tiefe mehrere Tauchgänge einplanen.
Allgemein sollte man sich erst einen Gesamteindruck des Wracks machen. Vom Heck bis Bug erlebt man schon die ersten Glasfische, die um einen komplett bewachsenen Mast toben. Ein Blick von vorne auf das Bug, bringt direkt den Gedanken hervor, es handele sich um ein Geisterschiff. Die Rosalie Moller steht auf ebenem Kiel am sandigen Grund, was diesen Gedanken nur noch verstärkt, und ist sehr gut erhalten. Die Unterwasserwelt hat das Wrack sehr gut angenommen und wurde die Heimat von Rotfeuerfischen und Barschen.
Der interessanteste Bereich der Rosalie Moller befindet sich zwischen den mittleren Aufbauten und dem vorderen Mast. Im Inneren des Wracks gibt es noch gut erhaltene Räume, wie die Kombüse mit Töpfen und Besteck, eine Werkstatt mit Schraubenziehern und Sicherungen, sowie das Badezimmer des Kapitäns.
Lediglich für erfahrene Taucher empfiehlt sich der Abstieg über das durch die Bombe aufgesprengte Loch in den Laderaum Richtung Bug. Im oberen Bereich des Maschinenraums findet man drei imposante Kessel der Dampfmaschine, sowie ein Mahnmal, nicht tiefer in das Wrack einzudringen: Neben der Dampfmaschine hängt eine Gedenktafel, die einem Taucher gewidmet ist, der sich im Inneren verirrt und den Weg zum Licht nicht mehr gefunden hat.
Durch eine schmale, enge Treppe gelangt man in den unteren, dunklen Teil der Rosalie Moller. Für diesen Tauchgang empfiehlt sich eine Taucherlampe mitzunehmen. Es ist eine absolute taucherische Herausforderung. Viele gut erhaltene, kleine Räume sind in diesem Bereich zu sehen. Alte Anzeigen und Schalttafeln, die durch die Zeit etwas verkrustet sind und einen kleinen Werkraum. Hier würde jedem Handwerker das Herz aufgehen, bei dem umfangreichen, handwerklichen Inventar.
Das Betauchen der Rosalie Moller ist eine beeindruckende Erfahrung und ein ganz besonderer Tipp! Sehr Fischreich, ob im inneren oder äußeren Bereichs des Wracks.
Chrisoula K
Dieses Schiff erlitt das gleiche Schicksal wie das Wrack der Giannis D. Der Stückgutfrachter fuhr voll beladen mit Bodenfliesen 1981 gegen das Riff von Sha´ab Abu Nuhas. Die Crew konnte sich an das ägyptische Festland retten. Kurze Zeit später zerbrach die Chrisoula K und rutschte hinab in die Tiefe.
Ab einer Tiefe von 2 Metern sieht man schon die ersten Wrackteile der Chrisoula K. Am besten begibt man sich als erstes zum prächtig bewachsenen Heckbereich, welches in einer Tiefe von 27 Metern liegt. Ein riesiger Propeller sowie das große Ruderblatt fallen einem direkt ins Auge. Gut erhaltene Schiffsaufbauten wie die Reling, Winschen und Poller wurden vollständig von Korallen in Besitz genommen. Kleine Makrelenschwärme und Schildkröten tummeln sich hin und wieder im Bereich des Lademasts.
Von hier aus gelangt man durch eine große Öffnung in den hintersten Laderaum. Auf dem Boden verteilt, liegen etliche Pakte von Bodenfliesen „Made in Italy“. Nach oben hin ist der Laderaum teilweise offen, so dass sich ein tolles Lichtbild in dem langgezogenen Gang abspielt. Gegen Ende des Laderaums befinden sich noch weitere Räume, die noch gut erhalten und zu erkennen sind. Eine kleine Werkstatt, ausgestattet mit einer Werkbank und einer Standbohrmaschine, sowie die Kombüse.
Von der Brücke aus findet man einen Einstieg in den sehr engen und dunklen Maschinenraum. Dieser Tauchbereich ist lediglich erfahrenen Tauchern zu empfehlen. Für diesen Bereich wird eine Taschenlampe, sowie ein Back-up-Light benötigt. Durch mehrere Gänge und Türen gelangt man immer tiefer in das Wrack hinein. Vorbei an einer Werkstatt, mit gut erhaltenen handwerklichen Inhalten, hinüber zu alten Motoren mit Sicherheitskästen und Rohrleitungen. Im untersten Teil des Maschinenraums erwartet einen noch eine alte Schalttafel, Motorenblöcke und Reste von Arbeitsbekleidung. Hier ist deutlich zu spüren, dass das Wrack mit Leben erfüllt war.
Außerhalb des Wracks, welches nahe an einem Riff liegt, kann man unzählige Korallen und einen tollen Fischreichtum bewundern. Alte Trümmer der Chrisoula K haben sich gut in die Unterwasserwelt eingefügt.
Kimon M
Am Riff Abu Nuhas (Vater des Kupfers), mussten schon mehrere Schiffe Ihr Schicksal erleiden. Auch die Kimon M prallte hier mit voller Fahrt im Jahr 1978 gegen die tückische Felsküste. Die Crew konnte noch rechtzeitig gerettet werden, bevor das Schiff vor der ägyptischen Küste unterging.
Die Kimon M ist das am weitesten entfernte Wrack im nordöstlichen Teil des Shaab Abu Nuhas. Aufgrund der Brandung an dieser Stelle, ist eine Anfahrt nicht immer durchführbar. Die Kimon M befindet sich in einer Tiefe von 12 bis 31 Metern. Das Wrack liegt komplett auf der Steuerbordseite, was in einigen Tauchern ein mulmiges Gefühl hervorruft. Sie wirkt dadurch etwas instabil und die lauten Knirschgeräuche, die ab und an zu hören sind, unterstreichen dieses Gefühl.
Vom Heck aus, welches an der tiefsten Stelle liegt, taucht man in Richtung Ruderblatt und Schiffspropeller. Beide sind schön bewachsen und lädt zu einem Fotostop ein. Von der Fracht der Kimon M ist nichts mehr zu sehen, da das Schiff mit 4,5 Tonnen Linsen beladen war. Der hintere Deckbereich ist am besten erhalten, neben der Reling und den Winschen. Oberhalb der Aufbauten sind die ehemaligen Mannschaftsräume der Kimon M zu entdecken. Es ist sehr eng und dunkel, die Räume sind leer und sollten nur unter Bedacht betaucht werden.
Gleich im Anschluss findet man den hinteren Laderaum. Hier ist gut zu erkennen, wie hart die Kimon M gegen das Riff geprallt ist und welche Zerstörung das Wrack hinter sich hat. Zwischen den Laderäumen ragt der gut bewachsene, große Mast in Richtung offenes Meer. In Richtung Bug befindet sich im Bereich der mittleren Aufbauten der Eingang zum Maschinenraum. Durch den Laderaum zwei erreicht man ein Gewirr aus sedimentierten Rohren, Laufrosten und einzelne Elektromotoren.
Hier und da entdeckt man Thunfisch– oder Makrelenschwärme, die ihre Kreise um die Kimon M drehen. Aufgrund der geringen Tiefe ist dieses Wrack auch sehr gut für Anfänger geeignet.
Giannis D
Im April 1983 befand sich die Giannis D, beladen mit edlem Tropenholz, auf Ihrer letzten Fahrt im Roten Meer. Aufgrund eines Fehlers in der Navigation, kam das Schiff vom Kurs ab und fuhr mit voller Fahrt auf das Riff bei Sha´ab Abu Nuhas. Jeglicher Versuch, das Schiff vom Riffdach loszubekommen, scheiterte. Die Crew konnte sich glücklicherweise an Land retten. Erst Wochen später brach das Schiff auseinander und versank in die Tiefe.
Die Giannis D war ursprünglich 100 Meter lang und ist nun zwischen 4 und 27 Metern Tiefe in 2 Teilen verteilt. Der interessanteste Bereich ist das Heck mit seinen Aufbauten und dem Maschinenraum. Große leere Räume, die sonnendurchflutet einen tollen, mystischen Anblick bieten. Bis auf den Maschinenraum, hier teilt man sich den Raum mit unzähligen Glasfischen.
Überdimensionale Ventile mit ihren Ventilfedern auf dem Zylinderkopf sind genauso zu sehen, wie Tanks, Rohrleitungen und andere Versorgungseinrichtungen. Aufgrund der 50 Grad Schräglage der Giannis D, fühlt sich das Betauchen visuell etwas irritierend an. Nach einem kurzen Augenblick, hat man sich an diese Situation gewöhnt. Ein Blick auf das Deck des Hecks lohnt sich insoweit, da hier eine große Winde und viele Treppen mit Seilrollen zu sehen sind.
Ab der Brücke befindet sich ein Trümmerfeld der zerbrochenen Giannis D mit zerschmetternden Leitungen, Abdeckungen und Bordwänden. Erst am Bug erlebt man wieder ein fantastisches Szenario: Schwärme von Glasfischen sowie Napoleonfische, die Ihre Kreise ziehen. Der schön bewachsene Lademast ragt in Schräglage Richtung offenes Meer. An der Steuerbordseite windet sich noch die mächtige, stählerne Ankerkette in Richtung Riffdach.
Die Giannis D ist zwar ein recht kleines Wrack, bietet ab dennoch durch das Eindringen des Sonnenlichtes wunderschöne Eindrücke. Es herrscht eine abwechselnde Strömung, ist aber dennoch einfach zu betauchen und aufgrund der geringen Tiefe für Anfänger geeignet.
Salem Express
Das Wrack der Salem Express ist für die einen eine weitere taucherische Herausforderung, einen Blick in eine vergangene Geschichte zu werfen, für die anderen aus Gründen der Pietät und Anstand ein Ort, der in Frieden ruhen sollte. Jeder Taucher muss für sich selber entscheiden, ob und wie weit er die Salem Express betauchen möchte.
Vor der Küste von Safaga lief der ägyptische Fährfrachter nachts auf das Riff Shaab Sheer im Jahre 1991. Innerhalb von 20 Minuten sank die Salem Express und hunderte von Menschen verloren in dieser Nacht ihr Leben. Der Untergang der Salem Express gehört damit zu den schlimmsten Schiffskatastrophen der Seefahrt in Friedenszeiten.
In einer Tiefe von 10 bis 32 Metern liegt das Wrack auf der Steuerbordseite, wie ein schlafender Riese. Der Bewuchs an der Salem Express ist teilweise noch nicht ganz fortgeschritten, da das Wrack einen speziellen Anstrich bekam, zum Schutz vor Muscheln und Seepocken. Das 115 Meter lange Wrack gibt einen Blick frei auf viele gut erhaltene Gegenstände. So taucht man als erstes an den beiden Propellern und dem riesigen Ruder vorbei in Richtung Schornsteine. Diese beiden imposanten Aufbauten sind schön bewachsen und bestückt mit dem Wappen der Reederei. In diesem Bereich findet man einige persönliche Besitze der damaligen Passagiere: Radio, Koffer und Spielsachen, sowie 2 Rettungsboote, die unbenutzt auf dem Meeresboden liegen.
Die Salem Express ist von außen ohne Bedenken schön zu betauchen und zeigt neben den zurückgebliebenen Gegenständen auch Rotfeuerfische, zahllose Riffbarsche und Muränen. Im Inneren der Salem Express sieht man die gut erhaltenen Kabinen mit vielen persönlichen Gegenständen. Durch die große Ladeflächenöffnung gelangt man durch einen langen Gang, dessen Boden übersät ist mit Gepäck, zum Laderaum. Leider sieht man auch hier, dass Souvenirjäger und Plünderer die Gegenstände durchsucht haben.
Im Laderaum taucht man vorbei an Fahrrädern, Kinderwagen, einem Lkw und weiterem Gepäck in Richtung einer großen Öffnung nach draußen.