Liebe Tauchfreunde,
ich wünsche allen ein frohes und gesundes neues Jahr – mit vielen, wunderschönen Tauchabenteuern!
Zur Inspiration habe ich hier einem Reisebericht, der für mich etwas ganz Besonderes ist. Im Dezember 2014 war ich nämlich das erste Mal in Nicaragua und meine anschließende Reportage war eine der für mich bedeutendsten überhaupt. Ich habe damals so viele Antworten, interessierte Fragen und herzliche Rückmeldungen bekommen, wie bei kaum einem anderen Reisebericht. Nun war ich das zweite Mal vor Ort und freue mich, von meiner abwechslungsreichen Reise durch Nicaragua zu erzählen…
NICARAGUA
Meine Reise vor fast zehn Jahren war eine echte Abenteuertour. Mit allem, was dazu gehört. Positiv wie negativ. Die Anreise ist ganz anders gelaufen als geplant, das Wetter war überraschend schlecht, meine GoPro ist abgesoffen und mein angedachtes Hotel hatte plötzlich doch keine Vakanz mehr. Und trotzdem war es eine der schönsten Reisen, die ich bisher je erlebt habe. Warum? Weil die Insel Little Corn Island einfach ein einzigartiges Paradies ist. Selten habe ich mich auf Reisen so zu Hause gefühlt, wie dort. Vermutlich war ich noch nie auf der Rückreise so überwältigt von meinen Erlebnissen dieser Tage. Und noch nie habe ich meinen Job mehr geliebt als in den Wochen rund um Little Corn Island. Das Zielgebiet Nicaragua „aufzubauen“ war für mich eine der spannendsten Aufgaben meiner gesamten Tourismus-Zeit.
Nach meinem Reisebericht haben wir für zahlreiche Taucher Reisen nach Big und Little Corn Island organisiert und mit vielen davon ist nach ihren Reisen ein besonderer Kontakt entstanden. Die meisten haben sich sogar bedankt, weil sie durch meine Erzählungen auf diese außergewöhnliche Insel aufmerksam gemacht wurden. All das zusammen war für mich eine tiefgreifende und bewegende Erfahrung, weshalb die Insel Little Corn Island auf ewig in meinem Herzen sein wird.
Nun ist bei einer solch überschwänglich positiven Erfahrung natürlich durchaus das Risiko vorhanden, dass eine zweite Reise diese selbst gesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann. Sprich, dass ich mir meinen Zauber für diese Insel vielleicht sogar selbst ein wenig kaputt mache…?!
Und dennoch, ich wollte unbedingt ein zweites Mal auf diese traumhafte Insel, um diese Magie (hoffentlich) nochmal zu erleben und vielleicht sogar bei besseren Bedingungen zu tauchen…
ANREISE
Wie komme ich nach Nicaragua bzw. nach Little Corn Island? Nun, das sind zwei Paar Stiefel. und ich werde zunächst einmal nur den ersten Teil beantworten. Wie es weitergeht, wenn man mal in Nicaragua ist, erkläre ich dann weiter unten.
Die beste und einfachste Variante geht über die USA. Es gibt einige, wie ich finde, erstaunlich schnelle Non-Stop-Flüge aus Deutschland, zum Beispiel nach Atlanta oder Houston, wo man eine Zwischenübernachtung einlegt. Auf der Rückreise ist allerdings KEINE Zwischenübernachtung notwendig! Am nächsten Morgen geht es dann weiter nach Managua – die Hauptstadt Nicaraguas. Bis hierhin ist es eigentlich relativ unkompliziert und ganz ehrlich: der Zwischenstopp in den USA stört eigentlich gar nicht. So gewöhnt man sich schon mal an die Zeitumstellung und kann dann den nächsten Tag ausgeruht und frisch angehen. Die Anschlussflüge gehen meistens morgens, so dass man mittags bereits in Managua ist.
Ich bin dieses Mal auf dem Hinweg über Houston geflogen und habe auf dem Rückweg in Miami einen dreitägigen Zwischenstopp eingelegt. Irgendwie ist diese Variante sehr charmant, denn so teilt man die Rückreise auf, das Ganze wird nicht zu anstrengend und der Übergang fällt auch etwas leichter.
RUNDREISE
Nicaragua ist generell ein vielseitiges und abwechslungsreiches Land. Auf der einen Seite sind da die oben bereits erwähnten Inseln, auf der anderen Seite wäre da noch das Festland. Und die Möglichkeiten dort sind fast unbegrenzt! Das Schöne aber ist, dass man drei der Top-Spots relativ dicht beisammen hat, und zwar die Städte León, Granada und Managua. Dadurch ergibt sich eine sehr angenehme und kompakte Rundreise, die man wunderbar vor einem Besuch der Inseln einbauen kann.
Und genau diese Rundreise habe ich nun gemacht:
MANAGUA & VULKAN MASAYA
Fangen wir mit der Hauptstadt an. Und an der Stelle auch mit unserem deutschen Partner vor Ort! Erfreulicherweise haben wir nämlich mit Immanuel und seiner Agentur Solentiname Tours eine gute und seriöse Vertretung in Nicaragua gefunden. Immanuel ist ein außergewöhnlich sympathischer Typ und lebt schon seit den 80ern in Nicaragua. Er ist mit einer Nicaraguanerin verheiratet, hat viele Projekte in und rund um Nicaragua betreut und liebt offenkundig dieses Land. Nach vielen Gesprächen mit ihm würde ich behaupten, dass es keine Nicaragua betreffende Geschichtszahl aus diesem und dem letzten Jahrhundert gibt, die er nicht kennt. Wenn er anfängt, über „sein Nicaragua“ zu erzählen, höre ich jedes Mal sehr gerne zu. So habe ich mich riesig gefreut, dass wir uns endlich mal vor Ort treffen konnten und er sogar den ersten Teil der Rundreise selbst betreut hat.
In Managua gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die definitiv lohnenswert sind. So zum Beispiel die wuchtige Kathedrale, die 1972 sogar ein Erdbeben überstanden hat – dank einem speziellen Stahlkonstrukt. Nicaragua bietet viel Geschichte, auch aus der jüngeren Vergangenheit, und das spürt man hier in Managua besonders gut!
Managua bietet aber mehr als „nur“ Bauwerke. Einer der bekanntesten Vulkane Nicaraguas liegt nämlich ganz in der Nähe und kann richtig gut besucht werden. Es handelt sich um den Vulkan Masaya.
Nur knapp 30 Minuten außerhalb von Managua führt eine harte Rechtskurve ins Lava-Gebiet des immer noch aktiven Vulkans. Wir haben uns dabei ganz bewusst für die Abendvariante, also ungefähr 17 Uhr entschieden, weil dann das Licht weicher und der Kontrast am Rand des Vulkans größer sind.
Zuerst geht es aber in ein kleines Museum am Eingang, welches ganz sicher nicht modern, dafür aber sehr anschaulich ist. Plastische Karten, Reliefdarstellungen und Erklärtafeln aus Sperrholz zeigen sehr sehr gut, wie Vulkane funktionieren, welche Besonderheiten die Besucher in Nicaragua erwartet und was diese Region so besonders macht. Herrlich! Dabei sollte man wissen, dass es in Nicaragua zehn noch aktive und insgesamt 19 Vulkane gibt. So viel zu den oben angesprochen Möglichkeiten am Festland…
Der Weg zum Vulkan gleicht einer Filmkulisse. Schwarzes Gestein und Geröll am Straßenrand, wohin man nur schaut, und die Sonne hat bereits mit ihrem Untergang begonnen. Tiefrot flimmert der Horizont. Die Farbe ist fast schon zu passend, denn man könnte meinen, der Vulkan spuckt ganz sanft so ein bisschen vor sich hin. Rund um den Vulkan gibt es keine hohen Bäume, nur Gestrüpp und flach wachsende Büsche. Der Grund ist einfach, wie mir Immanuel erklärt: jeder Südwestwind bläst Schwefel über die Landschaft und setzt so ein klares Wachstums-Limit!
Als wir schließlich ganz oben ankommen, ist das Erste, was mir auffällt: Qualm. Nicht nur ein bisschen, sondern ein wabernder, nebliger Schleier liegt über dem Schlund des Vulkans. Das Szenario ist denkbar spannend. Ich habe noch nie Lava gesehen, weshalb ich natürlich sehr gespannt darauf bin, in den Abgrund zu blicken. Besonders schön – es gibt zwar Touristen, aber nicht viele. So kann ich zur Primetime problemlos einen Platz in der ersten Reihe ergattern und der Lava beim Sprudeln zusehen… Ein ganz besonderer Moment. Und Immanuel freut sich sichtlich mit mir. Ein Weltklasse Ausflug!
LEÓN
Am nächsten Morgen beginnt die zweite Phase der Rundreise, denn es geht weiter nach León! Im Hotel bestelle ich mir vorher noch ein Frühstück „typico Americano“: Rühreier, Speck und Pancakes. Es hilft immer, wenn man gestärkt in den Tag geht.
Ich lerne meinen Reiseführer kennen: Erik – ein Mann, ein Baumstamm, kein Händedruck. Aber er lacht viel, was eine großartige Eigenschaft ist, denn er schafft es in den kommenden zwei Tagen stets gute Laune und Freude zu vermitteln. Auf der knapp zweistündigen Fahrt kommen wir ins Plaudern und ich lerne wieder einiges über Nicaragua. Ein wichtiger Aspekt für mich ist natürlich das Thema Sicherheit. Erik erklärt mir, dass Nicaragua in Mittelamerika aus einem einfachen Grund eines der sichersten Länder ist, und zwar weil es keine Gangs oder Clans gibt. Auch die politische Situation ist aktuell stabil, weshalb er hofft, dass mehr Touristen sein Land besuchen. Neben dem Tourismus beherrscht vor allem auch die Landschaft das Arbeitsleben. So kommen die Chiquita Bananen wohl zu einem erheblichen Anteil aus Nicaragua. Ebenso sind Erdnüsse, Kaffee und Tabak die Exportschlager.
Ich freue mich sehr auf León und bin gleichermaßen gespannt. León ist schon lange kein Geheimtipp mehr, seit Nicaragua bei Backpackern extrem beliebt ist und dementsprechend viel dazu auf Social Media gepostet wurde. León liegt nämlich genau auf der Route für alle, die durch Mittelamerika reisen. So ist das mittlerweile…
Von León sieht man allerdings oftmals nur die – zugegebenermaßen sehr fotogene – Kathedrale, aber das greift viel zu kurz. Die vielen kleinen Gassen, die Streetfood-Stände, der Local-Market, die vielen altehrwürdigen Kirchen… Hier kann man ausführlich bummeln und das Flair dieser Studenten-Stadt ganz entspannt aufsaugen.
Unbedingt empfehlen möchte ich aber an der Stelle noch das Dach der Kathedrale zu besuchen! Erstaunlicherweise übersehen das viele, aber die Aussicht und auch das Dach an sich sind wirklich ausgesprochen schön. Denn auch hier, wo sonst bei den Top-Attraktionen manchmal lange Warteschlangen entstehen, streunen hier nur eine Handvoll anderer Touristen umher, was den Charme von León ungemein erhöht. Erik lacht jedes Mal laut auf, wenn ich mich darüber wundere und ungläubig den Kopf schüttele.
Las Peñitas
Als ich denke, dass der Tag sich langsam dem Ende entgegen neigt, überrascht mich Erik mit einer großartigen Idee. Wir fahren noch mal schnell an den Strand von Las Peñitas! Nur ca. 20 Minuten außerhalb von León befindet sich nämlich dieser Insidertipp, der umwerfender kaum sein könnte. Es handelt sich um einen von zahlreichen Surferstränden an der Pazifikküste Nicaraguas, an dem es sensationell atmosphärische Bars, Volleyball für alle und einen Sonnenuntergang zum Niederknien gibt. Manchmal frage ich mich, ob es solche Orte wie diesen hier wirklich noch gibt… Ja gibt es! In Nicaragua.
Die Strandbar Sua ist so einfach wie sie fantastisch ist. Im Sand, am Wasser mit klasse Essen und einem Ambiente, wie in einem kitschigen Film. Und weil das Ganze SO fabelhaft ist, kann ich nicht anders als immer wieder zum Handy zu greifen, um einen weiteren Versuch zu starten, die Schönheit dieses Moments einzufangen. Erfolglos. Zum Glück!
GRANADA
Weiter geht es nach Granada – der Heimatstadt von Erik. Ich kann auf der Fahrt förmlich merken, wie sein Stolz wächst und er mir Granada bestmöglich präsentieren möchte. Auf dem Weg dorthin passieren wir viele Dörfer und jedes davon hat seine eigene Besonderheit. Oftmals sind es Töpfereien. Dann sind es Möbel, Handwerk oder sogar Kleidung. Wir machen Halt bei einem der schönsten Seen der Region und was soll ich sagen, die Aussicht ist großartig. Windig, aber beeindruckend. Solche kleinen Highlights gibt es ständig, ich erzähle nur nicht von allen, denn irgendwie will ich es auch nicht übertreiben. Was mir aber generell auffällt, es sind viele freilaufende Pferde, Schweine, Rinder, dazu Kutschen oder Schweine auf Kutschen unterwegs. So macht das „aus dem Fenster schauen“ Spaß!
Von einem Stopp möchte ich aber noch kurz berichten, und zwar von einem Töpferdorf. Klingt erstmal gar nicht so spannend, war es aber. Wir fahren in eine Seitenstraße und halten bei einem zunächst unspektakulären Haus, welches sich allerdings als ein Handwerkspalast herausstellt. Sehr hemdsärmelig und simpel, aber faszinierend.
Was sieht man bei einem Töpferbetrieb? Nun, wie getöpfert wird. Ein Teller ist eher öde, also möchte ich wissen, wie eine Vase gemacht wird und ohne zu zögern legt der Chef des Hauses los. Unglaublich, wie er mit viel Geschick und Präzision den Ton bearbeitet, während er die per Fuß betriebene Schwungscheibe beschleunigt. Die Feinheiten sind faszinierend, denn so eine Tasse wird meist vier- bis fünfmal poliert, in unterschiedlichen Phasen, bevor sie schließlich in einen Ofen kommt. Dabei ist es dann entscheidend, wie viele Objekte (leider) brechen, sprich aussortiert werden, und welche verkaufstauglich sind. 16 Tage dauert zum Beispiel die Herstellung einer gewöhnlichen Tasse insgesamt!
Angekommen in Granada reibt sich Erik die Hände. Ganz offensichtlich hat er viel vor. Und ich bin vollkommen bereit dafür, seine Euphorie ist zu mir übergeschwappt. Kaum dass wir unseren Rundgang durch das historische Zentrum begonnen haben, besteigen wir direkt den Glockenturm einer Kirche. Von hier aus hat man nämlich den perfekten Blick auf die Kathedrale der Stadt und quasi als Kulisse dienen die malerischen Hausdächer im Vordergrund. Genau das sind diese kleinen Dinge, die man eben auf einer solchen Rundreise von einem Local mitbekommt. Wenig später sitzen wir auf einem Boot, schippern über den Nicaragua-See und schlürfen eine Kokosnuss. Wie gesagt, die Abwechslung ist sagenhaft. Wieder zurück in Granada flanieren wir durch die Altstadt. Es gibt viele Essenstände mit unterschiedlichen Gerichten am Straßenrand. Ich liebe das! Im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Mittelamerika findet man hier auch keinerlei amerikanische Ketten, sondern es gibt nur Local Food. So auch im Garden Café, wo wir uns wieder mit Immanuel treffen. Es gibt leckere Fish Tacos und frische Limonade. Überhaupt gibt es die ganze Zeit frische Säfte in den verschiedenen Restaurants oder Cafés, was ich richtig klasse finde.
Erwähnen muss ich noch meine Unterkunft, denn ich bin zentral in einem wunderschönen, alten Haus mit Innenhof untergebracht. Mein Zimmer ist riesig, der Ausblick von der Terrasse ist unschlagbar und einen Pool gibt es sogar auch noch. Für EUR 80 pro Nacht!
Wer mich kennt und meine Berichte liest, weiß, dass ich recht leicht zu begeistern bin. ABER diese Tour war definitiv mehr als sensationell. Vielleicht die schönste Rundreise, die ich je mitgemacht habe. Es waren angenehm kurze Distanzen, man sieht eigentlich die ganze Zeit etwas, selbst zwischen den vermeintlichen Highlights gibt es immer wieder kleinere, lohnenswerte Zwischenstopps und die Städte selbst waren außergewöhnlich sehenswert und stimmungsvoll… Außerdem ein gutes Indiz für eine spannende Tour: Während der Rundreise habe ich mir bei jeder der Stationen gedacht „hier müsste man eigentlich mehr Zeit verbringen“.
Die zwei bis drei Tage dauernde Rundreise ist sehr gut investierte Zeit und gibt jedem Besucher einen sehr guten Einblick in das Land Nicaragua…
Für mich geht es nun aber weiter auf die Inseln, first Stopp:
BIG CORN ISLAND
Wie der Name bereits verrät, ist Big Corn Island im Gegensatz zu Little Corn Island die größere Insel. Und weil Little Corn Island wiederum zu klein für einen Flughafen ist, ist demzufolge Big Corn Island das Tor ins Paradies…
Gespannt war ich vor allem auf den nationalen Flughafen in Managua, denn ich fand den Kontrast bereits beim letzten Mal faszinierend. Auf der einen Seite der moderne Glasbau für den internationalen Flugverkehr und direkt daneben ein schabbeliger, kleiner Kasten, der für die inländischen Flüge herhalten muss. Die Deckenbeleuchtung könnte ein paar fixierende Schrauben vertragen und die Waage für das Gepäck sieht aus, als ob sie das Gewicht schätzen würde.
Eine Sache, die man wissen muss, auf den inländischen Flügen kann man nicht unbegrenzt Gewicht mitnehmen. Erlaubt sind 15 kg und jedes kg darüber kostet. Wenig zugegebenermaßen. Aber wer mit seinem voluminösen Tauchkoffer aufschlägt, könnte anfangs ein paar hochgezogene Augenbrauen ernten. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass man bei den Tauchgängen auf Little Corn Island NICHTS für das Tauchequipment bezahlt. Das heißt man muss nicht zwingend sein komplettes Equipment mitbringen.
Der ca. 90-minütige Flug selbst ist dann völlig entspannt. Ich würde jedem raten, sich ans Fenster zu setzen, denn die Aussicht ist teilweise überwältigend. Während Start und Landung sowieso, aber wenn man Glück hat, sieht man auch ein paar Vulkane und eben die wunderschönen Küstenbereiche.
Angekommen auf Big Corn Island kann man schnell erkennen, wer das erste Mal hier ist und wer die Gegebenheiten kennt. Die Neulinge stürzen nämlich hastig nach draußen, um sich ein Taxi zu sichern. Nicht wissend, dass es hier nichts zu gewinnen gibt. DENN, die Taxis fahren nicht einfach sofort mit zwei Gästen los, sondern warten dann lieber noch eine Weile auf zwei weitere Mitfahrer, so dass jeder Ankommende hier transportiert wird. Die Koffer werden zur Not irgendwie aufs Dach geschnallt und es kann auch durchaus mal eng im Fahrzeug werden. Was lustig ist! So lernt man wenigstens gleich Leute kennen.
Taxi fahren ist hier auf der Big Corn Island sowieso die beste Fortbewegungsmöglichkeit, denn jede Fahrt kostet einen USD. Fix. Das macht es einfach und man muss nicht groß nachdenken. Dabei basiert das System aber eben nicht auf einer exklusiven Fahrt, sondern es könnte durchaus sein, dass unterwegs auch noch jemand ein- bzw. aussteigt. Langweilig werden die Fahrten demnach eigentlich nie.
Mein Hotel heißt passenderweise Hotel Paraiso, denn es liegt an einem wunderbaren Sandstrand inmitten eines tropischen Gartens. Und eine der schönsten Beachbars befindet sich auch noch direkt daneben. Es könnte schlimmer sein.
Zum Abendessen verschlägt es mich zu einem Italiener, der gefühlt die Empfehlung eines jeden Taxifahrers war. Und was soll ich sagen?!? Sie haben Recht! Die herrliche Pizza aus einem Steinofen Marke Eigenbau hat die Größe eines Wagenrades und ist einfach nur irre lecker. Dabei freut sich der italienische Inhaber über jedes Kompliment bzw. aufgrund von spärlichen Italienischkenntnissen gegebenenfalls auch über jedes einzelne Grazie. Er fragt mich auch mehrmals, ob mir seine Pizza schmeckt, was ich kauend und sehr heftig nickend bejahe. Bei seinem anschließenden Lachen über das ganze Gesicht, kann ich sofort erahnen, dass sein Gesicht viele Sonnenstunden genossen hat…
Am Nachbartisch sitzt ein deutsches Pärchen, das sich durch einen deutschen Reiseführer outet, und ich komme schnell mit ihnen ins Gespräch. Überhaupt habe ich festgestellt, dass ausgesprochen viele Deutsche, meistens Backpacker, hier in Nicaragua unterwegs sind. Und alle mit denen ich geredet haben, waren ausnahmslos begeistert!
ÜBERFAHRT BIG CORN ISLAND NACH LITTLE CORN ISLAND
ABER, was man bei einer Reise in ein solch ursprüngliches Paradies immer mitbringen sollte, ist die richtige Erwartungshaltung. Hier ist nun mal alles etwas langsamer, weniger modern und ohne eine ausgebaute Infrastruktur. Das bringt ein paar Nachteile mit sich, aber durchaus auch Vorteile. Probleme werden entstehen und damit muss man dann (entspannt) umgehen. Wenn man dazu bereit ist, wird man aber auch mit einer atemberaubenden Naturschönheit belohnt! Das muss man wissen und da sollte man auch ehrlich zu sich selbst sein, ob man sich in ein solches Abenteuer stürzen möchte.
Ich kann diese Frage für mich selbst ganz leicht mit einem überzeugten Ja beantworten! Aber wie es eben so ist, auch meine Flexibilität wird getestet.
DENN, mein Transfer von Big Corn nach Little Corn Island sollte eigentlich mit einem Charter-Boot erfolgen, welches das Hotel Beach & Bungalow neuerdings für seine Gäste organisiert. Das hat zwei Vorteile, zum einen hat man den Transfer vorab gebucht und muss nicht für die Fähre anstehen. Und zum anderen erfolgt der Transfer so direkt zum Hotel und nicht zum Hauptanlegesteg auf der anderen Seite der Insel.
Wie dem auch sei, ich erfahre im Taxi zum Hafen (!), dass dieser Transfer bedauerlicherweise nicht klappt, und zwar weil dem Kapitän irgendeine Genehmigung nicht erteilt wurde. Einfach so. Von heute auf morgen. Nun, das passiert eben. Wie schon beschrieben, genau in solchen Momenten entscheidet sich, ob man für diese Art von Urlaub bereit ist.
Der neue Plan besagt, dass ich mit dem regulären Fährboot von Big Corn Island nach Little Corn Island fahre. An sich kein Problem, wären da nicht meine Erinnerungen an meine erste Reise. Dabei hat es nämlich geregnet, es war wellig und am Ende stand wadenhoch das Wasser in der kleinen Nussschale. Es handelt sich nämlich nicht um eine richtige Fähre, sondern vielmehr um ein etwas größeres Boot mit Sitzbänken in der Mitte. In dem Moment selbst war das keine so richtig lustige Erfahrung, aber im Nachhinein war es sensationelle Geschichte, die ich niemals vergessen werde und über die ich heute schmunzeln kann. Im Übrigen lache ich auch auf dem Foto, welches damals direkt nach der Ankunft gemacht wurde… Immer ein gutes Zeichen.
Heute ist es ein sonniger Tag und das Wasser sieht ruhig aus. Vielversprechend. Und trotzdem bin ich gewarnt. Genau deshalb habe ich mich auch vorbereitet und mir für mein Handgepäck, welches man ja im Fußraum verstaut, mehrere reißfeste Plastiktüten als Schutz mitgenommen. Aus Erfahrung schlau. Dabei kommt mir der Gedanke, dass ich nicht weiß, ob es gut ist, zu wissen, was kommt bzw. kommen kann oder ob eine ahnungslose Unbefangenheit besser ist.
Offiziell heißt es, dass die Fähre erst ab 20 Personen geht. Als ich ankomme, sind wir gerade einmal zwölf… Nach und nach tröpfeln aber dann doch einige Passagiere herein und am Ende wird schnell klar, das Boot wird pickepacke voll sein. Die Gäste kommen von überall: eine holländische Mädelsgruppe ist dabei, zwei Italiener, die ganz offensichtlich viel Zeit im Gym verbringen, zwei Kanadier, zwei Engländer und einige Amerikaner.
Ich biete allen meine Schutzbeutel an, aber bis auf das englische Pärchen lehnen alle ab. Ich verstehe sie, der Himmel ist blau, das Wasser glatt, was soll passieren…? Nun, die andere Seite der Insel wird passieren. Nämlich die dem Wind zugeneigte… Der Kapitän erklärt vor der Abfahrt, dass es eine Plastikplane gibt, die man vom Bug des Boots nach hinten, über alle Köpfe hinweg, ziehen kann, aber gefühlt jeder ignoriert ihn höflich.
Bei den ersten Spritzern ist die allgemeine Reaktion noch ein überschwängliches „Hui“, so in etwa wie bei Erwachsenen in einem Kettenkarussell. Ganz nett und lustig, aber für eine tolle Geschichte reicht es noch nicht. Das ändert sich ganz schnell. Innerhalb von ein zwei Minuten werden aus wenigen Tropfen echte Wellen. Schnell wird die Plane doch noch bemüht und alle wollen plötzlich ein Stück davon abhaben. Wobei es eigentlich egal ist, nasser geht sowieso fast nicht mehr. Die Fahrt dauert 40 Minuten und ich bleibe erfreulicherweise fast trocken, denn ich wusste ja, wo der beste Platz ist. Nämlich in der Mitte in der Mitte. Auf halber Strecke hat sich mein Hintermann entschieden, die Plane aufzugeben und ein GoPro Video zu drehen. Instagram first. Natürlich.
Warum ich das ausführlich beschreibe? Nun, weil die Anreise ein wichtiger Faktor für das Erlebnis und die Ursprünglichkeit von Little Corn Island ist. Sie stellt eine klare Hürde für den Mainstream und vermutlich ist das sogar gut so.
LITTLE CORN ISLAND
Als ich schließlich ankomme und das Hafendock entlanglaufe, bekomme ich eine Gänsehaut. Erst jetzt begreife ich, dass ich wieder hier bin. Auf Little Corn Island. Eine meiner Paradies-Inseln. Eine der Inseln, die mich spürbar verändert hat. Es ist ein wunderschöner Moment…
BEACH & BUNGALOW RESORT
Als Unterkunft habe ich mir ganz bewusst das herrlich karibische Resort Beach & Bungalow herausgesucht. Bei meinem letzten Besuch war ich nämlich sofort fasziniert von dieser traumhaften Anlage direkt am Strand und umso schöner ist es, dass ich dieses Mal selbst hier wohnen kann. Scot, der Inhaber, erwartet mich schon breit grinsend und mit offenen Armen. Da springt mein Herz direkt ein wenig vor Freude…
Das Hotel ist mit elf Bungalows recht klein, was aber voll und ganz dem Ambiente zugute kommt. Der tropische Garten mit vielen Palmen, die Lage direkt an einem zuckerweißen Traumstrand und die Bauweise aller Häuser des Resorts aus Holz – all das schafft eine ganz außergewöhnliche Atmosphäre, die einen sehr schnell runter- und ankommen lässt.
Acht der Bungalows befinden sich in der ersten Reihe fast direkt am Meer, während drei Bungalows in der Reihe dahinter gebaut wurden. Diese sind dafür größer und damit auch etwas komfortabler, wodurch alle Bungalows ihre Vorteile haben. Für die Wege zwischen den Bungalows wird angespültes Seegras vom Strand als Markierung benutzt, was ich ausgesprochen charmant finde.
Die Bungalows selbst sind extrem geschmackvoll gestaltet und eingerichtet. Dabei tragen sie stilsichere und absolut passende Namen wie Gulliver- oder Crusoe-Suite. Es gibt vor jeder Unterkunft ein Fußwaschbecken, eine kleine, gemütliche Terrasse, zahlreiche aufklappbare Fenster und durchdacht viel Staufläche. Eine Klimaanlage ist wegen der zahlreichen Fenster mit Gittern nicht notwendig, denn so weht immer ausreichend erfrischende Luft durch die Bungalows.
Ein weiterer Trumpf ist das ebenfalls kleine, aber großartige Restaurant der Anlage. Leckerer geht es nicht! Der Roasted Coconut French Toast zum Frühstück ist beispielsweise ein Gedicht. Oder die Lobster Tacos – ein Traum. Wenn man nach dem Tauchen hier am Strand unter Palmenblättern mit Blick aufs Wasser sitzt und sein Mittagessen genießt, kann es unmöglich schöner sein.
Generell könnte ich mir ehrlicherweise keine bezauberndere Anlage vorstellen. Ganz ehrlich. Die Tatsache, dass das Hotel (kurzfristig) oft ausgebucht ist, unterstreicht dies nur zusätzlich.
Bei meinem ersten Besuch hier, habe ich mich Scot vorgestellt und ihm angeboten, dass ich sein Hotel gerne verkaufen würde. Normalerweise freuen sich Hotelbesitzer darüber, denn das bringt mehr Gäste, aber de facto braucht mich Scot nicht wirklich. Seine herausragenden Online-Bewertungen, seine Stammgäste und die entsprechenden Empfehlungen bringen ihm genügend Gäste. Aber irgendwie hat er mir damals doch eine Chance gegeben und auch an mich geglaubt. So hat er es mir gegenüber zumindest erklärt. Was mich natürlich bis heute sehr freut, denn daraus hat sich eine ausgesprochen vertrauensvolle Partnerschaft entwickelt. Ihn jetzt nach so vielen Jahren wiederzusehen und so herzlich empfangen zu werden, rührt mich sehr.
LOS DELFINES
Alternativ wäre das Hotel Los Delfines noch eine sehr beliebte Variante, welches einfacher, aber dafür günstiger ist und mitten im Ort liegt. Der Begriff Ort ist hier vielleicht etwas irreführend, denn es handelt sich dabei vielmehr um eine lose Kombination aus ein paar Häusern ohne Namen. Aber, wenn man so will, befindet sich rund um den Anlegesteg der Fähre das Zentrum der Insel, weshalb hier auch deutlich mehr los ist, als auf der anderen Seite von Little Corn Island, wo sich das Beach & Bungalow befindet. Will sagen, mit dem Los Delfines ist man mittendrin und damit auch direkt bei der Tauchbasis.
TAUCHBASIS DOLPHIN DIVE
Und damit wären wir auch schon beim Thema: Tauchen! Einer der Gründe, warum mir Little Corn Island damals auch so gut gefallen hat, war selbstverständlich das Tauchen. Wie anfangs schon erwähnt, ist mir blöderweise meine GoPro abgeschmiert, weshalb ich leider keine bewegten Bilder mit nach Hause bringen konnte. Allerdings war wenig später der großartige Journalist und Unterwasserfotograf Martin Strmiska hier vor Ort und hat zahlreiche sensationelle Bilder gemacht.
Little Corn Island ist taucherisch sicherlich kein extrem starker Ausreißer nach oben, allerdings fand ich das Tauchen alles in allem richtig gut. ABER Vorsicht, Tiefenjäger werden hier nicht glücklich, denn die meisten Tauchgänge spielen sich im Bereich zwischen 8-20 Meter ab.
Die Tauchbasis Dolphin Dive ist dabei die einzige Tauchbasis der Insel, weshalb sie auch immer sehr gut besucht ist. Aus dem Grund würde ich auch dringend empfehlen, eine gewisse Anzahl an Tauchgängen vorzubuchen. Denn wenn auf der großen Liste an der Wand der Tauchbasis das Boot voll ist, dann ist es voll. Der Basenleiter Adam hat hier für karibische Verhältnisse einen erstaunlich seriösen und zuverlässigen Ansatz, was ich persönlich bemerkenswert finde. Alles klappt, die Tauchguides sind pünktlich und er strukturiert die ganzen Abläufe sauber zu Ende. Er spricht mit den Gästen, fragt wer wann tauchen möchte, legt die Pläne frühzeitig fest und hat so alles fest im Griff. Wenn man ihn dann abends an der Bar, mit einem Bier in der Hand, trifft, ist er dagegen ein ganz normaler Karibianer, der das Inselleben genießt. Die perfekte Mischung.
Jeden Morgen trifft man sich um 8.30 Uhr an der Tauchbasis, jeder sortiert sein Tauchequipment und anschließend gibt es ein ausführliches Briefing. In meinem Fall übernimmt dies Carl, ein überragender Tauchguide und ein noch besserer Typ. Mit ihm kann man quatschen, lachen und man weiß genau, er tut alles, damit jeder Taucher eine gute Zeit hat.
By the way, das weiter oben angesprochene, im Tauchpreis inkludierte Tauchequipment, ist in einem überraschend guten Zustand. Auch hier achtet Adam auf Qualität.
TAUCHEN VOR LITTLE CORN ISLAND
Getaucht wird mit einem kleinen Boot, das Platz für lediglich zwölf Taucher bietet. Und es ist quasi immer voll besetzt. Die Tauchplätze erreicht man in ungefähr fünf bis 20 Minuten, abhängig davon wo man taucht – direkt vor der Bucht, also im Innenbereich, oder etwas weiter außerhalb. Die entfernteren Spots sind dabei etwas windanfälliger, weshalb man sie auch nicht immer anfahren kann. Das heißt aber nicht automatisch, dass es hier qualitativ entscheidende Unterschiede gibt. So habe ich zum Beispiel beim Tauchplatz „Yellow Tail“ eine der für mich größten Schildkröten jemals gesehen! Ein massiger Loggerhead, der sogar Carl unter Wasser glücklich strampeln ließ. Oder am „Long Rock“, dort gibt es Fischschwärme, die wie eine riesige Wand wirken. Nur mit dem feinen Unterschied, dass wenn man in sie hineinschwimmt, die Wand nachgibt. Ich liebe ja Fischschwärme über alles und kann mich gar nicht satt sehen an den irrwitzig vielen Kleinfischen. Die Bewegungen, die synchronen Zuckungen und vor allem, wenn der Schwarm einen ganzen Riffblock umschließt, beobachte ich das Schauspiel ganz gebannt. Darüber hinaus kann man Stachelrochen, Ammenhaie, Schildkröten und Barrakudas eigentlich bei jedem Tauchplatz antreffen.
Am letzten Tauchtag fahren wir aber erfreulicherweise nochmal ans Außenriff, und zwar zum Tauchplatz „White Holes“. Carl erlaubt sich hier einen kleinen Scherz, in dem er uns alle glauben lässt, dass wir zu einem anderen Spot fahren, nachdem wir den ganzen Morgen schon komplett heiß gemacht wurden, wie fantastisch White Holes sein soll. Entsprechend bricht großer Jubel aus, als wir erfahren, dass wir doch in den Genuss der „weißen Löcher“ kommen. Um ehrlich zu sein, hatte ich es mir aber schon gedacht, denn das Wasser ist so glasklar, dass man wunderbar die Löcher im Riff und damit den weißen Sand sehen kann. Der Name passt wie die Faust aufs Auge. Trotzdem, es fliegen mehrere Fistbumps übers Boot als Carl seinen Spaß aufdeckt, denn alle freuen sich auf diesen klasse Tauchplatz.
Und tatsächlich, uns wurde nicht zu viel versprochen! Kaum sind wir unter Wasser, rauscht ein erster prächtig großer Ammenhai an uns vorbei. Es sind noch gar nicht alle mit dem Staunen fertig, da fuchtelt Carl bereits wieder wild durch das Wasser. Ein riesiger Adlerrochen! Ruhig und gemächlich flattert er über den Sandboden. Unsere euphorische Freude lässt ihn völlig unbeeindruckt und er dreht sogar noch eine weitere Runde. Ich bewundere Adlerrochen, die Bewegungen sind so unvergleichlich elegant… Danach können wir die Ammenhaie gar nicht mehr zählen, so viele sind es am Ende. Mich faszinieren die unzähligen, gewaltigen Elchkorallen, die hier im kristallklaren Wasser wunderbar im Sonnenlicht stehen. Dazu ziehen auch noch einige Fischschwärme an uns vorbei und komplettieren damit den perfekten Tauchgang. Was ein Tauchertraum…
Im Übrigen ist Little Corn Island generell auch sehr gut für Schnorchler geeignet. Am letzten Tag möchte ich die verbleibende Zeit noch nutzen – und beteilige mich an einer Schnorcheltour, bei der man drei verschiedene Spots anfährt. Dabei sehe ich erneut Stachelrochen, zwei Schildkröten, mehrere Ammenhaie und am Ende gibt es sogar noch eine Kokosnuss. Für USD 25 pro Person eine absolut feine Sache und definitiv empfehlenswert. Die Riffe liegen rund um die Insel teilweise nur knapp unter der Oberfläche wodurch es immer viel zu entdecken gibt.
DIE INSEL LITTLE CORN ISLAND
Neben dem Tauchen ist aber die Insel selbst der größte Star hier. Wie schon mehrfach gesagt, Little Corn Island ist für mich ein wahres Paradies.
Die Ruhe.
Die Strände.
Die Bars.
Die Freude.
Der Spirit.
Die Abgeschiedenheit.
Die Menschen.
Der Spaß.
Die Insel an sich ist ja nicht sonderlich groß. Es gibt keine Straßen, nur Wege oder Pfade. Außerdem gibt es keine motorisierten Fortbewegungsmittel! Alles ist etwas langsamer. Gemütlicher. Hektik kann hier unmöglich aufkommen. Und das spürt man. Überall.
BEACHBARS DESIDRI UND TRANQULLO
Der einzige Hauptweg auf Little Corn Island, der durch das oben beschriebene Hauptdorf führt, wurde erstaunlich sauber angelegt, allerdings findet man immer wieder kleine, tapsige Hundefußabdrücke im Zement. An beiden Enden des Ortes geht der befestigte Weg dann über in schmale Trampelpfade. Und davon gibt es, auf der ganzen Insel verteilt, einige. So schlappt jeder Besucher über die Insel, was zur Folge hat, dass man immer wieder Leute trifft. Nach wenigen Tagen kennt man viele Locals und die meisten Touristen, sei es von der Fähre, vom Tauchen oder aus den verschiedenen Beachbars. Man grüßt sich, quatscht, fühlt sich schnell zu Hause und ist umgeben von Urlaubsfreunden. Vor allem abends, wenn die ganze Insel sich in den wenigen Hauptspots trifft, begegnet man immer jemandem und kommt zwangsläufig ins Erzählen. Zwei der beliebtesten Treffpunkte sind die Beachbars Desideri und Tranquillo. Beide liegen im Hauptort fast nebeneinander und bieten leckeres Essen und frische Drinks oder Smoothies an. Dazu gibt es Hängematten fast direkt über dem Wasser und eine Atmosphäre wie in kitschigen Romanen. Oftmals wird abends ein Lagerfeuer angezündet, um die Szenerie perfekt zu machen. Wenn die Sonne wie im Bilderbuch am Horizont untergeht, ist die Stimmung schlichtweg überwältigend. Das warme Licht, der Strand, die Holzhütten, die Palmen, die Musik im Hintergrund und dazu ein Getränk in der Hand. Karibischer geht es nicht…
Tranquillo
Desideri
OTTO BEACH
Tagsüber ist dagegen ein anderer Strand mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Otto Beach der vielleicht schönste Spot. Da die Sonne einmal um die Insel herumwandert, orientieren sich viele der Touristen immer danach, wo die Sonne gerade am besten steht und am Otto Beach hat man bis ca. 16 Uhr puren Sonnenschein. Auch hier gibt es eine typische Beachbar, Palmen mit Schaukeln über dem Wasser und einen Sandstrand für jedes Bilderbuch. Traumhaft.
Vom Hotel Beach & Bungalow aus kann man sogar einen abwechslungsreichen Spaziergang direkt am Meer entlang zum Otto Beach unternehmen. Manchmal muss man dabei über Stock und Stein steigen, aber das gehört dazu. Das ist eben Little Corn Island. Schönheit hat ihren Preis.
FAZIT LITTLE CORN ISLAND
Ich hoffe, ich konnte halbwegs vermitteln, wie wohl ich mich auf dieser Trauminsel fühle. Sie ist einfach etwas Besonderes – auf allen Ebenen. Die Anreise ist vielleicht ein wenig unbequem, aber ganz klar Teil des Abenteuers. Man muss sich an der Stelle vielleicht bewusst machen, wohin man reist bzw. wo man sich hier befindet, nämlich auf einer abgeschiedenen, recht ursprünglichen Insel mitten im Karibischen Meer. Das bedeutet, dass manchmal nicht alles, was gerade benötigt wird, lieferbar ist. Dass der Wasserdruck der Dusche vielleicht ab und zu nicht top ist. Dass es hin und wieder zu Stromausfällen kommen kann. Aber wie so oft im Leben, muss man Wege finden, damit umzugehen. Wenn es nachts mal keinen Strom gibt und das Smartphone dadurch nicht geladen wird, dann hat man eben mal einen Tag kein Handy. So ist das eben… Und man kann die Insel selbst und die wunderschöne Natur dafür umso besser genießen! Wer sich genau darauf einlassen kann und möchte, wird mit einer außergewöhnlichen Zeit in einem karibischen Paradies belohnt. So habe ich es zu mindestens beide Male empfunden und so haben es mir auch alle Leute beschrieben, die ich vor Ort getroffen habe.
Die Kunst des Loslassens. Einfach mal nur genießen.
Wie wäre es mit einem einsamen Strand, zum Beispiel direkt vor dem Beach & Bungalow? Oder einem sensationellen Lobster-Dinner für kleines Geld in einem der Local-Restaurants an einem Plastiktisch auf einer Wiese?
Ach ja, oder wie wäre es mit Live-Musik in einer Beachbar?
Little Corn Island ist ein wahr gewordener Traum und ich freue mich für jeden, der sich auf dieses Abenteuer einlässt.
Als das Ende meines Aufenthalts naht, werde ich extrem wehmütig. Ein letztes Mal plaudere ich mit Scot und die Verabschiedung ist genauso herzlich wie die Begrüßung. Als ich ihn frage, ob ich ihn ein weiteres Mal umarmen kann, antwortet er nur „I would like to have another one“. Wir lachen beide. Das perfekte Good-Bye…
Die Rückreise mit dem eigenen Charter-Boot klappt dieses Mal tadellos und ich muss sagen, es ist extrem angenehm. Auf der Rückreise fährt man auch „mit der Welle“, so dass es deutlich angenehmer ist und sich das kleine Drama der Hinreise nicht wiederholt. So sitze ich da in meinem Poncho, blicke noch einmal zurück auf Little Corn Island und merke, wie mir mein Herz ein stückweit bricht. Ich verlasse „meine“ Wohlfühloase…
ZURÜCK AUF BIG CORN ISLAND
Hier möchte ich noch eine kleine Reiseempfehlung einbauen, die eventuellen Problemen vorbeugen soll. DENN, wie schon gesagt, die sogenannte Fähre ist durchaus wetteranfällig und auch wenn der Rückweg die deutlich unkompliziertere Fahrt ist, so will man ja auf gar keinen Fall auf der Rückreise in Stress geraten, falls das Wetter doch mal Zicken macht. Aus dem Grund würde ich immer empfehlen am Ende nochmal mindestens eine Zwischenübernachtung auf Big Corn Island einzubauen. Sie dient hierbei als Puffer und Absicherung.
ABER, und jetzt kommt es, man kann hier aus der Not eine Tugend machen. Schließlich liegt der beste Tauchplatz der Corn Islands näher an Big Corn Island als an Little Corn Island. Von Little Corn Island aus muss das Wetter sehr gut sein, um diesen Spot anfahren zu können. Von Big Corn Island ist die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt, deutlich höher. Es handelt sich um den Tauchplatz „Blowing Rock“. Der Name ist Programm… Ich würde also idealerweise sogar zwei Nächte auf Big Corn Island einplanen, um so am Ende noch ein echtes Highlight zum Abschluss zu haben!
Auf Big Corn Island gibt es derzeit allerdings nur eine Tauchbasis und diese könnte – um es charmant auszudrücken – karibischer kaum sein. Natürlich hatte ich mich vorher angekündigt und es war vereinbart, dass wir die Ausfahrt zum Blowing Rock machen. Bei meiner Ankunft fährt der Inhaber Myron dann aber nochmal schnell los und holt Diesel für das Tauchboot. Was ein wenig dauert. Aber gut, in der Situation, lehnt man sich zurück, schaut aufs tiefblaue Meer und denkt an den Winter in Deutschland…
Die Tauchbasis selbst ist von außen aufgeräumt und sauber, drumherum herrscht allerdings das geordnete Chaos. Ganz offensichtlich hat alles seinen Platz – wenn man nur weiß welchen. Überraschenderweise sind das Briefing und der letzte Check dann sehr präzise und ausgesprochen seriös. Dabei spricht Myron Englisch, aber der Akzent hat etwas von einem Reggae-Song. Was mir sehr gefällt.
Die Überfahrt zum Blowing Rock dauert ungefähr eine ¾ Stunde, allerdings lohnt sich jede Sekunde. Der Blowing Rock ist nämlich ganz sicher einer der besten Tauchplätze der Karibik! Und in dem Fall ist es nicht irgendwie ein ganzes Riff, sondern genau dieser eine Spot. Es handelt sich um einen riesigen Felsen, der mitten im Meer erstaunlich weit nach oben kommt. Dementsprechend hat man dort auch immer etwas Strömung, was oftmals gut für Großfische ist. Myron schmunzelt, weil er nicht zu viel versprechen will, aber er meint, dass man hier eigentlich immer Riffhaien begegnet (unangefüttert, falls sich das gerade jemand fragt). Und genau so ist es auch. Ich habe am Ende nicht gezählt, wie viele Haie ich bei meinen zwei Tauchgängen dort gesehen habe, aber es waren einige. Dicke Brocken. Völlig unbeeindruckt und nahbar. Dazu meine geliebten Fischschwärme, wobei wir beim ersten Tauchgang sogar einen beeindruckenden Barrakuda-Schwarm bewundern durften. Alles in allem ist der Blowing Rock eine klare 10 von 10 und eine dringende Empfehlung für einen Aufenthalt auf den Corn Islands.
RÜCKREISE
Als ich zurück in Managua am Flughafen sitze, fühle ich mich ein bisschen wie in dem Film „The Beach“. Der Übergang – zurück in die Zivilisation – ist hart. Alleine einen Pulli wegen der Klimaanlagen oder Schuhe zu tragen, ist ein seltsames Gefühl. Alle Urlauber sitzen braungebrannt in der Abflughalle und man kann jedem einzelnen ansehen, dass sie eine wunderbare Zeit Nicaragua hatten. Es wird viel gelacht, Haare wurden geflochten, Ketten wurden gekauft und idealerweise nimmt auch jeder ein bisschen Sonne in seinem Herzen mit nach Hause.
Wie oben schon erwähnt, fliege ich über Miami zurück nach Hause und bin im Nachhinein richtig froh über diese Entscheidung. Denn so habe ich noch zwei Tage Miami Beach genossen, einen erstaunlich günstigen Rundflug über Miami gemacht und konnte mich ein bisschen besser auf die Rückkehr nach Deutschland vorbereiten.
Nicaragua! Es war wieder eine sehr besondere Reise mit noch mehr Highlights und noch mehr traumschönen Erinnerungen…
So, und damit wäre ich dann auch „schon“ wieder am Ende angelangt. Zu Beginn dachte ich, dass ich mich dieses Mal vielleicht etwas kürzer fassen könnte, aber es gab einfach zu viel aus Nicaragua zu berichten, von daher vielen Dank für Ihr Durchhaltevermögen und Ihr Interesse!
Sollten Sie Fragen zu Nicaragua haben, melden Sie sich – wie immer – bitte von Herzen gerne bei mir. Ebenso wenn Sie Anregungen haben oder Kritik äußern möchten – ich freue mich über jedes Feedback…
Ich wünsche Ihnen allen einen stressfreien, lustigen und gelungenen Start ins neue Jahr 2024 und sende ganz herzliche Grüße
Ihr / Euer
Jan Thies
Geschäftsführer