Tauchplätze Tortola
Die British Virgin Islands liegen an der Kante eines riesigen Unterwasser-felsvorsprungs, der sich von Puerto Rico aus etwa 136 km weit erstreckt, bevor er im Norden in den Atlantik und im Süden in die Karibik abfällt. Die meisten Tauchreviere auf den BVI’s befinden sich auf diesem Vorsprung, auf dem einige faszinierende Wracks und viele phantastische Unterwasserberge in einer angemessenen Tiefe sowohl Taucher als Schnorchler auf ihre Kosten kommen lassen.
Die gesamte Kette erstreckt sich über etwa 56 km entlang des Sir Francis Drake Kanals und selbst die als entfernt bezeichneten Tauchplätze sind innerhalb einer halben Stunde von Tortola oder Virgin Gorda aus zu erreichen. Der schützende Einfluß der Inseln mindert die Windgeschwindigkeit an den meisten Tauchplätzen und in den ohnehin ruhigeren Sommermonaten sind die meisten von ihnen ohne jeden Wellenschlag.
Sommer und Wintertemperaturen sind auf den BVI’s ungefähr gleich. Die Wassertemperaturen sind ebenfalls konstant, meistens auch warm genug, als daß man keinen Tauchanzug benötigt, es sei denn, man plant lange, tiefe Tauchgänge. Der Gezeitenunterschied beträgt auf den BVI’s etwa 30 cm, so daß Strömungen kaum einen Einfluß auf die meisten der beliebtesten Tauchplätze haben. Zu diesen Tauchplätzen gehören auch The Caves auf Norman Island, die Insel, an die Robert Louis Stevenson dachte, als er Treasure Island schrieb. Das nahegelegene Angelfish Riff hat bemerkenswert klares Wasser und sogar bis in fast 30 m Tiefe perfekte Sichtverhältnisse. Die Wahrscheinlichkeit hier einem eleganten Adlerrochen zu begegnen ist hoch und mit Sicherheit sieht man ganze Schwärme der farbenfrohen Engelsfische.
Vor Dead Chest Island, einen knappen Kilometer südlich von Peter Island, wo der Pirat Blackbeard angeblich 15 Mann mit einer Flasche Rum und einem Schwert ausgesetzt hat, bewahrt ein Korallenriff einige der schönsten Schätze der Natur. Die sich abwechselnden Abschnitte von Korallen und Sand sind mit umher flitzenden hell leuchtenden Tropenfischen übersät und ihre Kanten sind mit Schwämmen in Regenbogenfarben bedeckt. Das Riff beheimatet außerdem kleine Hummer und Krebse sowie Seesterne und Krabben. Sie geben alle miteinander hervorragende Objekte für jede Unterwasserkamera ab.
Das berühmteste Schiffswrack der Karibik – die RMS Rhone.
Wenn Taucher an die British Virgin Islands denken, kommt Ihnen sofort eines in den Sinn: Das Wrack der RMS Rhone. Seit vielen Jahren einer der Toptauchspots in der Karibik.
Die RMS Rhone wurde im Jahr 1865 aus Eisen erbaut und diente als Passagierschiff der britischen Reederei Royal Mail Line. Sie wurde hauptsächlich für den Handelsverkehr zwischen England und Zentral-/ Südamerika eingesetzt. Die RMS Rhone war sehr beliebt, da sie eines der schnellsten und luxuriösesten Schiffe im 19. Jahrhundert war. Sie galt nach mehreren überstandenen Stürmen als unsinkbar.
Im Jahr 1867 lief die RMS Rhone am 19. Oktober in den Hafen Great Harbour ein. Ein kleiner Hafen der Insel Peters Island, welche zu den British Virgin Islands gehört. Der Kapitän der RMS Rhone, Robert F. Wooley, beobachtete wie sich das Wetter veränderte und der Himmel sich mit dunklen Wolken füllte. Der Hurrikan San Narcisco zog Richtung British Virgin Islands.
Die RMS Rhone blieb vorübergehend im Hafen von Peters Island zusammen mit dem Raddampfer RMS Conway. Nachdem der Sturm vorüberzog, beschlossen beide Schiffe, bevor der zweite Schub des Hurrikans sie an die Küste schleuderte, weiterzufahren.
Alle Passagiere der RMS Conway wurden auf die RMS Rhone gebracht, da diese als viel sicherer galt. Am 29.Oktober 1867 ging zuerst die RMS Conway in See Richtung Road Harbour. Nach kurzer Strecke wurde diese jedoch von den Ausläufern des Hurrikans erfasst und sank südlich vor Tortola, die größte Insel der British Virgin Islands. Die RMS Rhone brach in Richtung offene See auf, um dort nach Schutz zu suchen. Am Hafen musste die Crew den Anker zurücklassen, da sich dieser in einem Korallenriff verhakte. Sie fuhren zwischen dem Black Rock Point auf Salt Island und Dead Chest Island hindurch als von Süden die zweite Hälfte des Hurrikans San Narciso heranrollte. Der Wind schmetterte die RMS Rhone direkt in der Meeresenge gegen den Black Rock Point. Kapitän Robert F. Wooley soll der Geschichte nach hierbei über Bord gegangen sein.
Die RMS Rhone sank sehr schnell vor der Insel Salt Island. Sie brach in 2 Teile und das kalte Wasser brachte die Dampfkessel zum explodieren. Das Wasser drang in die Kabinen ein. Die Passagiere waren, wie es damals üblich war, an ihre Betten gebunden, um bei stürmischer See nicht hinauszufallen. Sie hatten somit keine Chance, die RMS Rhone zu verlassen.
Es überlebten lediglich 23 Personen, alles Besatzungsmitglieder. Der Hurrikan San Narcisco zerstörte Ende Oktober 1867 um die 80 Schiffe und nahm mehr als 800 Seelen das Leben.
Der Legende nach soll es ein Passagier geschafft haben, durch ein Bullauge der RMS Rhone zu fliehen. Das legendäre „Lucky Porthole“ ist heute noch zu sehen und beliebt bei Tauchern, da es Glück bringen soll, wenn jemand darüber streicht. Ebenso soll der Teelöffel des Kapitäns Robert F. Wooley verwachsen zwischen Korallen beim Wrack der RMS Rhone zu sehen sein.
Die RMS Rhone zerbrach in 2 Teile – die 95 Meter lange Bugsektion in 24 Metern Tiefe und der Heckbereich auf 9 Metern Tiefe. Dazwischen liegen verschiedene Einzelteile. Der größte Teil ist noch sehr gut erhalten. Gut zu erkennen durch das sonnendurchflutete Wasser sind unter anderem der auf dem Boden liegende Mast, der weggeschleuderte Dampfkessel sowie die über 5 Meter große Schraube.
Nach fast 150 Jahren ist das Wrack der RMS Rhone zu einem lebenden Riff geworden. Unzählige Fische, Langusten, Meeresschildkröten und bunte Korallen fanden in und an dem Wrack ein Neues zu Hause. Durch das Verbot des Fischfangs, sind viele Unterwasserbewohner sehr zutraulich. Man benötigt mehrere Tauchgänge um die volle Pracht des Wracks der RMS Rhone zu erleben. Tauchen um und durch das Wrack ist höchst abenteuerlich und spannend.
Ein anderes Wrack, welches manche Taucher für das faszinierendste der BVI’s halten, liegt im offenen Meer, etwa 16 km von Virgin Gorda entfernt. Das japanische Kühlschiff, Chikuzen, das 1981 sank, liegt in 23 m Tiefe auf der Seite. Im Laufe der Jahre, seit die Chikuzen auf dem sandigen Meeresboden ruht, hat ihr 75 m großer Schiffsrumpf ein Riffleben entwickelt und ist nun die Heimat von Tausenden von Tropenfischen. Die verkrustete Schiffsausrüstung verleiht der Szene etwas Gespenstisches und macht den Ort zum perfekten Hintergrund für Unterwasserphotographie. Außer den farbenfrohen Fischschwärmen wird der Fotograph hier aus nächster Nähe Octopusse und riesige Rochen vor die Linse kriegen. Am faszinierendsten ist es, daß Entstehen einer neuen Unterwassersphäre zu beobachten. Außerhalb gewöhnlicher Riffe und Inseln schaffen Korallen, Riffische und andere Wesen eine neue eigene Welt. Taucher haben die Möglichkeit, ihren Fortschritt zu verfolgen – ein einzigartiges Erlebnis in der Unterwasserwelt.
Andere Tauchplätze:
Wreck Alley
Die drei Schiffe Marie L, Pat und Beata wurden vor der Küste von Cooper Island im Rahmen eines künstlichen Riff-Programms versenkt. Sie bilden zusammen die sogenannte Wreck Alley und geben einen wunderbaren Tauchplatz für wrackbegeisterte Taucher ab.
Die Marie L wurde 1990, nach einer langen Karriere als Frachtschiff, versenkt und liegt in einer Tiefe von ca. 20m bis 25m. Heute ist das Wrack wunderschön farbenfroh mit diversen Hart-und Weichkorallen bewachsen. Besonders hervorstechend ist das vollkommen intakte Kapitänshäuschen, in welchem anscheinend ein ganzer Glasfischschwarm sein Zuhause gefunden hat. Das Tauchgebiet rund um das Wrack der Marie L ist vor allem für den tollen Korallengarten und die Adlerrochen, welche sich gerne im Sand verstecken, bekannt.
Im aufrechtstehenden Wrack der Pat, suchen unzählige Fische Schutz vor Räubern und bieten zusammen mit dem bunten Korallengarten ein buntes Wechselspiel. Der ehemalige Schlepper wurde zusammen mit der Marie L versenkt und befindet sich nur wenige Meter entfernt auf der gleichen Tiefe.
In der Nähe befindet sich noch ein großer Fels, um den sich Hummer und viele Lippfische tummeln.
Wenige Flossenschläge entfernt, befindet sich dann auch das dritte Wrack – die Beata. Dieser ehemalige U.S. Navy Schlepper wurde im Jahr 2001, einige Jahre nach den anderen beiden Wracks als künstliches Riff versenkt und liegt ebenfalls auf einer Tiefe von ca. 25m.
Alle drei Wracks sind wunderbar leicht zu betauchen und geben durch die vielen Muränen, Füsiliere, Schnapper, Grunzer und Soldatenfische optimale Fotomotive ab.
Blonde Rock ist ein weiteres beliebtes Tauchgebiet. Es handelt sich um eine Felsspitze zwischen Dead Chest und Salt Island, die aus einer Tiefe von 18 m bis zu fast 4,50 m Tiefe unter der Wasseroberfläche emporragt. Ihre Steinkanten, Tunnel, Höhlen und Überhänge beheimaten Krebse, Hummer, wunderschöne Korallen und Schwärme von Riffischen.
Painted Walls bietet sich für einen flachen Tauchgang vor der Südspitze von Dead Chest an. Taucher erfreuen sich hier dem Farbenkaleidoskop verkrusteter Korallen und Schwämmen an den Wänden vier langer Schluchten. Die Tiefe liegt zwischen 6 und 9 m.
Santa Monica Rock liegt ungefähr 1,5 km nördlich von Norman Island und ist eine Felsspitze, die sich zwischen 3 und 30 m Tiefe erstreckt. Da es an der äußeren Ecke der Inselkette liegt, sind die Chancen hier gut, größere Meeresfische wie gepunktete Adlerrochen und eventuell den einen oder anderen Ammenhai zu sichten.
Three Indians
Drei Felsnadeln ragen hier aus ca. 20m Tiefe bis über die Oberfläche. Unter Wasser gibt es kaum Strömung, da der Tauchplatz von der Peter Island geschützt wird. Um die Felsformation tummeln sich viele bunte Fische und die Sicht ist immer klar und gut.
Alice in Wonderland. Erfahrene Taucher, die tiefe Tauchgänge bevorzugen, werden das Revier bei South Bay auf Ginger Island lieben. Die Wand fällt sanft von 4,50 bis 30 m ab. Riesige pilzförmige Korallen geben dem Tauchgebiet seinen Namen.
Brewers Bay Pinnacle bietet spektakuläre Taucherlebnisse – wenn die Umstände stimmen. Etwa 180 m vor der Westspitze der Bucht erstreckt sich dieser steinernde Turm zwischen 3 und 18 m Tiefe und verspricht Fischschwärme im Überfluß.
Great Dog ist ein guter Ort für Anfänger. Insbesondere die Südseite ist sehr hübsch. Taucher schwimmen entlang des parallel gelegenen Riffs von 3 und 18 m Tiefe.
The Chimneys liegt in der gleichen Gegend. Innerhalb dieser Vielzahl an Gewölben und Schluchten wird man von den farbenfrohen Weichkorallen und von den vielen verschieden Fischen verzaubert.
Ginger Steps Hier findet man große Röhrenschwämme und Schnapperschwärme vor. Zwischen den Riff-Leisten schweben auf dem Sandigen Boden mit etwas Glück sogar Ammenhaie.
The Twin Towers Hier findet man zwei riesige Felsen mit kleineen Höhlen vor. Normalerweise treiben sich hier sogar große Barakudas und Kalmare um. Häufiger sieht man dagegen Tarpune an den schwarzen Korallen vorbeiziehen.
The Playground Alles was das Schwarmherz begehrt kann man hier finden. Riesige Sardinenschwärme, Stachelmakrelen und außerdem große Tarpunen.
Tow Rock Tow Rock ist ein Tauchplatz, bei dem es etwas mehr in die Tiefe geht. Hier gibt es vor allem für Höhlen und Grottenfans einiges zu sehen. Dieser Tauchplatz beheimatet auch eine große Barrakuda-Schule.