Beachclub von Playa del Carmen, 5te Avenida und Strand von Playa del Carmen
Strand von Playa del Carmen, 5te Avenida und mein Lieblingsfrühstück-Restaurant – allerdings am Abend
Leicht südlich von Playa del Carmen kommt der „Hotelort“ Playacar. Vermutlich ist es sogar noch ein Stadtteil von Playa de Carmen, denn der Übergang ist so fließend wie Duisburg und Oberhausen, aber beide Stadtteile sind grundverschieden. Playacar besteht praktisch nur als All-Inclusive-Hotels, weshalb man außerhalb der Hotels logischerweise keine Angebote benötigt. Die Hotels bieten nahezu alle ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und befinden sich an einem der schönsten Strandabschnitte von ganz Mexiko. Der Strand von Playacar ist so breit wie eine beidseitig dreispurige Autobahn und dabei schneeweiß, puderzuckrig und läuft ganz flach ins Meer hinein. Wenn man mittig „im Strand“ steht, muss man sich erstmal ungläubig um 360 Grad drehen, um zu umreißen wie breit dieser Strand ist. Warum ich das alles erzähle? Weil ich erstmals in Playacar gewohnt habe, und zwar im Hotel Occidental Allegro Playacar. Untypisch für mich, denn All Inclusive-Anlagen sind eigentlich nicht so meins. In diesem Fall ist die Begründung für meine Entscheidung aber ganz einfach, denn am Strand dieses Hotels gibt es eine sehr bekannte Pro Dive Tauchbasis, die unter deutscher Leitung steht. Der Inhaber, Markus Fleischmann, hat die Firma Pro Dive 2004 gegründet und ich war zufälligerweise genau in diesem Jahr auch schon an seiner ersten Tauchbasis – die Bilder von damals haben jetzt schon nostalgischen Wert. Mittlerweile gibt es bereits zehn sehr professionelle Pro Dive Tauchbasen, wobei die Tauchbasis in Playacar gewissermaßen als Dreh- und Angelpunkt für den Bereich rund um Playa del Carmen dient. Bisher haben wir nur Playa del Carmen Stadt verkauft, aber jetzt werden wir aufgrund dieser Tauchbasis am Hotel Allegro Playacar auch den Stadtteil Playacar anbieten. Die Pro Dive Tauchbasen sind in ihrem Angebot und den Möglichkeiten tatsächlich einzigartig, dazu gehören mehrere Tauchbasen an der Küste entlang (dazu komme ich noch), sowie eine Tauchbasis auf Cozumel (dazu komme ich auch noch). Das Zusammenspiel der verschiedenen Basen bietet viele Optionen, die zusammengesetzt einen deutlichen Mehrwert bieten und dadurch wiederum Mexiko zu einem noch großartigeren Tauchziel machen.
Ganz kurz, um diesen Teil abzurunden, nur eine grobe Information zu den Hotelmöglichkeiten. Wir haben drei Hotels in Playa del Carmen im Angebot:
Ein kleines, feines Hotel, sehr zentral an der 5ten Avenida und nur ca. 5 Minuten vom Strand entfernt gelegen. Die Zimmer sind ausgesprochen schön und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sensationell. Ab € 1.280,– pro Person*
2) Las Palapas
Ein tolles, umweltbewusstes Hotel mit einstöckigen, karibischen Cabanas, direkt am Strand und an der 5ten Avenida. Ein klasse Hotel für den besonderen Urlaub! Ab € 1.656,– pro Person*
3) The Bric
Eigentlich sehr ähnlich wie das Riviera del Sol und auch nur eine Minute entfernt, eine weitere Option für uns für diese Art Hotels. Ab € 1.390,– pro Person*
* Preis inklusive Flug ab Deutschland, 2 Wochen Hotel mit Frühstück, Transfers, zzgl. Flugsteuern ca. € 440,–
Darüber hinaus ein Hotel in Playacar:
4) Allegro Playacar
Ein großes All-Inclusive Hotel, das gar nicht groß wirkt, weil sich die Zimmer auf kleine Häuser verteilen. Die Tauchbasis und der Strand sind hier die großen Trümpfe. Ab € 1.299,– pro Person*
* Preis inklusive Flug ab Deutschland, 2 Wochen Hotel mit All Inclusive, Transfers, zzgl. Flugsteuern ca. € 440,–
Warum diese Hotels?“ Wir möchten jeden Kundentyp ansprechen, von gut und günstig, bis stilvoll und besonders. Die Hotelvielfalt in Playa del Carmen ist überwältigend und wir haben uns für diese vier handverlesenen Hotels entschieden, um Ihnen zu helfen. Wir wollten Ihnen die Qual der Wahl ein wenig abnehmen, denn ich finde das gehört auch zu den Aufgaben eines Veranstalters. Es wäre leichter, 15 Hotels anzubieten und Sie dann aussuchen zu lassen, aber so haben wir die Auswahl schon deutlich für Sie nach unseren Maßstäben reduziert.
Warum aber bin ich nach Mexiko gekommen, das habe ich ja eingangs offen gelassen, bisher gab es ja kaum etwas Neues?! Nun, Markus Fleischmann von Pro Dive ist mit seinen Tauchbasen jemand, der sich nicht nur am Mainstream orientiert, sondern auch mal links und rechts vom Weg genauer hinschaut und genau DAS ist schließlich der Grund, warum ich es nicht erwarten konnte, ein weiteres Mal nach Mexiko zu kommen. Als ich 2009 das letzte Mal in Mexiko war, bin ich stundenlang per Mietwagen an den nördlichen Rand von Yucatán gefahren, um von der Insel Holbox aus eine Walhaitour zu machen. Die Versprechungen waren großspurig, denn zu einer bestimmten Zeit gab es vor Holbox Plankton in Massen, weshalb man angeblich garantiert Walhaie sehen konnte. Ich habe oben bereits mein miserables Tauchkarma angesprochen und damals schlug es auch wieder einmal zu. Natürlich habe ich keine Walhaie gesehen, bin enttäuscht die extrem lange und holprige Schotterpiste von Holbox zurück nach Cancun gebrettert und mir geschworen, dass ich auf das Wort „garantiert“ in Zusammenhang mit Großfischen sicherlich nie mehr etwas gebe. Aber: Markus hatte mir bei der letzten boot eben vorgeschwärmt, dass er mir „garantiert“ Walhaie in Mexiko zeigen könnte, allerdings nicht mehr in Holbox, sondern vielmehr vor Cancun. Ich habe ihm kein Wort geglaubt bis er mir Bilder gezeigt hat, die mich schlichtweg umgehauen haben. Walhaie so weit das Auge reicht… Unfassbar! Ich konnte nicht widerstehen und habe den Walhaien nochmal eine Chance gegeben… Also, ich war wegen der Walhaie in Mexiko – jetzt ist es raus.
Zwischen Mitte Mai und September sollen die Walhaie sicher anzutreffen sein und ich bin dem Ruf gefolgt und wollte mich selbst davon überzeugen, wie garantiert man die Walhaie wirklich sehen kann, denn wenn ICH welche sehe, dann sieht garantiert jeder welche. Wichtig ist allerdings zu wissen: man schnorchelt mit den Walhaien. Tauchen ist nicht erlaubt, aber das erkläre ich später noch etwas genauer. Als ich mich bei der Pro Dive Tauchbasis in Playacar melde, wie die morgige Walhaitour abläuft, werde ich mit einem Lächeln informiert, dass ich um 5.30 Uhr im Hotel abgeholt werde. Die Walhaie sind anscheinend morgens besonders hungrig, daher diese kuschlige Transferzeit. Kein Problem, ich schlafe eigentlich gerne lang, aber für garantierte Walhaie lasse ich auch mal das Frühstück ausfallen.
Der Transfer ist pünktlich, genau wie ich. Beide Kamera-Akkus sind aufgeladen, das Unterwassergehäuse ist geputzt und meine Vorfreude in einem nicht mehr messbaren Bereich. Wir klappern noch ein paar Hotels ab, bis alle zehn Teilnehmer, erstaunlich frisch für diese Uhrzeit, im Bus versammelt sind. Besonders auffällig sind zwei lustige Kumpels aus Texas. Sie haben beide die Statur von Bud Spencer, genau die gleiche Stimmlage und lachen sich in einer Tour kaputt, so dass der komplette Sitz mitschaukelt bzw. mitschaukeln muss. Einer der beiden, Hank, erzählt der Gruppe was sie schon alles gemeinsam erlebt haben seit sie sich von Kindestagen an kennen. Sehr viel wie sich herausstellt, allerdings wird die anschauliche Erzählung beendet als der „schmalere“ der beiden, Mike, einwirft, dass es auch ein paar Dinge gibt, die die beiden NICHT zusammen machen. Der Rest der Gruppe lacht sich kaputt! Die Stimmung ist gut und die Gruppenleiterin Cynthia muss warten bis das Gelächter etwas abebbt, denn sie möchte uns ein wenig briefen, wie man ja neudeutsch sagt, sprich informieren was uns heute erwartet. Die erste Frage dreht sich um das Mittagessen und als sie fragt ob Hank und Mike Vegetarier seien, fängt der gesamte Bus wieder zu brüllen an. Sie sind überraschenderweise keine. Cynthia, die übrigens vier Sprachen inklusive Deutsch spricht, erklärt uns, dass die Walhaie aus bisher unerfindlichen Gründen ihre Route durch den Golf von Mexiko geändert haben. Sie machen also nicht mehr diesen Schlenker bis nach Holbox, sondern halten sich vielmehr in den Sommermonaten in der Gegend vor Cancun, genauer gesagt vor der Isla Contoy, auf. Diese ist unbewohnt und dient oft zur Vogelbeobachtung, jetzt ist sie aber eben auch eine Standortbestimmung für die Walhaie. Erstaunlich ist die Tatsache dass die Walhaie nicht in Gruppen leben. Ich habe genau das immer vermutet, aber die Walhaie essen lediglich zusammen und trennen sich danach wieder – genau wie Delfine. Und noch eine Gemeinsamkeit mit Delfinen haben sie, und zwar, dass sie als einzigen natürlichen Feind den Orca haben. Leider ist der Walhai inzwischen auch auf der Roten Liste und damit als gefährdet einzustufen, was wiederum verschiedene Gründe hat. Neben den Orcas und der mittlerweile ja bekannten Problematik der Überfischung ist ein zusätzlich bedrohender Faktor, dass die Walhaie erst mit 30 Jahren geschlechtsreif werden. Das heißt bis es überhaupt zur Fortpflanzung kommen kann, muss der junge Walhai erst einmal einige Jahre überstehen. Bemerkenswert ist, dass noch nie eine Walhaigeburt beobachtet wurde, es ist bis heute ein Rätsel wie genau dies vonstattengeht. Man vermutet, dass das Walhaiweibchen die Eier in sich trägt und die Walhaibabys erst dann geschlüpft auf die Welt bringt, wenn die Umstände gute Überlebenschancen bieten. Bis zu 300 Eier trägt ein Walhaiweibchen mit sich, wobei vermutlich nur eines davon tatsächlich überlebt. Man muss die Walhaie also wirklich mit Demut betrachten, denn jeder einzelne seiner Art ist etwas Besonderes. Als Cynthia zum Ende kommt, erklärt sie uns noch, dass die Walhaie sehr schnell sind und wir, wenn wir ihnen beim Schnorcheln folgen wollen, ordentlich strampeln müssen, um annähernd hinterher zu kommen. Das bezweifle ich zunächst, denn wie schnell kann so ein 12-Tonnen-Bus schon sein?
Als wir im privaten Hafenbereich von Playa del Carmen ankommen, brennt die Sonne. Mit „brennen“ meine ich, dass der Boden barfuß nicht zu betreten ist. Aber kein Problem, denn bald sind wir ja im Wasser und man merkt förmlich wie die freudige Aufregung jeden einzelnen einholt. Die Atmosphäre fühlt sich nach Urlaub an und jeder weiß, dass jetzt das Highlight ansteht. So wie früher als Kind, wenn die Eltern einem mitteilen, dass es gleich zum Aqua-Park mit vielen Rutschen geht. Ich liebe dieses Gefühl! So ein Highlight gibt es bei jeder Reise und mein Highlight für Mexiko steht unmittelbar bevor. Es gibt noch ein kleines Frühstück, bestehend aus Kuchen, Früchten, sowie Kaffee oder Tee. Getränke sind bei dem Ausflug auch mit inbegriffen, was angenehm ist, denn so gibt es eine große Kühlbox aus der sich jeder bedienen kann. Noch einmal kurz auf Toilette und wir klettern alle auf unser Speedboot. Der Captain, Cynthia und ein weiterer Guide erwarten uns schon und Cynthia teilt uns gleich in fünf 2er-Gruppen ein. In genau dieser Reihenfolge werden wir dann später auch ins Wasser zu den Walhaien springen – ich bin in Gruppe 2. Das Boot schippert aus dem Hafen hinaus und gibt danach sofort Vollgas, so dass wir förmlich übers Wasser fliegen. Der Fahrtwind, das spiegelnde Wasser, die strahlend gelbe Sonne im babyblauen Himmel, das Motorengeräusch und lauter strahlende Gäste – großartig. Wir passieren die Insel Contoy und die Hälse der Guides und des Captains werden länger. Plötzlich stoppen wir und die Crew ist sich einig, hier ist ein Walhai. Ich kann zwar nichts sehen, aber ich bin ja auch nicht in Gruppe 1. Das erste Pärchen macht sich also bereit und setzt sich, wie vorher im Briefing erklärt, sprungbereit an den Bootsrand. Cynthia sagt nochmal, dass wir wirklich Vollgas geben müssen, um dem Walhai zu folgen, denn die Viecher sind schnell. In dem Moment zeigt sich auch tatsächlich eine Flosse und der Captain gibt das Kommando: „Now!“ Keiner springt. Keine Ahnung wieso, aber nichts tut sich. Der Captain ruft nochmal „Jump!“ und das funktioniert. Pärchen eins drückt sich vom Boot ab und paddelt was das Zeug hält, um der Flosse hinterherzukommen. Als nächstes bin ich dran. Gruppe 1 ist mit Cynthia im Wasser und ich mache mich mit dem anderen Guide fertig. Wir warten bis Gruppe 1 zurück ans Boot kommt und als ich gerade noch höre, dass der Walhai zu schnell war, brüllt der Captain wieder „Now!“. Ich bin mir nicht sicher, jetzt? „Jump!“ kommt gleich hinterher gerufen und zack bin ich im Wasser. Ich schaue nach unten und kann sofort im trüben blaugrün die Umrisse des Walhais erkennen. Leider zu tief, wir brechen ab und planschen zurück zum Boot. Leichte Skepsis und Enttäuschung, vor allem bei Gruppe 3, denn der Captain erklärt, dass er weiterfahren wird. Anscheinend hatte der Walhai keine Lust auf Gesellschaft, weshalb er abgetaucht ist. Der Captain sagt, das sei das einfache Signal des Walhais, dass er gerade mehr Wert auf Ruhe als aufs Essen legt.
Ausflugsboot für die Walhaitour, Schnorchler-Gruppe 1 und die Buddies fürs Leben aus Texas
An der Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass diese Walhaitouren natürlich touristisch sind, aber dass die Ausflüge in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Umwelt- und Nationalparkbehörde durchgeführt werden. Sprich es gibt strenge Regeln, die von den Guides auch genau kontrolliert und eingehalten werden. Wer beispielsweise einen Walhai anfasst, darf nicht mehr ins Wasser, ganz klar und ohne Ausnahme! Diese Bedingungen beinhalten aber auch, dass jeweils nur zwei Schnorchler plus Guide zu einem Walhai dürfen, die Tiere nicht gefüttert werden und ihnen auch nie der Weg abgeschnitten werden darf. Dies wäre zum Beispiel beim Tauchen der Fall, weshalb dies nicht erlaubt ist, sprich die Walhaie sollen immer die Möglichkeit haben, abzutauchen und sich damit von den Schnorchlern zu distanzieren. Ein Teil der Erlöse dieser Touren fließt auch in die wissenschaftliche Walhai-Forschung und vom Regierungsprojekt Domino werden wissenschaftliche Daten zur Verfügung gestellt. Es wird also seitens der Veranstalter vor Ort alles dafür getan, dass die Gäste die Walhaie auf ökologisch verantwortungsvolle Weise erleben dürfen. Ich selber habe dies auch genauso empfunden.
Unser Boot kachelt weiter über das Wasser und es dauert nur 5 Minuten bis wir die Geschwindigkeit wieder drosseln. Es haben sich schon drei weitere Boote an einem Ort versammelt, kein Wunder, das Wasser sieht aus wie ein angerichteter Futterteller, so viel Grünzeug schwimmt hier im Wasser herum. Wir orientieren uns kurz und als ich mich umsehe, sehe ich mehrere gepunktete Rücken mit Schwanzflosse. Die Aufregung steigt sofort proportional zum Wunsch ins Wasser zu springen. Dumm nur, dass jetzt Gruppe 3 dran ist und ich quasi bis zum Schluss warten muss. Auch die Gruppe 3 reagiert erst auf das Kommando Jump, nämlich genau dann als wir seitlich vor einem Walhai treiben. So kommt der Walhai auf einen zu und man kann ihn vorbeiziehen sehen oder eben versuchen mit zu schwimmen. Die Wartezeit kommt mir unendlich vor und ich habe wirklich Sorge, dass plötzlich alle Walhaie beschließen abzutauchen. Ich schaue mich um und versuche die Flossen zu zählen. Ich komme auf sage und schreibe fünfzehn Walhaie! Ist denn das die Möglichkeit?! Gruppe 3 kommt ekstatisch jubelnd zurück, genauso wie Gruppe 4. Ich kann quasi miterleben, wie sie die Walhaie perfekt beobachten und auch ein wenig „verfolgen“ können. Gruppe 5 besteht aus Hank und Mike. Das Boot neigt sich bedenklich in ihre Richtung, als sich die beiden Schwergewichte auf den Bootsrand setzen. Die beiden Texaner plumpsen ins Wasser und in der Kategorie „spektakuläres Eintauchen“ gibt es ganz sicher volle Punktzahl! Die beiden geben alles, um „ihrem“ Walhai zu folgen, aber die Power geht den beiden aus. Mike blickt zum Boot zurück auf und winkt resignierend mit der Hand. Sie paddeln zurück zum Boot und mit Krämpfen robben sie sich, unter der Mithilfe der Gruppe, wieder an Bord. Fast bäuchlings schliddert Hank auf die Sitzreihe. Er schaut auf und strahlt „das Beste was ich im Wasser je erlebt habe“. Cynthia lacht in die Runde, dass sie uns „ja vorgewarnt hat, dass obwohl die Walhaie so groß und träge wirken, sie verdammt schnell sind“. Gruppe 1 hat ebenfalls einen Volltreffer zu verzeichnen und erwischt es perfekt. Jetzt bin ich wieder an der Reihe und ich zittere richte vor Aufregung als ich auf mein Zeichen warte. Der Moment ist unglaublich spannend, wenn man dort auf einer Pobacke sitzt und diesen grauen LKW im Wasser in seine Richtung pflügen sieht. Dieses Mal lasse ich mir das Kommando nicht zweimal geben, sondern springe sofort los, orientiere mich kurz im Wasser, justiere die Kamera und erkenne auch schon das breite Maul des Walhais. 4 Liter pro Sekunde filtert so ein 1,5 m breites Maul und genau ein solches hält direkt auf mich zu. Der Walhai rammt mich fast und ich schaue voller Ehrfurcht immer zur Oberfläche, um meinerseits keinen anderen Schnorchler zu rammen, und dann wieder zum Walhai, um ihn nicht erwischen. Ich drücke gerade noch die Aufnahme-Taste meiner Videokamera, um direkt danach los zu kraulen. Der Walhai ist schnell, Wahnsinn wie schnell, ich finde Cynthia hätte uns darauf vorbereiten können, dass so ein Walhai schnell ist. Ich muss wirklich voll reinhauen, um diesem gepunkteten Güterzug zu folgen. Diese Nähe zu den Tieren ist faszinierend, ich kann die einzelnen weißen Punkte auf seinem Rücken genau erkennen und mir wunderbar anschauen. Die Punkte übrigens sind wie Fingerabdrücke, daran kann man einen Walhaie zweifelsfrei identifizieren. Ich kraule was das Zeug hält, um meinem Freund, dem Express-Zug, zu folgen, aber er zieht locker an mir vorbei. Ich komme mir unendlich klein vor, als seine schwingende Schwanzflosse mir klar macht, dass ich keine Chance habe ihm länger zu folgen.
Schnorcheln mit den Walhaien
Ich schwimme zurück zum Boot und bin schlichtweg überwältigt. Die anderen Gruppen sind schon wieder am Rotieren, um die zweite Runde zu starten, nur Hank und Mike lassen aus. Ich sortiere mich noch von diesen sagenhaften Eindrücken und weiß gar nicht wohin mit meinen euphorischen Emotionen, als ich schon wieder dran bin. Rauf auf die Bootskante, rein ins Wasser, Kamera an und erst mal schauen wo der nächste Walhai auf mich wartet. Ich sehe ihn, allerdings etwas weiter weg als der erste, und gebe deshalb richtig Gas bis ich fast an ihm dran bin. Ich schaue kurz hoch, um mich zu orientieren, als mir der Guide zuwinkt und schreit ich soll mich umdrehen. Ich ducke mich wieder unter Wasser und sehe direkt hinter mir ein noch größeres Exemplar von einem Walhai, was mir quasi den Weg abschneidet. Sensationell. Der größte Fisch der Welt ist so schön. Dieser Walhai lässt es etwas ruhiger angehen und treibt mit aufgerissenem Maul an der Oberfläche entlang, um in Ruhe etwas Plankton einzusaugen. Ich kann alle beobachten und filmen. Jedes Detail. Die Augen, das offene Maul, der Sog, der das Plankton in seine Luke zieht, die Pilotfische, die Kiemen, die Rückenflosse… Was soll ich sagen, es ist atemberaubend. Wieder muss ich ihn dann aber doch ziehen lassen, was mir nichts ausmacht, denn das alles überwältigt mich. Ich treibe kurz im Wasser, als ich merke, dass das Boot unruhig wird. Ich sehe wild fuchtelnde Zeigefinger. Hinter mir ist etwas. Ich drehe mich um und sehe etwas Großes Schwarzes an mir vorbeiflattern. Ein Manta! Ebenfalls direkt an der Oberfläche. Es dauert ein wenig, bis ich mein Kameraequipment sortiert habe, kann aber gerade noch ein Video machen. Ein Manta, was ist denn hier los? Besser geht es nicht. Ich war auf Yap, wo man garantiert Mantas sehen kann, ich habe keine gesehen. Aber hier in Mexiko, beim Schnorcheln, treffe ich ins Schwarze und sehe einfach so einen Manta?!? Unwirklich, ganz ehrlich. Aber ich habe es auf Video, als Beweis für mich selbst. Jackpot! Beim vierten Sprung ins Wasser, sehe ich auch zuerst wieder einen Walhai in seiner ganzen Fabelhaftigkeit und auf dem Weg zurück zum Boot schwimmt doch tatsächlich noch ein zweiter Walhai in meine Richtung und ich kann die Begegnung einfach nur genießen. Ein Highlight jagt das nächste. Die nervöse Aufregung ist raus, ebenso die Angst vielleicht das Highlight zu verpassen und so kann ich die Begegnung einfach nur auf mich wirken lassen, mich freuen und in den Schnorchel grinsen. Fünfmal bin ich im Wasser gewesen, jedes Mal mit vollem Erfolg, als die Gruppe beschließt, dass es Zeit ist fürs Mittagessen, was gleichbedeutend ist mit dem Ende der Walhai-Action. Kein Problem, alle sind happy, inklusive Mike und Hank, jeder hat mehr gesehen, als er sicherlich erwartet hätte, und jeder ist damit beschäftigt, die erlebten Eindrücke auf seiner Festplatte im Kopf doppelt abzuspeichern. Wir bekommen einen leckeren Garnelen-/Meeresfrüchte Cocktail, dazu Sandwiches und kühle Getränke. Ich lasse zum widerholten Male die gerade erlebten Szenen nochmals vor meinem geistigen Auge Revue passieren und freue mich, dass ich mein schlechtes Unterwasser-Karma besiegt habe. Sieben Walhaie unter Wasser, ca. 15 Stück über Wasser, dazu einen Manta direkt neben mir – was will man mehr von einem Vormittag erwarten? Auf dem Rückweg sind wir uns alle einig, dass diese Tour jeden Cent wert war. Meine Bilder sind natürlich nicht perfekt, dazu bin ich noch zu ungeübt, aber ich denke sie geben dennoch einen guten Eindruck von dem was ich da gesehen habe. Im Übrigen sind die Bilder alle unbearbeitet, das möchte ich besonders erwähnen, nicht dass man vielleicht denkt, hier würde künstlich nachgeholfen, damit die Begegnungen noch spektakulärer wirken. Es war wirklich eine mehr als großartige Erfahrung diese charmanten Fische so zu beobachten. Ich bin bis heute komplett davon begeistert.
Die Nähe zu den Walhaien ist schlichtweg atemberaubend!
Nach diesem sensationellen Erlebnis – das Wort Sensation möchte ich hier wirklich als eine Art Außenseitersieg verstanden wissen, denn dass ich so viele Walhaie auf einmal sehe, ist der Sieg eines Amateurs gegen einen Bundesligisten – kann das darauffolgende normalerweise ja nur verlieren. Aber, genau aus diesem Grund habe ich mir als Anschluss etwas ausgesucht, das mit der Walhaitour quasi gar nichts gemeinsam hat: Höhlentauchen! In Mexiko, und speziell hier in Yucatán, gibt es nämlich Süßwasserhöhlen, so genannte Cenoten. Korrekterweise ist die Mehrzahl von Cenote Cenotes, denn das Wort ist spanisch, aber die meisten Deutschen sagen doch Cenoten, dies nur der Korrektheit halber am Rande. Cenoten, was ist das überhaupt? Viele Taucher werden das irgendwie schon mal gelesen oder gehört haben, aber was dahinter steckt, ist etwas Außergewöhnliches. Und zwar entstanden die Cenoten dort, wo, ganz generell gesprochen, das Kalkgestein durch wechselnde Wasserstände (speziell nach den Eiszeiten) ausgehöhlt wurde. Das auf das Land wirkende Wasser (nach einer Eiszeit, senkt sich der Meeresspiegel langsam wieder ab) sucht sich seinen Weg zurück ins Meer und untergräbt so das Kalkgestein. Wenn dann die Decken einbrechen, entstehen Öffnungen und genau diese bezeichnet man dann als Cenoten. Der „Witz“ dabei ist: dieses ausgewaschene Höhlensystem ist mit Süßwasser gefüllt, was natürlich eine absolute Besonderheit ist. Für die in Yucatán lebenden Mayas waren die Cenoten vor allem große Brunnen, aber weil sie diese Öffnungen als Eingang zur Unterwelt sahen, dienten einige Cenoten auch als Opferstätte! Dies waren allerdings Cenoten, die sich in unmittelbarer Nähe zu den großen Städten und Tempelanlagen, befanden, während die Cenoten, die jetzt betaucht werden, in Meeresnähe liegen. Dort ist das Höhlensystem nämlich viel ausgeprägter und interessanter, die „Gänge“ sind größer und es gibt deutlich mehr Durchbrüche, also Bereiche in denen Tageslicht die Höhlen erfüllt. Taucherisch haben die Cenoten nun gar nichts zu tun mit dem Freiwasser-Schnorchel-Erlebnis mit den Walhaien: offenes Meer gegen Höhle, Salz- gegen Süßwasser, Fische gegen Stalaktiten…
Bei der Tauchbasis Pro Dive gibt es einen absoluten Spezialisten für die Cenoten, jemanden der die Höhlen extrem gut kennt, und die vielleicht notwendige Ruhe für dieses Abenteuer besitzt und diese auch ausstrahlt: Cris. Er ist Spanier, hat aber lange in Deutschland gelebt und spricht deshalb sehr gut Deutsch. Seinen Full Cave-Tauchschein hat er hier in Mexiko gemacht, also genau dort, wo er auch tätig ist – beste Voraussetzungen wie ich finde. Und er sammelt zusätzlich Pluspunkte bei mir, weil er seinen Tauchlehrerkurs vorher auf der kleinen honduranischen Insel Utila absolviert hat – einer meiner Lieblingsflecken weltweit. Als wir uns in den Pick-Up schmeißen, um zu den Cenoten aufzubrechen, frage ich ihn vorsichtig, ob wir die Klimaanlage ausschalten können und er muss lachen. „Klar sehr gerne“ meint er, „davon wird man sowieso nur krank“. Er erzählt, dass als er in Mexiko ankam, er wegen der vielen Klimaanlagen die ersten sechs Monate nur erkältet war, mittlerweile habe sich der Körper aber an die künstliche Kälte gewöhnt. Wir fahren die schnurgerade Straße von Playa del Carmen südlich in Richtung Tulum und erreichen in nur 20 Minuten unsere Cenote. Meist sind an der Straße diverse Schilder, die auf die jeweilige Cenote hinweisen und man kann schnell erkennen, welche ausschließlich von Tauchern besucht werden und welche auch Tagestouristen empfangen. Einige der Schilder sind klein und sachlich, manche sind aber groß, aufwendig gestaltet und mit plakativen Bildern der Cenoten versehen. Teilweise kann man nämlich in den Cenoten auch schnorcheln, und zwar einfach dann, wenn der offene Einstiegsbereich Schwimmbad-ähnlich groß und nicht zu tief ist, so dass sich das Schnorcheln lohnt. Jede Cenote „gehört“ übrigens einer Familie, weshalb man bei der Einfahrt Eintritt bezahlen muss, um diese Gegend zu „nutzen“. Der Vorteil ist, dass diese Familien sich auch um die Cenoten und den kompletten Bereich drum herum kümmern, ihn intakt halten und pflegen. Nachdem die Seilsperre, die mittels einer schlauen Konstruktion bis zum Kassenhäuschen reicht, damit der Kassierer nicht aufstehen muss, zu Boden geht, können wir passieren. Es folgt ein langer Schotterweg mitten durch dichtes Gebüsch. Feuchtwarme Luft wabert durch die offenen Fenster ins Auto und mit ihr gefühlt tausend Mücken. „Daher die Klimaanlage“ schmunzelt Cris spaßig besserwisserisch. Als wir schließlich beim Parkplatz vor der Cenote ankommen, bin ich überrascht wie angenehm sauber das Gelände ist. Dank der Inhaber-Familien liegt hier kein Dreck herum, es gibt Abfalleimer, Tische die als Ablageflächen für das Tauchequipment dienen und auch Toiletten. Als nächstes rieche ich etwas Verbranntes und suche hastig nach der Quelle. In einem Eimer brennt irgendetwas und dicke, graue Rauchwolken steigen auf. „Gegen die Moskitos“ meint Cris. Ich schaue ungläubig, aber es wirkt. Erfreulicherweise sind wir die ersten an der Cenote, sprich wir können ganz vorne parken und haben dadurch die Pole-Position. Cris holt Getränke und Obst heraus und fängt an, mir ein ausführliches Briefing über die Verhaltensregeln in der Cenote zu geben. Sachlich, verständlich und absolut logisch dauert diese Einweisung eine halbe Stunde. Trotzdem, so viel Zeit muss sein, denn natürlich erfordert solch ein Höhlentauchgang andere Informationen, als ein Freiwassertauchgang. Die Cenoten sind auch schon für Open-Water-Taucher zugänglich, also müssen die Informationen sehr klar übermittelt werden, so dass sie jeder versteht. Sollte jemand Bedenken haben, hier ein paar Anmerkungen: Durch das gesamte Höhlensystem sind Schnüre gespannt worden, so dass man sich immer orientieren kann und dadurch auch sicher fühlt. Pro Gruppe gibt es maximal vier Taucher, jeder bekommt eine Lampe. Die Tiefe beträgt zwischen 1 und maximal 15 Metern, so kommt es öfters zu eben jenen, oben erwähnten Durchbrüchen, bei denen Licht in die Höhlen strömt. Für mich hört sich das alles gut und sicher an, weshalb ich mich bedenkenlos auf den Tauchgang freue. Ich habe bereits in den Cenoten getaucht, trotzdem ist es tatsächlich wieder etwas Besonderes und das merke ich auch, denn ich will ins Wasser! Vorher muss ich mich aber erst mal in den 7 mm dicken Tauchanzug hineinzwängen, was quälend lange dauert und furchtbar heiß ist. Wir sind zwar im Schatten, aber das Neopren wirkt wie eine Sauna. Eine Ein-Mann-Sauna, in der ich sitze und motiviert den Aufgusslöffel schwinge.
Wir rödeln unser Zeug auf und watscheln die Treppen hinunter zur Cenote. Ganz ehrlich, ich finde alleine dieser Moment ist irgendwie magisch. Man kommt aus dem hellen, wüstenähnlichen Gestrüpp und steht dann auf einmal vor einer schattigen, halboffenen Gesteins-Kuppel. Den Boden dieser Kuppel bildet glasklares, hellblaues, ruhiges Wasser. Die Decke besteht aus Stalaktiten, die wie Bewacher über einem thronen. Die Temperatur hat sich auch abgekühlt. Dann der Sprung ins Wasser und plötzlich weicht die Hitze diesem erfrischenden Kalt. Ich liebe das, denn gleich geht es los. Das Süßwasser fühlt sich anders an, leichter als Salzwasser, wie ich vorher im Briefing erfahren habe. Ganz abgesehen davon, dass es anders schmeckt. Trotzdem ist das für mich als Nicht-See-Taucher ungewohnt. Komisch ist, dass dieses Becken vielleicht 3 x 8 Meter lang ist, also nicht sehr groß, und man von oben nicht wirklich erkennen kann, wo genau man denn da tauchen soll? Als wir abtauchen und Cris voran schwimmt, erkenne ich aber die Öffnung, die schräg nach unten führt. Cris liegt fast bewegungslos im Wasser, nur die abgewinkelten Unterschenkel machen einen Flossenschlag und wirbeln dabei null Sediment auf. Genau wie es sein soll. Der sanfte Abstieg ist schon aufregend, noch spannender ist aber der riesige Höhlenraum, der sich dahinter befindet. Das Wasser ist mittlerweile durch die Dunkelheit schwarz. Wenn man mit der Lampe umher leuchtet, könnte man meinen, man ist an der Luft, so klar ist das Wasser und man vergisst auch förmlich die Tatsache dass man taucht, so gut ist die Sicht. An der Decke sieht man die unzähligen Stalaktiten-Stachel. Faszinierend. Unten am Boden findet man die Stalagmiten, etwas dicker und runder, nicht ganz so spitz. Die Atmosphäre ist eine Mischung aus unheimlich und beeindruckend. Alles ist so anders als sonst. Wir tauchen an der Leine entlang, Cris schaut mehrmals nach mir, unscheinbar, unaufdringlich, aber auffällig. Alles ok, ich genieße einfach meine Umgebung. Wir sehen Fossilien in den Steinen, die aussehen wie Gebissspuren, zudem am offenen Felsen mehrere Gesteinsschichten. Hier waren Jahrtausende am Werk. Damit ich meine Kamera auch in der Dunkelheit verwenden kann, haben wir meine Taschenlampe an das UW-Gehäuse geschraubt, was teilweise lustige Bilder mit einem schwarzen, nicht ausgeleuchteten Rand ergibt. Wir tauchen wieder etwas nach oben durch eine Felsspalte und ich kann schon wieder Helligkeit sehen. Die Wasserfarbe verändert sich von Schwarz zu Hellblau zurück. Ein Baumstamm liegt diagonal im Wasser und bildet eine unwirkliche Szenerie. Es ist hell, trotzdem fallen Lichtschwerter in das Wasser, was das surreale Gesamtbild abrundet. So etwas gibt es nur hier, definitiv. Der Rückweg führt über eine Kathedralen große Höhle, deren Ausmaße ich nur erahnen kann. Am Grund dieser Höhle kann ich das Phänomen der Sprungschicht beobachten, also den Bereich wo sich Salz- und Süßwasser mischen. Salzwasser ist schwerer, sinkt deshalb ab und bildet somit die untere Schicht. Wenn man von oben auf diese Sprungschicht blickt, wirkt es wie ein 3-D-Effekt, das Wasser flirrt ganz seltsam. Wer hier hindurch taucht, sieht für kurze Zeit verschwommen, als ob man als Brillenträger ohne Brille taucht (ich habe -2,25 Dioptrien. Man erkennt die Umrisse, allerdings ist das Bild unscharf. Auch das ist spannend, weil die Verwunderung im ersten Moment groß ist, aber auch darauf wurde ich vorher im Briefing vorbereitet. Cris hat alles im Griff, das merke ich. Diese Sprungschicht, oder auch Halocline genannt, gibt es allerdings nur in wenigen Cenoten. Auf dem Rückweg tauchen wir die Steigung, die wir vorher hinunter getaucht sind, wieder nach oben und der Moment in dem man von der Dunkelheit in das türkisfarbene Hell kommt, ist unschlagbar. Wir tauchen auf, das Süßwasser schmeckt immer noch nicht salzig und ich bin begeistert. Die Cenoten sind wunderbar, im wahrsten Sinne des Wortes, es sind wirkliche Wunder. Was die Natur so alles vollbringen kann, wird einem hier deutlich. Als wir von der kühlen Umgebung der Höhle wieder in die warme Sonne zurückkehren, wird mir wieder bewusst, dass ich in Mexiko bin. Ein lustiges Gefühl dieser Kontrast. Cris holt das Mittagessen heraus, das zu dem spitzen Tauchgang passt, denn es gibt ein leckeres Sandwich mit gebratenem Schweinefleisch, dazu eine scharfe Sauce, die meine Knie zittern lässt, frische Ananas, Getränke in allen Geschmacksrichtungen und Chips. Ein super Taucher-Mittagessen, das ich heißhungrig verschlinge.
Cenoten-Tauchen mit Stalaktiten, sensationellen Aufstiegen und Fossilien
Die Atmosphäre beim Cenoten-Tauchen ist außergewöhnlich!
Wer in Mexiko seinen Focus auf die Cenoten legen möchte, was ich gut nachvollziehen könnte, für den haben wir noch ein weiteres, neues Hotel im Programm: Die Cenoten liegen ja südlich von Playa del Carmen und man benötigt ca. 30-45 Minuten zu eben jenen Cenoten, abhängig davon welche angefahren wird. Wenn man ein bis zwei Tauchtage für die Cenoten einplant, ist das kein Problem und stört auch gar nicht, aber wenn eben mehr Cenoten-Tauchgänge geplant sind, dann kann das auf die Dauer etwas zeitraubend sein. Deshalb haben wir mit dem „Boutique Hotel“ in Puerto Aventuras ein kleines, familiäres Hotel mit nur 6 Zimmern neu ins Programm aufgenommen. Puerto Aventuras ist ebenfalls keine echte Stadt, sondern, ich will mal sagen, ein touristisches Zentrum. Es gibt Hotels, einen Hafen, Geschäfte, Restaurants, Ausflugbüros, Ferienhäuser, etc.. Das Boutique Hotel liegt im ruhigen Bereich von Puerto Aventuras, direkt an einem Wasserarm, der sich wie in Venedig in den Ort hineinverzweigt. Die sechs Zimmer blicken alle aufs Wasser und sind stilvoll eingerichtet. Zum Strand kann man über die Straße laufen und den Gästen wird das Frühstück sogar aufs Zimmer gebracht. Der Clou sind aber Fahrräder und Golfcarts, die ausgeliehen werden können, damit die Gäste bei Bedarf die Möglichkeit haben, ins Zentrum fahren zu. In Puerto Aventuras gibt es ebenfalls eine Pro Dive Tauchbasis, die als Cenoten-Ausgangspunkt dient. Direkt hinter Puerto Aventuras beginnen die Cenoten in südlicher Richtung, von hier aus kann man also diese Süßwasserhöhlen perfekt erkunden.
Das Boutique Hotel in Puerto Aventuras
Für mich geht es weiter zum nächsten Tauch-Highlight, nämlich auf die Insel Cozumel. Cozumel ist vielen Tauchern sicherlich schon lange ein Begriff, denn die vorgelagerten Riffe besitzen Weltruhm. Bereits zweimal war ich auf Cozumel und beide Male begeistert von den Steilwänden an der Südwestseite der Insel. Das Palancar Reef wird immer wieder in den Listen der weltweit besten Tauchplätze genannt, denn die Beschaffenheit des Korallenriffs ist einzigartig. Dieser Tauchplatz fehlt mir allerdings noch in meiner Sammlung, denn beim letzten Mal vor Ort hatte ich dummerweise Ohrprobleme. Schlechtes Karma?! Dieses Mal klappt es aber, ganz sicher! Man erreicht Cozumel ganz leicht und angenehm mit der Fähre von Playa del Carmen. Die Überfahrt dauert nur ca. 35 Minuten und schon legt man am modernisierten Hafen von San Miguel, der Hauptstadt Cozumels, an. Auch auf Cozumel haben wir ein neues Hotel mit dazu genommen, denn der Vorteil dieses Resorts ist quasi greifbar. Es liegt nämlich im Süden der Insel, nahe an den besten Tauchplätzen der Insel und hat direkt auf dem Gelände eine Tauchbasis. Es handelt sich um das Schwesterhotel des Allegro Playacar: das Allegro Cozumel. Der Vorteil, der sich durch die zusammenarbeitenden Pro Dive Tauchbasen ergibt ist der, dass man taucherisch sehr viel sehen und unkompliziert verbinden kann. Wer zwei Wochen auf Cozumel bleiben, zwischendurch aber mal rund um Playa del Carmen tauchen möchte, kann das problemlos tun – und alles ist in einer Hand. Des weiteren gibt es kein ständig neues Eingewöhnen und Ankommen. Die T-Shirts der Mitarbeiter haben überall die gleiche Farbe. Ich musste beispielsweise auf Cozumel nicht mal mehr den Papierkram erledigen, weil alles ja bereits in Playacar ausgefüllt worden war. Das sind gewisse Annehmlichkeiten, über die man sich freut und welche die Dinge vereinfachen. Das Hotel Allegro Cozumel sieht dem Allegro Playacar tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, aber die Wohngebäude sind ein wenig ansprechender gestaltet. Der Strand ist traumhaft, der Sand läuft flach hinein und man kann herrlich baden. Lecker sind die gegrillten Hamburger zum Mittagessen, denn die Zubereitung hat Werbecharakter – schön auf offener Flamme. Das Hotel bucht man mit All-Inclusive, was hier viel Sinn macht, da man doch ca. 30 Minuten bis nach San Miguel fährt und sonst kaum Möglichkeiten in der Umgebung hat. Wer hierher kommt, der will tauchen! Und dafür ist es hier perfekt, denn die besten Tauchplätze der Insel Cozumel, das Palancar Reef und das Santa Rosa Reef, sind hier so etwas wie Hausrifftauchgänge. Man fährt zwar mit dem Boot dorthin, aber die Distanz ist gering, was ein großartiger Vorteil ist. Die Tauchbasis ist ziemlich groß, befindet sich direkt am Strand und verfügt über einen Anlegesteg für die vier Tauchboote. Auch das ist ein angenehmer Pluspunkt, denn viele Tauchbasen in Cozumel müssen Transfers in den Marinahafen anbieten, um zu ihren Booten zu gelangen. Hier nicht! Hier packt man seine Sache, schlappt mit den Flipflops zum Boot und fertig ist der Lack.
Ab € 1.349,– pro Person*
* Preis inklusive Flug ab Deutschland, 2 Wochen Hotel mit All Inclusive, Transfers, zzgl. Flugsteuern ca. € 440,–
Das Hotel Allegro Cozumel mit einem schönen Strand, großem Pool und einem klasse Hamburger-Grill
Die Tauchbasis Pro Dive auf Cozumel
TAUCHEN COZUMEL
Wie gesagt, hierher kommt man zum Tauchen, denn die Bedingungen dafür sind ideal. Es geht für mich tatsächlich zum Palancar Reef und ich erfahre, dass dieses Riff aus mehreren Tauchplätzen besteht. Für mich geht es diesmal zu den Palancar Caves, DEM Top-Tauchplatz. Das Briefing ist ausführlich, denn die Strömung scheint hier ein wichtiges Thema zu sein. Wir sind zu siebt in der Gruppe, was mich zum Buddy des Tauchguides macht. Rein ins Wasser! Schon beim Abtauchen erkennt man die Struktur des Palancar Reefs, die vorher im Briefing besprochen wurde. Tiefe Canyons, bohren sich wie Schluchten in das Riff, welches auf der einen Seite tiefblau abfällt. Eine Steilwand mit bewachsener Pracht. Die ersten Schildkröten ziehen vorbei, gefolgt von Barrakudas und Rochen. Der Tauchgang hat noch gar nicht richtig begonnen, da sortiert er sich schon qualitativ weit oben in meiner Hitliste ein. Wir gehen tiefer in das Riff hinein, in dem wir einem Canyon folgen. Die schroffen Wände ragen links und rechts nach oben und durch den beträchtlichen Bewuchs sieht es teilweise aus, als ob die Wände überhängen würden. Wir kommen an die Kante und der Untergrund fällt weg. Sofort packt mich die Strömung und ich drifte am Riff entlang. Viele dichte und riesige Korallen haben die Riffblöcke bewuchert. Unser Tauchguide zeigt an, dass wir wieder ins Riff hineintauchen und wir biegen quasi in einen weiteren Canyon ein. Ich möchte am liebsten die ganze Zeit fotografieren, um diese einmalige Szenerie einzufangen. Die Schluchten sehen aus wie Irrwege in einem Labyrinth, mit dem Unterschied, dass man hier nur mal eben aufsteigen müsste, um den Weg nach draußen zu finden. Eine massige Gruppe Grunzer schlängelt sich unter einem Vorsprung entlang und lässt sich schaukeln. Ich mag diese Art von Fischsuppe, die wie eine Wand im Wasser steht und mache Foto um Foto. Als ich aufblicke erkenne ich, dass die Gruppe auf mich wartet. Sorry guys! Wir lassen uns über die Kante treiben und betrachten das Treiben im und am Riff. Plötzlich taucht unter mir eine kapitale Schildkröte auf, die die anderen wohl übersehen haben. Sie sitzt im Riff und knackt sich ihr Fressen ab. Ich kann die Geräusche hören, so intensiv malmt sie. Meine Anwesenheit scheint sie nicht zu stören, obwohl ich mich sogar vor ihr leicht im Stein festhalten muss, um von der Strömung nicht davon getragen zu werden. Sie schaut mich an, senkt den Kopf wieder und frisst weiter. Meine Bilder habe ich im Kasten, als ich wieder erschrocken feststelle, dass der Tauchguide mir zuwinkt. Wir sind schon eine ¾ Stunde unterwegs und die ersten Buddyteams beginnen aufzusteigen. Ich habe noch Luft und Bilder übrig. Also geht es weiter. Noch ein Rochen, Lobster – zwei Stück auf einmal in einer Höhle – und Tarpune. Mittlerweile dauert der Tauchgang schon eine Stunde und wir waren nicht gerade flach unterwegs. Nur noch ich und eine Dame sind übrig geblieben, ihr Mann hängt schon an der Oberfläche. Ich muss ebenfalls aufsteigen, als aus dem Nichts heraus ein weißer, glatter und schneller Fisch auftaucht. Er kommt direkt auf mich zu, wobei ich mir nicht sicher bin, ob es Neugierde oder Angriffslust ist. Er umrundet mich in einem sehr engen Kreis, bis er schließlich gegen meinen Oktopus rumpelt. Keine Ahnung, was das für ein Viech ist, aber es ist lustig, obwohl ich nicht weiß, ob er nicht vielleicht doch böse ist. Ich blicke nach unten, auf der Suche nach einer beruhigenden Geste, aber der Tauchguide und die „Frau ohne Luftverbrauch“ tingeln immer noch über die Korallenlandschaft. Als ich auftauche lässt der lästige Kollege mich schließlich in Ruhe. Was war das? Wieder an Bord, diskutiert die restliche Gruppe auch gerade über diesen aufdringlichen Unterwassergenossen und ich erfahre, dass es sich um eine Remora handelt, also einen Pilotfisch, der sich normalerweise an Großfische hängt. Daher also das Interesse an meinem Tank! Als ich mein Equipment so langsam abgebaut, mich abgetrocknet habe und ein frisches Stück Ananas genieße, kommt der Tauchguide endlich an die Oberfläche und schüttelt resignierend den Kopf. Diese Meerjungfrau ist nicht zu schlagen, sie kommt unglaubliche zehn Minuten später mit 100 bar Restluft an Bord. „Ich laufe Marathon“ flötet sie erklärend. Unfassbar…
Tauchen auf Cozumel – Fischschwärme und beeindruckende Canyons am Palancar Reef
Das Tauchen auf Cozumel ist sehr abwechslungsreich!
Cozumel ist aber mehr als Tauchen, denn die Hauptstadt San Miguel ist ebenfalls einen Besuch wert. Klar ist sie touristisch, besonders wenn Kreuzfahrtschiffe anlegen, aber meist ist schon die erste Querstraße hinter der Uferpromenade ruhiger. Der große Hauptplatz in der Mitte des Ortes ist ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen, gerade in den Abendstunden. Mein mexikanischer Tauchguide hat mir einen guten Restaurant-Tipp gegeben und wie man bekanntlich weiß, sind solche Infos von Einheimischen immer besonders wertvoll. Mein Lokal „La Choza“ befindet sich in der zweiten Straße hinter der Uferpromenade und ich merke spürbar, wie die Straßen ruhiger werden. Es gibt auch keine Glitzerreklame am Eingang, sondern nur freundliche Kellner, die einen begrüßen. Die Küche ist offen, die Tische sind rustikal und der Geruch von mexikanischem Essen liegt in der Luft. Als ich mich setze und umschaue, stelle ich fest, dass sich tatsächlich ein paar Touristen hierher verirrt haben, genauso allerdings wie Einheimische, die zum Beispiel ihre Familie ausführen. Der Serviettenspender ist handbemalt und diverse Saucen stehen auf dem Tisch, die allesamt hausgemacht sind. Alle sehen mächtig scharf aus. Ich bestelle mir Fajitas und Guacamole, für mich die beiden Klassiker der mexikanischen Küche. Die Guacamole kommt frisch an den Tisch, ist grob mit Tomatenstückchen versetzt und ich kann den Koriander herausschmecken. Die Nachochips schmecken nicht zu intensiv, um der Guacamole mehr Raum zu geben – ich liebe es. Ehrlich, ich könnte mich da „reinlegen“, so lecker ist diese Guacamole. Danach gibt es Fajitas mit Camarones, als Garnelen. Als ich etwas unbeholfen versuche die Teigrolle samt Inhalt zu rollen, kommt der Kellner grinsend auf mich zu und gibt mir einen Schnellkurs wie man die Fajitas richtig „faltet“. Es funktioniert und ich genieße die Camarones, die frisch nach Meer schmecken. Klingt nach einem blöden Slogan, aber genauso ist es. Lecker… Auf dem Weg nach draußen nehme ich mir noch spontan zwei von den hausgemachten Saucen mit, denn sie waren einfach großartig. Ich freue mich schon auf den ersten Gast bei mir zuhause, der heroisch scharf essen möchte und sich fürchterlich die Zunge verbrennen wird.
San Miguel, die Hauptstadt von Cozumel – es gibt viele schöne Restaurants, den Hauptplatz und Fajitas im „La Choza“
Meine Mexikoreise neigt sich dem Ende zu und ich bin grenzenlos glücklich ein weiteres Mal hier gewesen zu sein. Obwohl ich in Mexiko schon so viel erlebt habe, ist wieder etwas Neues hinzu gekommen. Walhaie und ein Manta, dazu die Cenoten und das Steilwandtauchen auf Cozumel… Ein Paket, das man erst mal schlagen muss. Ich freue mich einen neuen Partner vor Ort gefunden zu haben, der tolle Kombinationen ermöglicht. Das macht es für uns, aber vor allem auch für die Gäste leichter. Dazu sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, denn zu unterschiedlich sind die Gebiete und auch die Hotels. Ich freue mich für jeden, der die gleichen Erfahrungen wie ich in Mexiko sammeln kann…
Zum Abschluß noch ein kleiner Hinweis zum Pintuyan Dive Resort im Süden der Insel Leyte. Bekannt geworden ist diese Region durch seine quasi garantierten Walhaibegegnungen, weshalb das Resort auch immer zur Hauptsaison ausgebucht ist. Wir hatten in der letzten Saison einige Buchungen, die wir leider absagen mussten, weil das Hotel schon voll war! Daher nun von uns der frühzeitige Hinweis, dass wenn man Interesse an diesem einmaligen Tauchgebiet und dem kleinen Hotel unter deutscher Leitung hat, man jetzt noch die Gelegenheit hat sich einen Bungalow zu sichern. Es gibt insgesamt auch nur 5 Bungalows, alle geräumig und für Taucher gemacht, sprich mit Platz für das Tauchequipment. Der Inhaber Ralf Jockel hat über viele Jahre, während seiner Tätigkeit auf Bohol, beobachten können, wo die Walhaie zu sehen sind und hat genau dort das Pintuyan Dive Resort errichtet. Sprich, die Walhaie sind teilweise schon am Hausriff zu sehen! Eine tolle Sache… Wer mehr Informationen lesen möchte, findet sie hier auf unserer Homepage. Ab € 1.533,– pro Person*
* Preis inklusive Flug ab Deutschland, 2 Wochen Hotel mit Vollpension, Transfers & Inlandsflüge, zzgl. Flugsteuern ca. € 330,–
Walhaitauchen im Pintuyan Dive Resort auf Leyte
Und damit möchte ich den Newsletter für dieses Mal auch „schon“ wieder abschließen und hoffe, dass ich Ihnen meine Freude, die ich in Mexiko erleben durfte, vermitteln konnte. Es waren außergewöhnliche Momente für mich, gar keine Frage! Ich wünsche Ihnen einen schönen Restsommer und freue mich natürlich über jede Art von Feedback.
Alles Gute und herzliche Grüße
Ihr / Euer
Jan Thies
Geschäftsführer