Nach unserem Rundgang durch die Ruinen der Mayastadt fahren wir zurück in den Ort Copán, wo wir ein einheimisches Restaurant mit Blick auf das Umland aufsuchen. Spezialität: Shish-Kebab. Viele aus der Gruppe bestellen genau diese Fleischspieße, die auf offener Flamme im Erdgeschoss des Restaurants gebrutzelt werden. Als diese schließlich serviert werden, erkennen die meisten, dass sie sich herzhaft übernommen haben! Die Spieße, auf denen die Fleisch- und Gemüsestücke stecken, ähneln eher riesigen Säbeln. Das Staunen ist groß, der Appetit ebenso und so stürzen sich alle, inklusive Saúl, auf das Mittagessen. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und während einige aus der Gruppe nochmal in die Ruinen fahren, um ein wenig ins Detail zu gehen, fährt ein anderer Teil in einen Vogelpark nahe der Stadt. Die Fahrt dorthin gestaltet sich zu einem Wettrennen, als die beiden TukTuk-Fahrer beschließen, angespornt von unserer Gruppe, sich zu „duellieren“ und brettern mit dem entsprechenden Tempo über das Kopfsteinpflaster. So bekommt jeder eine kostenlose chiropraktische Behandlung, denn es rüttelt so sehr, dass sich all meine Rückenwirbel in diesen 5 Minuten komplett neu sortieren. Der Vogelpark selbst ist ein schöner Zeitvertreib, nicht übermäßig spektakulär, aber man kann Papageien auf den Arm nehmen, was tatsächlich sehr launig ist. Den späteren Nachmittag verbummeln wir in der Stadt Copán, denn auch hier kann man seine Zeit ganz hervorragend verbringen. Wie in den meisten Kolonialstädten gibt es einen typischen mittelamerikanischen Marktplatz mit einer Kathedrale und sternförmig darauf zulaufende Kopfsteinpflasterstraßen. Kleine Garküchen grillen Maiskolben, echte Cowboys sitzen auf Bänken und kauen auf Gräsern herum und ein paar Kinder versuchen dezent handgemachte Souvenirs loszuwerden. Erfreulicherweise sind sie aber nicht aufdringlich, sondern lassen sich argumentativ mit einem „no gracias“ überzeugen. Es kommt einem vor, als ob der Ort vom Tourismus gelesen hätte, aber in der Praxis noch nicht genau weiß wie er funktioniert. Auf Saúls Empfehlung trifft sich die Gruppe in einem schönen Café wieder und alle genießen einen grandiosen einheimischen Kaffee, um sich anschließend damit kiloweise für zu Hause einzudecken.
Am nächsten Morgen brechen wir nach einem kurzen Marktbesuch Richtung Nationalpark Azul Meambar auf. Beim Verlassen von Copán testen wir unfreiwillig nochmal die Bremsen unseres treuen Busses, denn die Stadt ist wie oben schon erwähnt extrem hügelig und als wir eine stark abfallende Straße herunterkriechen, bin ich mir sicher, dass der eine oder andere beim Blick aus dem Frontfenster hinab in die Straßenschlucht die Finger überkreuzt hat. Ein bisschen Abenteuer gehört aber natürlich mit dazu und ist im Preis mit inbegriffen. Unsere Fahrt zum Nationalpark ist dann wieder eine Sightseeing-Tour durch die Natur und das Leben von Honduras. Eigentlich passiert draußen immer etwas, wie zum Beispiel als uns eine kapitale Kuhherde die Straße blockiert. Flankiert von reitenden Cowboys mit angeschnallten Mantaletten, finden die erstaunlich leichtfüßigen Kühe dann aber doch den Weg um unseren Bus herum. Ansonsten sieht man Palmen, Bäume, Sträucher, meterhohe Zuckerrohrpflanzen, Ananas- oder Bananenplantagen soweit das Auge reicht. Dazu streunen Esel, Schweine, Rinder und Pferde am Straßenrand herum. Man kann sich kaum satt sehen an den vielen Pflanzen und Tieren – zumindestens geht es mir so. Um sich zwischendurch ein bisschen die Beine zu vertreten, machen wir Station am größten Wasserfall des Landes, nämlich dem Pulhapanzak, der immerhin eine Wasserfallhöhe von 43 Metern aufweist. Die Aussicht alleine ist schon spektakulär, aber das Highlight ist sicherlich die Möglichkeit, an Drahtseilen über den Wasserfall zu sausen. Canopy nennt sich der Spaß und ist wirklich eine faszinierende Angelegenheit. In 12 Stationen rutscht man gut gesichert und frei schwebend im zickzack über den Fluss und zum großen Finale dann auch wirklich über die Kaskade des Wasserfalls. Schon alleine das Zuschauen ist aufregend. Zu unserer Lodge im Nationalpark müssen wir noch ein paar Höhenmeter überwinden bzw. quält sich unser Bus die Steigungen der Gebirgsstraße hinauf. Als wir oben ankommen, sieht aber jeder sofort, dass sich die Fahrt gelohnt hat, denn wir befinden uns mitten im vollkommenen Grün. Unsere Lodge liegt wunderschön an einem Hang mit sensationeller Aussicht über ein weites Tal und verfügt über einige Bungalows mit geräumigen Zimmern und großzügigem Balkon. Schnell einigen wir uns auf einen erfrischend frühen Termin für den nächsten Morgen, um bei der Wanderung vor dem Frühstück möglichst viel zu sehen. Um 5.45 Uhr startet unsere Tour durch den Dschungel des Nationalparks Azul Meambar und wir sind uns danach eigentlich alle einig, dass man hier sicherlich noch sehr vile mehr Zeit hätte verbringen können. An einem kleinen Wasserfall im Nationalpark wollen wir schließlich ein schönes Gruppenfoto machen und hier zeigt sich zum ersten Mal eine Schwäche von Saúl, denn Fotos machen kann er leider nicht. So ist unser ambitioniertes Bild vor dem Wasserfall leider stark verwackelt, aber man kann wohl nicht alles haben.
Auf der Weiterreise zum Hafen von La Ceiba, wo wir die Fähre nach Útila nehmen werden, machen wir noch einmal kurz Halt an einer Art Obststand am Straßenrand, bei der man alle möglichen Früchte kaufen kann. Obwohl die Ananas köstlich aussehen entscheide ich mich für Süßbananen und eine Kokosnuss, genau wie einige andere, und so gibt es ein fröhliches Gemampfe auf der Weiterfahrt. Der Hafen von La Ceiba ist ehrlich gesagt eine Show, denn die Unterschiede der verschiedenen Hafenbereiche könnten nicht größer sein. Auf der einen Seite befindet sich das Terminal für die Fähre nach Roatán, welches die größte und touristischste Insel des Landes ist. Dabei handelt es sich um ein großes, modernes Gebäude mit großen Fensterfronten und Klimaanlagen, alles in allem ein schickes Bauwerk für den klassischen Touristen. Auf der anderen Seite findet man umringt von klapprigen Autos und rostigen Fahrrädern ein deutlich kleineres und rundherum offenes Bretterhaus mit nur einem Ticket-Schalter, nämlich das Terminal für die Fähren nach Útila. Bereits hier kann man erkennen, dass nach Útila ein ganz anderer Schlag Urlauber reist! Das gleiche Bild setzt sich übrigens bei den Fähren selbst fort: die „Roatán Galaxy“ wirkt imposant und luxuriös, während die „Útila Princess“ ein wenig an ein flunderähnliches Raumschiff aus den Neunzigern erinnert. Wir steigen in die Flunder ein und sind anderthalb Stunden später auf der Backpacker-Insel Útila.
Über Útila muss man wissen, dass sehr viele Touristen sehr unterschiedliche Motive haben, diese kleine Insel aufzusuchen. Da wären zum einen natürlich die Taucher! Tauchen ist auf Útila eine große Sache, aber gar nicht mal unbedingt nur wegen der guten Tauchplätze, sondern weil viele Backpacker auf ihrer Reise beschließen einen Tauchschein zu machen. Und das tun die Backpacker Mittelamerikas vornehmlich auf Útila! Entsprechend ist die Insel jung und nirgends werden so viele Tauchkurse in Relation zur Anzahl der Tauchbasen gegeben wie hier. Die Tauchplätze auf Útila sind gut – ich war dieses Mal sogar sehr positiv überrascht wie gut, aber dazu später mehr – allerdings sind sie sicherlich nicht Weltklasse, hier darf man sich nicht fehlleiten lassen. Ein weiterer Grund für Útila ist ganz sicher das karibische Lebensgefühl und es kennzeichnet diese Insel wie keine zweite. Gestresste Manager, die ihren Alltag im Anzug eingetauscht haben gegen ein Leben in Badehose und FlipFlops – das ist hier keine Seltenheit, sondern eher normal. Der offizielle Slogan der Insel heißt: „ich reise morgen ab“. Seit vielen Jahren ist das nun ein Running Gag, weil man denjenigen, der diesen Satz sagt, ziemlich sicher auch am nächsten Abend wieder an der Bar trifft. Es fällt einem definitiv schwer, diese faszinierende Insel mit ihrem ganz eigenen Leben wieder zu verlassen. Flexibilität, Spontanität, Lebensfreude, all das sind Beschreibungen oder Attribute, die man hier auf Útila „lernt“. Ich habe während meiner Besuche öfter Menschen getroffen, die mir berichteten, dass sie sich erst auf Útila richtig selbst kennen gelernt haben. Zeit hat hier definitiv eine andere Bedeutung als zu Hause, denn man trifft sich „zum Sonnenuntergang“ oder „zum Mittagessen“ – ohne Zeitangabe. Was hier in Deutschland unmöglich ist, klappt auf Útila für alle Beteiligten erstaunlich gut. Es ist noch gar nicht so lange her, als uns ein Kunde, ein Arzt, im Anschluss an seine Reise nach Útila geschrieben hat, dass dieser Urlaub sein Leben verändert hat und er uns immer dafür dankbar sein wird. Solch ein Feedback bekommen wir nur von Gästen, die auf Útila waren. ABER, man muss dazu sagen, Útila ist sicher nicht für jeden das richtige Ziel! Denn alles, was ich oben beschrieben habe, kann auch eine Schattenseite haben! Auf Útila läuft sicherlich nicht alles einwandfrei, es wird sich ein Problem ergeben und man wird sich denken „wieso ist das jetzt passiert, das hatte ich mir anders vorgestellt“, aber genau dann kommt das von mir Beschriebene ins Spiel: Flexibilität, Spontaneität und Lebensfreude.
Als wir am Hafen ankommen, herrscht hektische Betriebsamkeit, denn einige Mitarbeiter von Tauchschulen versuchen Backpacker, die ohne Hotelbuchung oder vorgebuchten Tauchkurs anreisen, gleich zu kassieren und von sich zu überzeugen. Wir werden erfreulicherweise bereits erwartet, unserer Gepäck wird sofort in einen Bus verladen, doch Platz für Passagiere ist mit den vielen Taschen keiner. Also beschließen wie, den kurzen Weg zum Hotel gemeinsam gehen. So ein lockernder 5-Minuten-Spaziergang kann nie schaden. Ohnehin ist die Insel klein, man kann problemlos alles zu Fuß erledigen oder von einem Ende des Ortes zum anderen schlendern. Es gibt nämlich eigentlich nur zwei richtige Straßen, an denen sich das ganze Leben der Insel abspielt. Unser Hotel Mango Inn ist eines der wenigen Hotels auf Útila, das die Bezeichnung Hotel auch wirklich verdient. Es hat sich ein bisschen was getan in den letzten Jahren, aber im Kern gibt es nur eine Handvoll Hotels, alles andere sind im weitesten Sinn „Unterkünfte“. Das Mango Inn arbeitet mit der größten Tauchschule der Insel zusammen, nämlich dem Útila Dive Center (UDC), und ist deshalb ein sehr guter Partner für uns. Wie auf so einer legeren Insel üblich, gibt es natürlich auch Tauchbasen, deren Kompressor im Wohnzimmer des Betreibers steht, weshalb es wichtig ist, hier eine verlässliche, seriöse Tauchbasis an unserer Seite zu wissen. Der Manager es UDC heißt Jimmy und kennt die Insel wie kein Zweiter. Er ist seit vielen Jahren ein treuer Partner, was uns später noch sehr zu Nutze sein wird. Aber dazu später mehr. Im Mango Inn gibt es fünf unterschiedliche Zimmerkategorien: von einer einfachen Backpacker-Unterkunft bis hin zu einem geräumigen und sehr komfortablen Deluxe Bungalow. Meiner Meinung nach liegt die „Wahrheit“ irgendwie in der Mitte zwischen Deluxe Room oder Standard Bungalow, je nach Geldbeutel und Anspruch. Die Standard Bungalows sind auf jeden Fall sehr ansprechend, weil man durch die Lage im tropischen Garten etwas für sich ist, eine schöne Terrasse hat und die Zimmer an sich genügend Platz bieten. Zudem gibt es in der Hotelanlage einen Pool und ein Restaurant, wo man ganz sicher die besten Pizzen der Insel serviert bekommt. Der Steinofen ist eine Wucht und zaubert immer wieder sagenhafte Pizzen in unterschiedlichen Größen und Belägen auf den Tisch. Bei den Gerichten abseits von Pasta und Pizza, muss man ehrlicherweise sagen, dass die Küche dieses Mal hier und da wohl etwas überambitioniert war und auch mal danebengegriffen hat. Positiv war allerdings, dass die jeweilige, berechtigte Kritik konstruktiv aufgefasst wurde. An der Stelle ein kleiner Tipp von mir, man bucht das Hotel zwar mit Halbpension, aber man sollte sich dadurch nicht „fesseln“ lassen, sondern auch mal außerhalb des Hotels essen gehen. Das Gefühl, dass man „das Essen aber ja bezahlt hat“, sollte einen definitiv nicht abschrecken, denn das Paket ist günstig und ein Ausflug woandershin lässt sich auch mal verschmerzen.
Direkt am ersten Tag noch bekommen wir beim Abendessen Besuch aus der Tauchbasis und unsere beiden Divemaster für die kommende Woche stellen sich vor. Hannah und Mary, haben die Insel offensichtlich schon völlig verinnerlicht, denn wirkliche Probleme oder gar Stress gibt es bei ihnen nicht. Ich finde diese Regelung zwischen Hotel und Tauchbasis großartig, denn so erfolgt das Tauchbasen-Briefing gemütlich bei einer Shrimp-Pizza und nicht hektisch morgens an der Tauchbasis, wenn eigentlich nur jeder schnell sein Geraffel zusammenbauen will. Noch dazu genießt so jede Frage volle Aufmerksamkeit, was ja auch nicht verkehrt ist.
Preisbeispiele:
– 13 Nächte Hotel Mango Inn im Standard Zimmer mit Doppelbelegung, Flug ab Deutschland über die USA mit Zwischenübernachtung, Halbpension, Tauchen, Transfers ab € 1.999,– pro Person zzgl. ca. € 420,– Flugsteuern
– 13 Nächte Hotel Mango Inn im Standard Bungalow mit Doppelbelegung, Flug ab Deutschland über die USA mit Zwischenübernachtung, Halbpension, Tauchen, Transfers ab € 2.290,– pro Person zzgl. ca. € 420,– Flugsteuern
– In diesem Preis sind bereits 24 Tauchgänge (2 Nachttauchgänge) inklusive
Am nächsten Morgen werden wir vom Bus des Hotels zur Tauchbasis gefahren, auch wenn man die Strecke in 10 Minuten gehen könnte. Aber gerade am ersten Tag mit Equipment ist es so natürlich deutlich angenehmer. Die Tauchbasis Útila Dive Center wirkt ein bisschen wie der Hafenbereich aus der Serie „Flipper“, denn es ist alles aus Holz. Das einstöckige Haus, der Boden, die Bar, der Kompressorraum, der Steg, der Equipmentraum und die Sitzecke auf dem Steg. In der Mitte wächst ein großer Baum durch in die Höhe, was dem ganzen noch ein bisschen mehr Charme verleiht. Zur Hauptzeit ist es in der Tauchbasis schon mal etwas wuseliger, wenn alle Taucher kreuz und quer laufen, aber auf Útila wird das positiv mit „lebendig“ umschrieben. Es gibt insgesamt vier Tauchboote, die allesamt gut ausgestattet und aufgrund ihrer quietschgelben Farbe sofort erkennbar sind. Als wir an Bord der „Old Tom“ gehen, bekommen wir von Hannah ein ausführliches Boot-Briefing und, wie anscheinend auf Útila üblich, wird auch der Captain vorgestellt. José ist sicherlich der coolste Capitän, den man sich vorstellen kann, denn er hat die Statur eines Sumo-Ringers und eine maximal lässige Ausstrahlung. Man würde ihn wild gestikulierend in einem Hip-Hop-Video mit dicken Goldketten vermuten, dabei hat er das Gemüt eines Teddy-Bärs. Der erste Tauchplatz führt uns an eine Steilwand, die richtig satt bewachsen ist. Ich hatte eingangs ja erwähnt, dass ich überrascht war, wie gut die Tauchplätze waren, was vor allem daran liegt, dass ich bisher nur Tauchplätze auf der einen Seite der Insel kennen gelernt habe. Wir sind beim Verkauf immer vorsichtig, weil man nach Útila eben auf keinen Fall NUR wegen des Tauchens reisen sollte, denn das würde der Insel nicht gerecht werden. Hannah ist klasse, sie sieht und zeigt unter Wasser sehr viel, was mir ausgesprochen recht ist. Einige aus unserer Gruppen ziehen es vor, alleine zu tauchen, was die Gruppen- und Buddyeinteilung deutlich erleichtert. Dabei haben wir mit Michaela auch wirklich ein „Trüffelschwein“ in unserer Runde, die immer wieder kleinste, getarnte und noch so gut versteckte Fische, Krabben oder Schnecken findet. Hut ab! Mit so einem Buddy, macht das Tauchen sicherlich nochmal deutlich mehr Spaß, als mit einem Blindfisch mit schlechtem Karma wie z.B. mir. Es gibt viel zu sehen und ich lerne viele neue Fischarten kennen, die ich zwar schon mal gesehen habe, von denen ich bisher aber keine Ahnung hatte wie sie heißen, also die bislang maximal Teil von VBF, viele bunte Fische, waren. Unser Taucher-Trüffelschwein (was natürlich uncharmant klingt, in Wirklichkeit aber als größtes Kompliment gemeint ist) Michaela kennt sie alle mit Namen und ist beim Logbuchschreiben hilfreicher als jeder Reef-Guide: Eberlippfisch zum Beispiel! Super Name, hatte ich vorher noch nie gehört! Wir sehen bei fast jedem tieferen Tauchgang Creolen Lippfische, einmal zieht ein riesiger Schwarm Stachelmakrelen vorbei, ich lerne Blaukopf-Junker kennen, die bei der Geburt geschlechtslos sind und dieses dann ihrem sozialen Umfeld anpassen, jede Menge Füsiliere begleiten uns und immer wieder flattern Schwärme von Doktorfischen an der Riffkante entlang. Zurück an Bord verteilt Hannah Kekse, Wasser gibt es sowieso. Da morgens bei einer Ausfahrt immer zwei Tauchgänge durchgeführt werden, genieße ich die Pause auf dem Dach der Old Tom und lasse mich von der Sonne wärmen. Der Kontrast aus dem gelben Boot und dem türkisblauen Wasser ist dabei völlig unwirklich. Dazu gibt es karibische Reggae Musik aus Captain Josés Musiksammlung und sogar die, bei denen man es nicht vermutet hätte, wippen im Takt mit dem Kopf. Den zweiten Tauchgang absolvieren wir an einem flacheren Tauchplatz, wo der Schwerpunkt mehr auf den „etwas kleineren Sachen“ liegt. Kein Problem, im Gegenteil, die Sicht ist durch die Sonne fantastisch und die Farben kommen so noch mehr zur Geltung. Mein Buddy Thomas und ich starten locker in den Tauchgang, indem wir ein Feld Sandaale entdecken, direkt gefolgt von einer Roten Helmschnecke und schließlich einem Stachelrochen, der sich immer wieder in den Sand einbuddelt, um sich gleich wieder von dem körnigen Ballast zu befreien. Das schönste aber ist, dass der Rochen einen surfenden Beifahrer hat, denn ein kleiner Fisch legt sich immer wieder auf seinen Flügeln ab und reitet so quasi den Rochen. Ein fabelhaftes Bild! Danach geht es aber genauso spannend weiter, denn wir sehen Lobster, Gespensterkrabben, die sich immer wieder in dem bunten Korallenfeld verstecken, und einige Butte, die verwirrend mit ihren Augen rollen. Als unsere Luft fast schon aufgebraucht ist, folgen wir einem massigen Fischschwarm, der sich schnell und gekonnt durchs Riff schlängelt. Leider war Michaela nicht dabei, deshalb weiß ich nicht, was für eine Fischart das war, aber es sah klasse aus. Ich muss dazu sagen, ich liebe Fischschwärme! Das hatte ich in meinem letzten Newsletter schon erwähnt, aber das kann ich nicht oft genug sagen. Ich liebe es, die Bewegungen zu beobachten und mit welcher Geschwindigkeit hier synchrones Schwimmen umgesetzt wird. Auf jeden Fall folgen wir diesem Schwarm und stoßen dabei direkt auf eine gewaltige Geweihkoralle! Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich schon jemals ein solches Trum gesehen habe, aber der Stamm und die Äste waren mehr als dick und kräftig. Die Koralle selbst ist schon toll genug, aber um das Ganze noch zu toppen, versteckt sich in dem Geäst ein riesiger Igelfisch. Ich möchte hier wirklich nicht übertreiben, aber der Gute war enorm. Das helle Grau des Igelfisches, dazu das matte Rot der Geweihkorallen zusammen mit dem hellblauen Wasser war ein wunderschönes Bild und der perfekte Abschluss eines ereignisreichen Tauchgangs. Kaum, dass wir aufgetaucht sind, klatschen mein Buddy Thomas und ich uns euphorisch über Wasser ab. Was für ein Spaß!
Nach dem Tauchen kann man von der Tauchbasis entweder mit dem Bus wieder zurück ins Hotel fahren oder aber zu Fuß entspannt durch das Dorf East Harbour schlendern. Das Schöne an dem System „zwei Tauchgänge vormittags“ ist, dass man den Nachmittag zur freien Verfügung hat, sprich ab jetzt ist Zeit eigentlich kein Faktor mehr. Das entspannt. East Harbour ist für mich genau das, was man sich vorstellt, wenn man an einen karibischen Ort denkt. Es gibt viele kleine Comedore, also kleine private Restaurants mit maximal 4 Tischen, in denen oft die Farbe schon ein bisschen abblättert und wo man in die Küche schauen kann. Hier und dort hört man Musik auf der Straße, sei es aus einem Wohnzimmer oder von einem vorbeifahrenden Moped mit einem auf die Rückbank geschnallten Ghettoblaster. Es gibt kleine Straßenstände, wo es selbstgemachten Schmuck oder Taschen zu kaufen gibt. Und als ich bei einer Wäscherei (zumindest vermutete ich das anhand des Schildes) meine schmutzigen Klamotten abgeben möchte, wird das einfach direkt im Wohnzimmer der Chefin Maria abgewickelt. Am nächsten Tag bezahle ich für 20 Teile 4 Dollar, während ihre Tochter gerade wieder neue Wäsche direkt im Garten aufhängt. Auf Útila läuft alles sehr entspannt ab. Auf dem Nachhause-Weg von der Tauchbasis halte ich erst bei einem kleinen Comedor an und gönne mir einen leckeren Shrimp „Po’Boy“, eine Art Sandwich. Dabei sitze ich am Straßenrand und kann dem Treiben von East Harbour zusehen – herrlich. Kennen Sie das, wenn Sie leicht gestresst auf dem Weg zu einem Termin im Auto sitzen, an der Ampel stehen und sie jemanden beobachten, der entspannt in der Sonne sitzt und in einer Zeitung blättert? Ich denke mir dann immer, das würde ich jetzt auch gerne tun! Genau diese Situation habe ich vor Augen, als ich mich mit einer schönen kalten Coca-Cola aus der Glasflasche abkühle. Nachdem ich fertig bin, schlendere ich weiter und kann der Versuchung eines kleinen Standes nicht widerstehen, bei dem es frische Smoothies gibt. Ich kann dabei zwischen allen möglichen Fruchtsorten wählen und wenig später schlürfe ich einen großen, köstlichen Ananas-Erdbeer-Smoothie für günstige 2 Dollar. An dem Crêpes-Stand ein paar Meter weiter bleibe ich kurz stehen, hebe mir das aber für den nächsten Tag auf. Man muss es ja nicht übertreiben. So geht das aber auf Útila andauernd, man lässt sich einfach inspirieren, treiben und merkt dann schon irgendwann worauf man Lust hat. Nachmittags spaziere ich mit meinem Buddy Thomas in die andere Ecke von East Harbour. Dort befindet sich der Strand der Einheimischen: kein Traumstrand, aber ein schöner, weißer Strand, an dem man herrlich relaxen kann. Unmittelbar vor dem Strand befindet sich eine der typischen Bars über dem Wasser, wovon es auf Útila so einige gibt. Das „Rehab“ ist der perfekte Ort, um ganz gemütlich auf dem Sonnendeck die Happy Hour zu genießen, denn der Blick auf das Wasser ist einfach unschlagbar. Die Bar ist eine simple Holzhütte und man wird am Eingang mit einem lustigen Schild begrüßt: Recovery ist not an option – Erholung ist keine Option. Hier hängen viele Locals, Tauchlehrer und Touristen ab, eine bunte Mischung, und genau das macht es aus. Wir legen uns nach draußen in eine Hängematte, bestellen eine Piña Colada und genießen die Atmosphäre. Vor uns liegt das Meer ganz ruhig, eine einheimische Familie paddelt in einem Kanu vorbei und das heutige Musikmotto 80er Jahre-Rock untermalt die Szene. Als die Sonne viel zu schön am Horizont untergeht, gleiten mehrere Pelikane sanft über das Meer und machen das Bild perfekt. Genau wie vorher nach dem Tauchgang, klatschen wir uns wieder ab, dieses Mal allerdings in dem wir mit unseren Cocktails anstoßen.
Am nächsten Tag steigen wir wieder vorfreudig aufs Boot und Hannah begrüßt erneut klatschend unseren Captain José. Alle lachen, als er leicht belustigt den Kopf schüttelt. Wie gesagt, definitiv der coolste Captain aller Zeiten. Da das Wasser für diese Jahreszeit doch erstaunlich kalt ist, sattle ich um von einem 3-mm Shorty auf einen 5-mm Langanzug. Eigentlich bin ich, was die Wassertemperatur angeht, relativ unempfindlich, aber dieses Mal geht es nicht anders und ich muss mich anpassen. Ich mag lange Anzüge schon deshalb nicht, weil sie ewig zum Trocknen brauchen und das Reinpellen ein nerviger Akt ist. Als ich den „Wetsuit-Dance“ schließlich erfolgreich beendet habe, freue ich mich auf den Tauchplatz, denn hier scheint es Chancen auf Haie zu geben. Also nichts wie rein! Es handelt sich wieder um eine Steilwand, die gleich zu Beginn mit einer Eigenart aufwartet. Aus mehreren Schwämmen brodelt es weiße Bröckchen heraus, als ob ein Vulkan ausbricht. So etwas habe ich noch nie gesehen! Ein seltsames Schauspiel, was aber wiederum viele Fische anlockt. So kommt es, dass sich viele Kaiserfische zu uns gesellen und wie wild anfangen außerdem unsere Luftblasen zu fressen. Als wir weitertauchen genießen wir wieder die voll intakte Rifflandschaft und sehen Lobster, eine Muräne, einen Drachenkopf und obligatorisch viele bunte Fische. Nach ca. 40 Minuten treibe ich gerade etwas am Rand der Gruppe als Hannah nach vorne zeigt. Da kommt er, ein wirklich stattlicher Ammenhai von ca. 2 Meter Größe schwimmt schnell aber ganz ruhig auf uns zu. Meine GoPro habe ich glücklicherweise griffbereit und so kann ich schnell auf Aufnahme drücken. Der Ammenhai zieht im Halbkreis an uns vorbei und ist anscheinend von den ersten Verfolgungsversuchen etwas irritiert, weshalb er wieder ins Blaue verschwindet. Nur wenige Minuten später kommt er zurück, was aber kaum jemand mitbekommt, weil wir mittlerweile einen zweiten schlafenden Ammenhai in einer Felsspalte entdeckt haben. Dieser ist kleiner, liegt aber sehr dekorativ im Sand von einer schönen Riffkulisse umgeben, weshalb die Fotografen sich voll ins Zeug legen. Die zweite Runde des größeren Ammenhais ist wieder schnell vorbei, aber alle freuen sich mächtig. Zwei Haie so nah – super! Genau in diesem Moment dreht der große Ammenhai um und schwimmt direkt auf mich zu. Auf mich, nicht auf die Gruppe, voll auf mich, denn ich befinde mich quasi als Speerspitze leicht abseits. Die Kamera läuft und ich kann mein Glück kaum fassen. Er schwimmt schön unter mir hindurch, die rote Lampe an meiner Kamera leuchtet und ich denke schon jetzt daran wie super dieses Video wird. Sensationell. Direkt hinter mir macht er einen schnellen, kräftigen Bogen und hält sofort wieder unmittelbar auf mich zu, dieses Mal allerdings schon hüfthoch. Wahnsinn, es wird immer besser. Bloß nicht das Bild verwackeln. Hinter mir dreht der Ammenhai eine Schleife um einen bewachsenen Felsen herum, als der Rest der Gruppe seine Rückkehr feststellt und schnell in meine Richtung flosselt. Da dreht der Ammenhai ein zweites Mal um, kommt aus der Deckung des Felsen hervor und schwimmt mir direkt ins Gesicht. Bamm! Unfassbar. Auf dem Video sieht es wirklich schon beeindruckend aus, aber man erkennt trotzdem aufgrund des Weitwinkels nicht wirklich, dass wir uns fast geküsst hätten. Was für ein Volltreffer, was für ein Glück, was für ein Hammererlebnis! Eine Minute und sechzehn Sekunden dauert diese exklusive Begegnung und ich freue mich wie ein kleines Kind. Als der Hai weiter schwimmt, drücke ich mit einer Mischung aus aufgeregt und fasziniert auf die Stop-Taste der Kamera und kann nicht wirklich glauben, was gerade passiert ist. Den schönen, weil großen Fischschwarm und sogar einen dicken Nassau-Grouper beim Auftauchen nehme ich nur am Rande war, denn diese Hai-Nummer war tatsächlich ein Highlight meines Taucher-Lebens. Das Video können Sie sich übriges hier auf unsere Facebook-Seite ansehen – freuen Sie sich mit mir.
Als sich unser Aufenthalt in Útila dem Ende nähert, sitzen wir an einem späten Nachmittag noch an der Tauchbasis, füllen unsere Logbücher aus und genießen einen Sundowner. Hannah bereichert unsere Runde mit ihrer lockeren Art und bestellt noch eine Runde: It’s always happy hour, because it is always 5 o’clock – somewhere! Es ist immer Happy Hour, weil irgendwie auf der Welt immer gerade 17 Uhr ist! Ein sehr originelles Motto, damit lässt sich arbeiten. Das Wasser ist so glatt, man könnte meinen, jemand habe die Oberfläche gebügelt und die Sonne färbt den Himmel schon wieder in ein tiefes Orange-Rot. Ein Segelschiff treibt durch das Bild, das jetzt endgültig Werbecharakter hat. Als wir den perfekten Moment gerade ausgiebig feiern wollen, hören wir Motorengeräusche näher kommen. Zu dem Geräusch erscheint bald ein rauchendes Etwas am Horizont. Als der schwarze Qualmball schließlich näher kommt, erkennen wir auch, was es ist: die Útila Princess. Die Fähre, die uns übermorgen nach La Ceiba bringen soll, damit wir von dort nach Roatán gelangen. Mir schwant nichts Gutes. Am nächsten Tag sickert die Information durch, dass die Fähre heute nicht geht und alle Überfahrten gestrichen werden. Ich unterhalte mich mit Jimmy von UDC und er meint, dass es Chancen auf eine schnelle Reparatur gibt, er selber glaubt aber nicht daran. Sofort kommt mir der Gedanke, dass der Kultsatz der Insel „Ich reise morgen ab“ vielleicht auch von uns nicht eingehalten wird, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Trotzdem, wir alle packen unsere Sachen zusammen, um am Morgen darauf um 6 Uhr früh am Dock des Hafens zu stehen. Es dauert nicht lange bis klar ist, dass auch heute nichts passiert. Wieder spreche ich mit Jimmy und er zögert nicht lange, checkt den großen Tauch- und Bootsplan, um dann mit Captain José zu vereinbaren, dass er uns spontan direkt nach Roatán bringt. Mit der Old Tom, unserem Tauchboot! Das geht normalerweise gar nicht, denn der Wellengang zwischen den Inseln ist ruppig und die Überfahrt kostet viel zu viel, aber Jimmy bleibt locker und klar. „Jan, wir müssen deiner Gruppe jetzt helfen. Es gibt keine Probleme, nur Lösungen.“ Wow, solch ein Satz auf Útila, das verlangt Respekt und von meiner Seite tiefe Dankbarkeit. Wie sagt man so schön, gute Partner zeigen sich in schlechten Situation. Was soll ich mehr sagen, als dass das Útila Dive Center ein glänzender, verlässlicher und einfach nur großartiger Partner ist. Schnell haben wir alle unser Gepäck auf dem kleinen Tauchboot verstaut und Captain José ist abfahrbereit. Hannah steht am Steg und verabschiedet uns mehr als herzlich. „Be the ocean“ sagt sie. Und der Abschied von Útila fällt mir schwer. Ich wäre so gerne noch länger geblieben, hätte gerne noch mehr Happy Hours genossen, noch mehr Fishsandwiches in irgendeiner Bretterbude gegessen, noch mehr Sonnenuntergänge gesehen und noch mehr Zeit einfach so vergehen lassen…
Auf Roatàn kommen wir nicht wie geplant am Hafen, sondern an einem privaten Steg in Westend an. Westend ist so etwas wie der touristische Hotspot von Roatán, hier gibt es mehrere schöne Strandbereiche mit postkartentauglichen Palmen, Cafés und Bars mit Blick aufs Meer und viele kleine, karibische Geschäfte, wo man Dinge wie Hängematten, Taschen und Töpfe kaufen kann. Bei meinem letzten Besuch war die Straße am Ufer entlang noch eine Sandpiste, mittlerweile ist sie sauber mit Steinen gepflastert. Keine Frage, hier sieht man die meisten Gäste und Touristen in Roatán, vor allem dann wenn ein Kreuzfahrtschiff vor der Insel zu Anker liegt. Dennoch, für Gäste, die auf Roatán Urlaub machen ist das gar kein Problem, denn idealerweise besucht man Westend am Nachmittag, um etwas zu bummeln und dann auf dem Steg eines Restaurants oder einer Bar den Bilderbuchsonnenuntergang zu beobachten, den es hier fast jeden Abend zu bestaunen gibt. Das Schöne daran ist, nachmittags und abends sind fast alle Kreuzfahrttouristen wieder weg. Der Nachbarort von Westend heißt Westbay und dort gibt es einen der schönsten Strände der Insel. An diesem Abschnitt bieten wir auch ein Hotel für den preisbewussten Urlauber an, denn es gibt auf Roatán vermutlich kein Hotel mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis als das Las Rocas. Diese kleine Bungalow-Anlage befindet sich direkt am Meer und hat den Vorteil, dass man seinen Urlaub nicht hauptsächlich auf dem Hotelgelände, sondern auch außerhalb verbringt. Wer viel unternehmen, am Strand sein und auch gerne mal in einheimischen Bars ein Bierchen trinken möchte, ist hier genau richtig. Zudem ist das Las Rocas wie schon erwähnt fast sonderbar günstig.
Unser zum Taxi umfunktioniertes Tauchboot aus Útila legt früh morgens in Westend an und ich informiere sofort Mike, den Manager des Tobri Divers Resorst, welches für die nächste Woche unser zu Hause sein wird, über die Planänderung. Auch auf Roatán ist man flexibel und Mike erscheint wenig später mit seinem Pick-Up und einem Taxifahrer. Bei der ca. 30-minütigen Fahrt sitzen drei aus unserer Gruppe auf der Ladefläche des Pick-Ups, inmitten von Koffern, aber so ist das eben in der Karibik. Nichts für den deutschen TÜV-Prüfer.
Preisbeispiel:
– 13 Nächte Hotel Las Rocas im Standard Bungalow mit Doppelbelegung, Flug ab Deutschland über die USA mit Zwischenübernachtung, Frühstück, Tauchen, Transfers ab € 1.699,– pro Person zzgl. ca. € 420,– Flugsteuern
– In diesem Preis sind bereits 20 Tauchgänge inklusive
Bei der Ankunft im Tobri Divers Resort sehe ich viele strahlende Gesichter. Und das zu Recht! Dieses Hotel ist eine Perle für Taucher. Man merkt: hier waren Taucher am Werk und haben alles auf das Tauchen ausgerichtet. Ganz generell, die Tobri Divers verfügen über 6 Zimmer, wobei 5 davon eine jeweils unterschiedliche Zimmerkategorie haben – ähnlich wie im Mango Inn auf Útila. Die einfachste Kategorie ist der Survival Bungalow, der als Zimmer kompakt und schön ist, sich aber vor allem durch kaltes Duschwasser auszeichnet. Dafür ist er aber auch erheblich günstiger als die anderen Möglichkeiten. Des weiteren gibt es zwei Zimmer im Haupthaus mit seitlichem Meerblick und eines mit direktem Meerblick, einen Bungalow und ein Penthouse, welches quasi ein Appartement mit riesiger Dachterrasse ist. Alle Kategorien haben etwas für sich und sind preislich fair gestaffelt. Die Tauchbasis befindet sich zentral im Hotel und da gehen die dicken Pluspunkte auch schon los. Die Tauchbasis ist sehr geräumig angelegt, jeder hat ein Schließfach und es gibt genügend Platz um seine Sachen drinnen und draußen aufzuhängen. In der Praxis hängt man nach dem Tauchen seine Klamotten draußen zum trocknen auf und abends wird das Equipment vom Staff hinein geräumt. Das ist schlichtweg ideal in meinen Augen. An der Tauchbasis gibt es eine große Tauchplatzkarte und daneben werden immer wieder die angefahrenen Tauchplätze samt Tauchgangsdaten eingetragen, so dass jeder sein Logbuch befüllen kann, wann immer er lustig ist. Das aufgebaute Equipment wird vom roten „Ferrari“, einem rot angemalten Wägelchen, nach vorne zum hauseigenden Pier gefahren und dort ins Boot verladen. Das ist durchdacht, das ist angenehm und jeder hat jederzeit alles im Blick. Mike oder Susan machen entweder an der Basis oder am Tauchboot ein ausführliches Tauchplatzbriefing anhand einer selbstgemachten Karte, so dass man immer weiß, was einen erwartet. Die Waschbecken sind auch groß und immer sauber, so dass es hier, was die Tauchbasis angeht, nichts aber auch gar nichts zu Meckern gibt. Das ist tiptop, spitzenklasse. Ich muss mich für die Superlative entschuldigen, aber genau so habe ich das Tauchen bei den Tobri Divers empfunden. Als typisch Deutscher gibt es natürlich trotzdem einen Punkt, der mir aufgefallen ist. Der Schritt ins oder aus dem Boot hinaus, sprich über die Bootskante hinaus, ist einen Tick zu groß bzw. hoch. Das ist aber Nörgeln auf verdammt hohem Niveau.
Preisbeispiele:
– 13 Nächte Hotel Tobri Divers im Survival Bungalow mit Doppelbelegung, Flug ab Deutschland über die USA mit Zwischenübernachtung, Halbpension, Transfers ab € 1.280,– pro Person zzgl. ca. € 420,– Flugsteuern
– 13 Nächte Hotel Tobri Divers im Doppelzimmer seitlicher Meerblick mit Doppelbelegung, Flug ab Deutschland über die USA mit Zwischenübernachtung, Halbpension, Transfers ab € 1.664,– pro Person zzgl. ca. € 420,– Flugsteuern
– 10 Bootstauchgänge € 245,–
Als wir zu unserem Tauchgang starten, informiert uns Mike, dass wir an einer Steilwand tauchen werden, die direkt an der Boje eine Art Canyon, der teilweise sogar zu einem Tunnel wird, zu bieten hat. Dieser startet bei 5 Metern und man kommt bei ungefähr 25 Metern heraus! Eine Spitzensache, solche Feinheiten der Riffbeschaffenheit sind genau mein Wetter, das macht mir richtig großen Spaß. Das Schöne bei den Tobri Divers ist außerdem, dass sich das Resort fast mittig auf Roatáns Südseite befindet, also dort wo man die spektakulären Steilwände vorfindet, genau wie an unserem Tauchplatz Lita’s Hole. Die Ausfahrten dauern je nach Tauchplatz nur 5 bis 30 Minuten, was auf Roatán das Beste ist, was man bekommen kann. Ich hüpfe schnell rein ins Wasser, um den Canyon noch ohne aufgewirbelten Sand zu erleben, allerdings hatten diese Idee alle anderen ebenfalls. Bis auf meinen Buddy Thomas, der in aller Ruhe seine Kamera und sein Equipment zusammenschraubt, so dass wir schließlich als letzte durch den Riffspalt tauchen. Egal, es gibt keine Probleme nur Lösungen, insofern warten wir nach dem letzten Taucher noch ein bisschen und checken derweil das üppig bewachsene Korallendach auf 5 Metern Tiefe. Hier lässt es sich gut austauchen, soviel ist sicher. Als wir schließlich in das Loch hinabsinken erkennen wir den tiefen Riss im Riff, der einen grandiosen Canyon bildet. Teils ist es ganz hell und die Sonne blitzt hinein, teils wird es etwas dunkler, wobei immer genügend Licht bleibt, so dass man keine Lampe braucht. Ein paar silbrige Fische versperren uns erst den Weg, geben diesen dann aber doch frei und wir können schwebend die Felsen hinter uns lassen, um ins blaue Nichts hinaus zu tauchen. Super Start! Wir tauchen mit der linken Schulter am Riff weiter und die Steilwand ist wirklich steil, oft hat es sogar Überhänge, wodurch sich viele Höhlen ergeben, die Unterschlupf für unzählige Lobster, Muränen und jede Menge Kleinfisch bieten. Einmal zeigt Mike auf einen Spalt, in dem sich 4 Lobster um den besten Platz drängeln! Auch Michaela, unser Trüffelschwein, schlägt wieder zu, denn sie entdeckt auf für mich unverständliche und magische Weise einen Drachenkopf, den ich selbst aus kürzester Distanz kaum zu sehen vermag. Die Steilwand ist – genau wie alle anderen auf Roatán auch – vielfältig bewachsen und bietet allerhand Möglichkeiten diesen Tauchplatz immer wieder neu zu erforschen. Auf dem Rückweg schaut Mike meinen Buddy Thomas und mich an und kippt seinen Kopf nach links unten. Zuerst verstehe ich nicht genau was er meint, aber dann schalte ich doch noch. Wir tauchen nochmal ab und erkunden den Tunnel dieses Mal in umgekehrter Richtung. Großartige Idee! Als wir am Eingang des Canyons angelangt sind, entdecke ich endlich auch mal etwas. Weiter unter uns bewegt sich etwas Großes. Etwas dunkles, flatterndes. Ein Adlerrochen zieht ganz gemütlich an uns vorbei, allerdings wie gesagt leider unterhalb von uns. Dennoch, eine tolle Sache und ein schicker Sondervermerk in meinem Logbuch. Wir tauchen Lita’s Hole nochmal nach oben und genießen dieses Mal die Exklusivität des Erlebnisses. Ein klasse Tauchplatz. Mike hat in der Nähe seines Resorts viele Tauchspots dieser Qualität und das Schöne ist, viele werden fast nur von ihm und seinen Gästen besucht. Die meisten Tauchschulen befinden sich nämlich entweder in Westend und damit zu weit westlich oder aber nahe der Stadt French Harbour und damit zu weit östlich. Ein unschätzbarer Vorteil!
Das Tolle an Roatán ist, dass man neben dem Tauchen auch noch jede Menge weitere Unternehmungsmöglichkeiten zur Auswahl hat. Die Tobri Divers bieten hier eine breit gefächerte Auswahl an, so dass man diese wirklich sehr reizvolle Insel kennen lernen kann. Die Hauptstadt Coxen Hole befindet sich zum Beispiel nur ca. 15 Minuten mit dem Auto entfernt, hier kann man einkaufen gehen, sofern man das möchte, oder einfach nur durch die karibischen Straßen bummeln. Ich liebe frische Mangos und in Coxen Hole kann man quasi an jeder Ecke welche kaufen, denn Obststände gibt es zahlreich. Auf einer Reise nach Dominica habe ich einmal die Tamarindenfrucht kennengelernt, und fand es damals schon großartig. In Coxen Hole bekommt man tatsächlich auch frischen Tamarindensaft, welchen ich mir natürlich gleich an einem Straßenstand bestelle. Ungewöhnlich ist allerdings der Behälter, in dem man das Getränk serviert bekommt, es handelt sich nämlich um eine kleine Plastiktüte mit Strohhalm. Das hat aber wiederum auch etwas. Ein paar Schritte weiter komme ich an einer Grundschule vorbei und die Kids entdecken meine Kamera. Sofort springen sie vor mir herum, strahlen um die Wette und posieren mit allem was sie haben. Das Phänomen scheint aber altersunabhängig zu sein, denn wiederum nur wenige Meter weiter bin ich gerade dabei ein bunt bemaltes Haus zu fotografieren, als mir ein älterer Mann direkt ins Bild hineinspringt. Lustig, die Honduraner!
Für den Nachmittag hat sich Mike etwas ganz besonderes ausgedacht und wir unternehmen eine Mangroventour ganz in den Osten der Insel. Dazu gehört auch ein Mittagessen in dem, wie soll ich es sagen, etwas abgerockt wirkenden Restaurant „Hole in the Wall“. Es handelt sich um ein Bretterhaus, das auf einem Steg über dem Wasser errichtet wurde und dessen Style aussagt: hier hat es schon einige, richtig starke Partys gegeben. Das Mittagessen soll aber besonders gut sein und ich muss festhalten, dass das eine Lüge ist. Es ist fantastisch! Ich liebe diese etwas abgeschrabbelten Läden, von denen man nichts vermutet, in denen mir aber dann die Mutti des Hauses, zu meiner leichten Überraschung, ein vorzügliches Lobster-Sandwich serviert. Es ist so lecker, ich könnte davon gleich fünf Stück auf einmal essen. Dazu ein gekühltes Getränk und der Blick auf das Wasser – besser könnte es nicht sein. Nach dem einmaligen Essen, platzieren wir uns vollgefuttert alle wieder in unseren Kanus und treiben anschließend in Richtung Mangroven. Wir paddeln durch einen mystisch wirkenden, doch recht schmalen Kanal, der gerade mal so Platz für zwei Kanus nebeneinander bietet. Dies hat den Vorteil, dass man ganz dicht dran ist und das Wuseln der Krabben in den dichten Astverwirrungen beobachten kann. Hin und wieder tun sich kleine Binnenseen auf und die Kulisse wird dadurch noch beeindruckender. Das Wasser ist phasenweise glasklar und man kann das tiefe Wurzelwerk der Mangroven gut erkennen. Auf dem Rückweg halten wir noch am „Klinsmann Car Wash Center“ an, welches ich auf der Hinfahrt beim Vorbeifahren gesehen hatte. Ich muss unbedingt ein Foto von dieser grandiosen Waschanlage machen. Was ist das denn für eine sensationelle Idee, seine Waschstraße so zu nennen?
Zurück im Hotel versammeln wir uns erstmal alle im Restaurantbereich, der so etwas wie der Treffpunkt der Anlage ist. Hier hat man ausreichend Platz, um zum Beispiel gemeinsam die Logbücher auszufüllen, Fotos anzuschauen oder auch mal etwas zu spielen. Nachmittags gibt es bei den Tobri Divers immer selbstgemachten Kuchen & Kaffee oder Tee, was an sich schon eine tolle Sache ist, aber abends legen Mike, Susan und ihre Crew noch eine Schippe drauf. Dazu muss ich noch erwähnen, dass hier nicht jeder für sich à-la-carte isst, sondern es sitzen alle an einem großen Tisch zusammen, wodurch eine wirklich angenehme Atmosphäre untereinander herrscht. Man erzählt, tauscht sich aus und lernt sich eben kennen, was bei einer Anlage mit maximal 12 Gästen nicht unwichtig ist, wie ich finde. Zum Abendessen gibt es dann immer ein wunderbares 5-Gänge-Menu, allerdings natürlich nicht aufgesetzt mit weißen Stoffservietten, sondern einfach 5 leckere und besondere Gerichte, wie Obstsalat, Gemüsesuppe, Lasagne oder Crème Brulée. An unserem letzten Abend hat Mike einen Grillabend angekündigt, worauf ich mich schon die ganze Woche gefreut habe, schließlich gibt es draußen extra einen tollen Grill. Als Nachtisch bekommen wir eine kleine Süßigkeit mit frischen Mangos direkt aus dem Garten! Ich könnte mir keinen schöneren Abschied vorstellen.
Zusammengefasst kann man vielleicht sagen, dass Útila vielleicht etwas mehr für den „aktiven Taucher“ geeignet ist, während man sich im Tobri Divers Resort auf Roatán eher etwas mehr auf das Tauchen konzentriert. Útila ist eine besondere, etwas andere Insel, es geht karibisch, sprich sehr locker, zu und man darf keine europäische Perfektion erwarten. Auf Roatán hat man ein bisschen mehr Möglichkeiten für beispielsweise Tagesausflüge und die Insel ist generell etwas „fortgeschrittener“, ansonsten ist das Tauchen bei den Tobri Divers extraklasse. Und an der Stelle sei nochmal der Non-Stop-Flug von den USA nach Roatan erwähnt! Für mich ist auch nach dieser Reise wieder klar, wie unglaublich viel mir Honduras bedeutet. Ich habe in diesem Land schon so viele einzigartige Momente erlebt, dass es für mich immer noch einer der ganz besonderen Geheimtipps ist.
Und damit möchte ich nun diesen zugegebenermaßen sehr langen Newsletter abschließen, ich verspreche Ihnen der nächste wird wieder etwas kürzer. Ich hoffe, ich konnte Sie gedanklich kurz in die Sonne entführen und freue mich wie immer über Feedback, Anregungen oder Kritik.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, noch einen tollen Wonnemonat Mai und Sie hören bald wieder von mir…
Herzliche Grüße
Ihr / Euer
Jan Thies
Geschäftsführer