Liebe Tauchfreunde,
ich freue mich, dass ich heute mal wieder von einer eher ungewöhnlichen Reise berichten kann, denn ich war in einem Zielgebiet unterwegs, das jetzt nicht direkt jeder schon mal besucht haben dürfte: Die Rede ist von Kolumbien! Aber, um hier gleich etwas präziser zu werden, ich war vor allem auf der kleinen Insel Providencia, die zwar politisch zu Kolumbien gehört, geographisch würde man sie aber eher einem mittelamerikanischen Staat zuordnen, denn Providencia liegt sehr weit entfernt von Kolumbien.
Um es vorweg zu nehmen, für mich ist Providencia eines der besten Tauchgebiete der Karibik, und zwar weil man dort alles hat: Großfische, viele Kleinfische, teilweise sogar Schwärme, und absolut intakte Riffe. Ich habe bei ALLEN Tauchgängen Haie gesehen, meistens Riffhaie, oft auch Ammenhaie. Hinzu kommt, dass es sich um sicherlich eine der schönsten Karibikinseln handelt, vorausgesetzt man spricht von der „echten“ Karibik. Alle Urlauber, die ich vor Ort gesprochen habe, waren begeistert und haben meine Meinung geteilt. Fazit: Providencia ist eine nahezu unentdeckte Perle.
Die häufigste Frage, die ich gestellt bekommen habe als ich mit meinen Plänen recht fortgeschritten war, war ob „es denn dort sicher sei“?! Nun, ich kann von mir selbst sagen, dass ich mich in jeder Sekunde sicher gefühlt habe und mir dies von vielen anderen Reisenden vor Ort bestätigt wurde. Die Menschen in Kolumbien waren ausgesprochen hilfsbereit (dazu später mehr), offen und freundlich. Zum anderen ist die Insel, wie gesagt, sehr weit vom Festland entfernt, nämlich um genau zu sein zwei Flugstunden – und auf der Insel Providencia will man vom Festland nicht viel wissen. Um die Frage also zu beantworten: JA, ich halte sie für sicher und habe sie ja eben auch selbst besucht. Alleine!
Wie kommt man auf solch ein Zielgebiet? Vielleicht die zweithäufigste Frage. Nun, im Grunde ist es wie so oft, es war nämlich einfach Mundpropaganda. Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich einmal von einem erfahrenen Weltenbummler eine Info gesteckt bekommen und er hat mir Providencia als seinen persönlichen Lieblingsort angepriesen. Seitdem war es auf meiner geheimen, internen Liste. Wenig später haben mir zwei deutsche Backpacker davon berichtet und es mir ebenfalls dringendst empfohlen. Und nun bekam ich erst im Oktober letzten Jahres einen Anruf von einer unserer ältesten Agenturen, wobei mir der Inhaber, der mit einer Kolumbianerin verheiratet war, wiederum dazu geraten hat mir Providencia einmal anzusehen. Dieser Anruf war dann der berühmte Tropfen und ich bin kurzfristig schon ca. einen Monat später in den Flieger gestiegen. Providencia, ich komme!
ANREISE
Von Europa ist es nicht immer ganz so leicht auf eine solch entlegene Insel in der Karibik zu gelangen. Dies ist auch hier der Fall. Es gibt Nonstop-Flüge von Frankfurt nach Bogota der Hauptstadt Kolumbiens, man könnte aber auch nach Panama City fliegen. Von diesen beiden Städten gibt es dann Flugverbindungen nach San Andres, der Schwesterinsel von Providencia. San Andres, um das gleich anzusprechen, ist keinen längeren Aufenthalt wert, denn es handelt sich um den Ballermann (ich sage bewusst nicht Mallorca, denn Mallorca ist nicht gleich Ballermann) Kolumbiens. Für eine Zwischenübernachtung ist es ganz lustig das Treiben mal gesehen zu haben, aber wenn man kurz vor dem Ziel angelangt ist, legt man sich ja nicht erst noch an den Strand, sondern man will gleich durchstarten. Deshalb geht es so schnell wie möglich weiter, entweder per Fähre oder per Kleinflugzeug, nach Providencia. Diese etwas aufwändigere Anreise ist der Preis, den man für das Paradies bezahlen muss. Wäre es einfach dorthin zu gelangen, wäre es kein Paradies mehr – so einfach ist das.
Als ich in Bogota ankomme, ist die Schlange bei der Einreisekontrolle länger als in den USA Anfang der 2000er. Will sagen, es dauert lange. Aber was soll’s, ich beobachte die Leute und stelle fest, dass jeder, aber auch wirklich jeder einzelne Tourist in sein Handy starrt. Auch die, die gemeinsam reisen. Irgendwie ist das erschreckend. Als ich schließlich an der Reihe bin, bin ich extrem positiv überrascht, wie freundlich der kolumbianische Beamte ist. Es entwickelt sich ein kurzes, aber herzliches Gespräch, welches er mit den Worten „Welcome to Columbia and have a wonderful stay“ beschließt.
In dem Augenblick, als ich den Flughafen verlasse, stelle ich plötzlich fest, wie arrogant und unvorbereitet ich bin. Ich habe tatsächlich keinerlei Ahnung, wie der Transfer zum Hotel funktioniert, sondern mich einfach auf meine Reiseerfahrung verlassen. Es handelt sich um ein nahegelegenes Flughafen-Hotel und ein Shuttle-Bus war Teil der Buchung. Wo und wie habe ich allerdings nie recherchiert. Bescheuert bis dämlich. Ich frage also einen Busanweiser direkt am Ausgang des Terminals, wobei man sagen muss, dass mein Spanisch leider quasi eingeschlafen ist. Jeder mit dem ich zu tun hatte, hat schneller Englisch gelernt, als ich Spanisch, weshalb ich es tatsächlich nie wirklich gebraucht habe. Der gute Mann am Terminal spricht nur dummerweise kein Englisch und versteht mich auch nicht, aber anstelle eines nachvollziehbaren Achselzuckens, ruft er doch tatsächlich eine Freundin an, die Englisch spricht. Sie versucht mit mir in der Leitung mein Hotel im Internet zu recherchieren, um mir dann zu sagen, wie ich dorthin komme. Diese Info gibt sie ebenfalls an ihren Freund weiter, der mich danach in einen Bus setzt und dem Fahrer entsprechende Anweisungen gibt. Wenig später dreht sich dieser bei einer Haltestelle um und nickt mir zu. Das Hotel war nur ca. sieben Minuten entfernt, aber ich habe Hilfe gebraucht. Und diese Hilfe war absolut bemerkenswert. Ich frage mich ernsthaft, ob es umgekehrt in Deutschland auch so ablaufen würde? Ich bezweifle es fast. Wie ich an der Rezeption erfahre (und am nächsten Tag selbst sehe), befinden sich die Shuttle-Busse im Flughafen eine Etage weiter oben, gut ausgeschildert und klar ersichtlich. Hat ja super geklappt mit meiner Reiseerfahrung.
Am nächsten Morgen erreiche ich mit dem komfortablen Shuttle-Bus pünktlich den Flughafen und genieße erst mal einen kolumbianischen Kaffee. Ich trinke nie Kaffee, aber hier gehört das doch einfach irgendwie dazu, oder?! Und ich werde mit einer wohl duftenden Krönung belohnt, die ich wirklich aus ganzer Überzeugung genieße. In Gedanken habe ich einen Werbespot vor mir, wie ich mich in Zeitlupe in meinem Stuhl zurücklehne und dabei entspannt lächle. Der Kaffeedampf ist dabei immer gut im Bild.
SAN ANDRES
Meine nächste Station heißt San Andres, so etwas wie der letzte Zwischenstopp vor meinem Endziel. Providencia ist nur schwer zu erreichen und komplett abgelegen, wobei das kein Werbeslogan ist, sondern ein simpler Fakt. Das Gegenteil trifft auf San Andres zu. Die Insel ist, wie bereits erwähnt, eine beliebte Party-Location und wird von vielen unterschiedlichen Gebieten angeflogen – oft und viel. An der ausgelassenen Stimmung der Gäste kann man problemlos erkennen, wo deren Schwerpunkte bei dieser Reise liegen werden. Ich muss allerdings fairerweise dazu sagen, dass ich nur in der Hauptstadt der Insel war und somit vorsichtig sein möchte, um nicht vorschnell zu urteilen, wie man das bei Mallorca eben auch gerne macht. Herausstellen möchte ich, dass der lange, breite Sandstrand an sich wirklich sehr, sehr schön ist. Ich bleibe dennoch nur eine Nacht und freue mich nun darauf das Gegenstück zu San Andres endlich kennen zu lernen: Providencia!
Meine Fähre geht früh morgens und mein Hotelier empfiehlt mir früh dort zu sein. Das versuche ich auch wirklich in die Tat umzusetzen, bleibe aber an einem Coffee-Shop hängen, der mir wiederum eine feinste Kaffeemischung zubereitet. Als ich am relativ unscheinbaren Hafen ankomme, sehe ich sofort ein anderes Publikum, als auf den Straßen von San Andres. Backpacker, Hiker, Taucher und „normale Urlauber“. Mein Ticket wird von einer routinierten Crew kontrolliert und ich erhalte mit einem freundlichen Lächeln ein Wasser sowie eine kleine Pille in die Hand gedrückt. Auf mein erwiderndes Lächeln, ernte ich ein nochmal größeres Lachen. Nach dem Motto: Sehr gut, du hast verstanden. Habe ich nicht. Die gut gemeinte Pille ignoriere ich, warum auch immer, und lasse sie in meine Hosentasche sinken. Es folgt die Gepäckkontrolle auf einem Trampelpfad, mittels eines mehr als kippligen Tisches und blanker Willkür. Eine Show, die jedem Passagier ein keines Schmunzeln abringt. Warum man früher dort sein sollte, erklärt sich mir jetzt auch. Nach und nach gehen alle Gäste an Bord, wobei wer zuerst kommt, eben auch zuerst den Sitzplatz auswählen kann. Mir bleibt schließlich nur noch ein Platz auf einer Bank in der ersten Reihe – direkt neben dem Kapitän. In Sachen Seegang der ganz klar schlechteste Platz des ganzen Schiffes. Was soll’s, mir war noch nie schlecht auf See! Ein sehr sympathischer junger Mann, der vermutlich auch gerne etwas Autorität ausstrahlen würde, verteilt voluminöse Plastikbeutel, die von einigen Gästen fast beleidigt zurückgewiesen werden. Ich stecke einen davon ein, alles andere fände ich unhöflich. Die Fähre legt ab und der Spaß beginnt. Überraschend schnell werden links und rechts die Tüten auf ihre Funktionalität überprüft. Wenn mir die Leute nicht so leidtun würden, wäre es eigentlich ganz lustig, denn es hat etwas von einer übertriebenen Komödie. Für mich geht die erste Stunde halbwegs gut vorüber, aber es schaukelt gewaltig und mir ist klar, dass das keine „Wir fahren da mal schnell rüber“-Nummer ist. Dann passiert es: Ich merke, dass sich meine Welt ab jetzt ändern wird. Ich zücke die unscheinbare, graue Rettungstüte und mache das Ding mit einem Schwall voll. Einfach so. Der Kapitän lächelt mir männlich zu und sein sehr empathischer Mitarbeiter nimmt mir wie völlig selbstverständlich meine Tüte ab, um mir sogleich eine neue zu bringen. Wie ich später erfahre, ist genau das seine einzige Aufgabe auf dieser Fähre: Die Spuckbeutel entsorgen. Als ich in die Kabine zurückschaue, sehe ich, dass die meisten Gäste schlafen, was ich bemerkenswert finde. Der Kapitän lacht und erklärt mir, dass hier immer wieder irgendwelche ganz Harten hereinkommen, die Tüte ablehnen mit dem Kommentar, dass sie ja selbst Kapitän wären, dann aber doch davon Gebrauch machen (müssen). Alles in allem ist der Spu(c)k für mich nach fünf Minuten beendet und der Rest der Fahrt verläuft erfreulicherweise locker. Trotzdem ein komisches Gefühl, ich wurde tatsächlich das erste Mal seekrank. Warum ich das schreibe? Weil man das wissen muss. Die Fährfahrt ist eben wie sie ist und sie gehört dazu. Wir haben leider einen sehr rauen Tag erwischt, es kann auch ganz anders laufen, aber die Überfahrt ist einfach ein Faktor, wenn man nach Providencia will. Es gibt allerdings auch 20-Minuten-Flüge von San Andres aus, aber genau als ich dort war, wurde der Flughafen mal locker für eine Woche gesperrt, damit man ihn renovieren – nicht ausbauen, sondern nur renovieren – kann. So läuft das in der Karibik. Wer also Probleme auf See hat, sollte lieber fliegen. Das Freigepäck ist hier zwar stark begrenzt, weil es sich um 8-14 Personen-Maschinen handelt, aber die Kosten für Übergepäck sind angeblich recht fair. Ich will ehrlich sein, ich habe die Fährfahrt nicht unbedingt genossen, aber es verbindet irgendwie. Ich habe auf der Fahrt direkt einmal ca. 10 weitere Gäste kennen gelernt und wir haben gemeinsam danach auf der Insel noch mehrfach über diese Überfahrt gelacht. Und mit jedem Einheimischen ist man sofort im Gespräch, wenn man ihm erzählt, wie schlimm die Fährfahrt war. Man erntet überall ein mitfühlendes Lachen und ist sofort integriert. Ganz sicher ist die Fährfahrt also immer eine prima Geschichte und ein toller Einsteiger.
PROVIDENCIA
Mein Taxifahrer vom Hafen zu meiner Unterkunft ist ein Urgestein der Insel. An jedem Haus reckt er seine Hand aus dem Fenster und grüßt jemanden. Manchmal flachst er herzlich im Vorbeifahren mit einem Bekannten oder Freund. Sein Lachen ist dabei so groß wie Brasilien. Er ist ganz offensichtlich stolz auf seine Insel Providencia und berichtet mir, dass hier alles getan wird, damit die Insel auch so bleibt, wie sie ist. Ein zweites San Andres soll hier auf keinen Fall entstehen. Und damit das so bleibt wurde hier ein ganz einfaches und klares Gesetz verabschiedet: Alles was gebaut wird, jedes Business das gegründet wird, muss einem „local“, also einem Einheimischen, gehören. So werden Investoren von außen, die hier etwas „Großes“ aufziehen wollen, direkt ausgeklammert. Und die „locals“ wollen anscheinend alle, dass sich am Ist-Zustand nichts ändert. Eine bewunderns- und lobenswerte Einstellung.
Als Unterkunft habe ich mir auf Providencia das Yellow Home Resort ausgesucht, was schlichtweg an den durchweg sehr guten Bewertungen auf allen einschlägigen Portalen lag. Um herauszufinden, dass diese alle berechtigt sind, brauche ich im Hotel angekommen nur ca. 5 Minuten. Die Anlage ist traumhaft angelegt, alles blüht oder strahlt grün und es wirkt beinahe so, als ob die Natur es gerne zugelassen hat, dass hier ein gelbes Hotel hineingesetzt wird. Doris und Cesar, die beiden Gastgeber, wobei Cesar seine Doris nur liebevoll „Amor“ nennt, sind so herzlich und rührig, dass man sich ganz schnell zu Hause fühlt. Ich bekomme zuerst einen frisch zubereiteten Saftsmoothie, danach erhalte ich ein kleines Briefing über die Insel und dann zeigen mir die beiden leicht demütig stolz mein Zimmer. Es gibt überhaupt nur drei davon: Zwei im ersten Stock des Gebäudes mit einem zauberhaften Balkon und klasse Aussicht und eines als alleinstehendes Häuschen mitten im Garten. Ich bekomme tatsächlich den kleinen Bungalow und bin wahrlich begeistert. So viel Liebe fürs Detail, mehr als ausreichend Platz und reichlich Stil. Gefühlt bin ich schon am selben Tag Teil der Familie, so herzlich und ehrlich ist das Strahlen der beiden, wenn sie mir bei einer Frage behilflich sein können oder Doris mir ungefragt noch einen Smoothie machen „darf“. Meine Freude darüber macht ihr offensichtlich großen Spaß. Dazu muss man sagen, dass das Yellow Home ein wenig abgelegen ist, weshalb man für den Alltag eigentlich ein Moped benötigt. Dies sollte man bei der Wahl dieses Hotels einfach berücksichtigen, wobei ich finde, dass man die Insel sowieso am besten mit einem Moped erlebt. Ich freue mich jeden Morgen, als ich nach einem überragenden Frühstück, bestehend aus einer variierenden Eierspeise, Kaffee, Smoothie und Toast, auf meinem Moped in Flipflops und Badehose durch Palmenhaine hindurch „zur Arbeit“ zum Tauchen fahre. Es sind nur ca. fünf Minuten, aber zum Laufen wäre es dann doch zu weit. Kurz bevor mir Cesar mein Moped übergibt, schraubt er noch schnell daran herum, was er in den Tagen danach auch jeden Morgen wiederholt. Praktisch, so eine eigene Werkstatt. Außerdem dreht er mir immer das Moped bereits in Fahrtrichtung herum, so dass ich nicht mehr ausparken muss, sondern gleich losfahren kann. Einfach liebenswert.
Gleich am ersten Nachmittag möchte ich die Insel erkunden. Zu viel habe ich gelesen und gehört, als dass ich jetzt abwarten könnte. Mein Ziel ist der nahe gelegene Southwest Beach, genau dort, wo auch meine Tauchbasis ist. Als ich am Strand ankomme, erkenne ich sofort, dass ich mich in einer Sackgasse befinde und damit wohl angekommen bin, denn am Straßenende stehen unzählige, wild durcheinander geparkte Mopeds. Das Buchstaben-Schild „I Love Southwest“ ist ebenfalls aussagekräftig. Wenn ich ein neues Zielgebiet besuche, gibt es immer genau solch einen Moment, in dem ich die Hoffnung habe, dass jetzt etwas Tolles kommt oder passiert. Denn wenn der Strand jetzt beispielsweise eine Enttäuschung ist, wäre das schon einmal ein herber Rückschlag. Die vielen Palmenwipfel sehen auf jeden Fall vielversprechend aus und als ich an den großen Buchstaben vorbei laufe, wird mein Wunsch erfüllt. Ein blendend weißer und breiter Sandstrand, der von türkisfarbenem Wasser umspült wird, tut sich vor mir auf. Am Ufer befinden sich sogar noch mehr Palmen als ich von der Straße aus sehen konnte. Einige davon hängen kitschig übers Wasser. Dazu der strahlend blaue Himmel im Hintergrund. Ein absolutes Bilderbuchbild. Traumschön. Und ein echter Volltreffer.
Zeit mein neues Spielzeug auszuprobieren, welches mir in Belize noch so schmerzhaft bei der Einreise abgeknüpft wurde -meine Drohne! Ein besseres Motiv als hier am Southwest Beach wird es wohl kaum mehr geben. Ich gehe ein bisschen den Strand entlang, um idealerweise die Mitte zu erreichen und entdecke in dem Palmenwald kleine bunte Hütten bei denen es sich um Bars oder Restaurants handelt. Nicht klassisch schön, sondern karibisch eben: praktisch zusammengezimmerte Bretterbuden. Ich liebe es. Während ich so auf dem Übergang zwischen Meer und Strand in den auslaufenden Wellen spaziere, bemerke ich in meiner Euphorie kaum, wie groß der Strand ist. Es handelt sich quasi um zwei aneinandergrenzende, sichelmondförmige Buchten, die man aber nur an der Berührungsstelle komplett in beide Richtungen überblicken kann. Ich wüsste nicht, wie es noch schöner sein könnte und lasse voller Euphorie meine Drohne am Schnittpunkt steigen. Der Southwest Beach ist sicherlich einer der schönsten Strände, den ich je in der Karibik, wenn nicht sogar überhaupt jemals, gesehen habe. So einen Superlativ muss ich jetzt einfach mal verwenden, denn hier passt einfach alles. Warum er auf den alljährlichen Top-Listen nicht auftaucht, kann ich mir nur damit erklären, dass der Strand zu „echt“ ist. Hier liegt schon mal eine Kokosnuss am Boden oder ein angeschwemmtes Stück Holz bleibt liegen, aber ich denke meine Drohnenbilder sprechen für sich.
Zwei Restaurants am Southwest Beach haben es mir besonders angetan, und zwar das Divino Nino und das Arturo’s – zwei der oben beschriebenen Bretterbuden. Beide sind bekannt für ihre Fischplatten, bei denen frischer Fisch und Meeresfrüchte auf einem riesigen Teller lecker zubereitet werden. Diese gibt es für eine oder mehrere Personen und beim Servieren bekomme ich große Augen. Groß vor Staunen. Als ich da so sitze und einfach nur den Augenblick genieße, entdecke ich zwei Franzosen von der Fährfahrt. Sie sind ebenso wie ich auf Entdeckungstour und setzen sich zu mir. Ihre Begeisterung ist genauso groß wie meine, was fantastisch ist, denn so sprudelt die Freude einfach nur so aus uns heraus. Ihr Englisch ist etwas gebrochen, aber sehr charmant: „Very nice – paradise!“. Ich finde dieser Satz sagt alles.
Am nächsten Morgen steht mein erster Tauchgang an und ich bin extrem aufgeregt. Eine schöne Insel ist das eine, aber die Tauchgebiete sind natürlich der entscheidende Faktor für mich. Die Empfehlung unserer langjährigen Agentur war die Tauchbasis Sirius und die Online-Berichte unterstreichen dies. Praktischerweise befindet sich die Station direkt am Southwest Beach, angegliedert an das gleichnamige Hotel. Von außen ist die Basis etwas unscheinbar, aber das ist hier auf der Insel überall so. Ich werde ausgesprochen motiviert von Guide Marcos begrüßt. Gleich gefolgt von Shampoo, dem Kapitän des Bootes. Shampoo ist sein Spitzname, warum habe ich leider nicht herausfinden können. Vielleicht weil er eine Glatze hat?! In jedem Fall ist der Name leicht zu merken. „Hello Mr. Jan“! Dazu bringt er mir direkt das High Five der Insel bei: Erst abklatschen, dann eine Faust und dabei die Hand nach rechts verdrehen. „Ya Man, Mr. Jan“. Diese Insellockerheit ist einfach klasse. Shampoo ist ein irre lieber Kerl, der immer für einen lockeren Plausch zu haben ist. Die Amerikaner würden sagen „a people’s person“, jemanden den man irgendwie schnell gern mag. Das Briefing von Marcos ist recht knapp, denn seine einzige Aussage ist, dass man an dem Tauchplatz immer viele Haie sehen kann. Danach korrigiert er sich direkt und meint, dass man eigentlich überall viele Haie sehen kann. Das Grinsen danach spricht Bände. Sehr gut, es kann losgehen. Das Riff liegt auf ca. 15 Metern, das heißt Abtauchen im Blauwasser. Ein dicker Schwarm Barben verdeckt mir kurz die Sicht, aber ich kann schnell erkennen, dass es sich um einen dicht bewachsenen Korallengarten handelt. Hart- und Weichkorallen in allen Varianten. Dazwischen viele bunte Fische. Es dauert handgestoppte 2 ½ Minuten als der erste Riffhai auftaucht und ein wenig neugierig seine Kreise um uns zieht. Nach ein paar Minuten haut er wieder ab und ich versuche mich wieder auf das Riffleben zu konzentrieren, was nur bedingt gelingt, denn es folgen direkt zwei weitere Haie. Größere Exemplare. Zwei, drei Meter. Marcos dreht sich um und zuckt mit den Schultern, nach dem Motto „Ich habe es dir ja gesagt“. Im Laufe des Tauchgangs kommen und gehen immer wieder Haie, zu einem Zeitpunkt habe ich zwischenzeitlich einmal sieben Stück gezählt. Meine GoPro-Kamera bekommt keine Pausen (hier können Sie ein schönes Video von dem Tauchgang sehen). Was für ein Knaller-Auftakt! Wieder an Bord erzählen mir Shampoo und Marcos, dass vor einigen Jahren, als das ganze Dilemma mit den Rotfeuerfischen in der Karibik losging, die Guides ab und zu die Rotfeuerfische geschossen haben, um den Haien ihre neue Nahrung beizubringen. Seit über vier Jahren machen sie das aber nicht mehr. Marcos sagt, sie haben hier so viele Haie, dass sie eigentlich immer welche sehen, auch wenn es schon lange keine Leckerchen mehr für sie gibt. Der zweite Tauchgang bietet ein ähnliches Bild, wobei hier der Korallengarten noch schöner und voller Leben ist. Wie zuvor werden wir quasi immer wieder bis durchgängig von Haien begleitet, so dass ich mich fast schon zwingen muss von den Haien mal abzulassen, um auch die anderen Schönheiten des Riffs zu würdigen. Marcos geht es anscheinend genauso, denn einmal rumpelt er fast in eine freischwimmende, dicke Muräne hinein und ist sichtlich erschrocken, als sie kurz vor ihm herumzuckt. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn die Fische keine Scheu haben, sondern sich schon fast interessiert vor meiner Kamera zeigen. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Den Abschluss des Tauchgangs bildet eine seelenruhig grasende Schildkröte, die an meiner Anwesenheit scheinbar gar nichts auszusetzen hat. Irgendwann schwimmt sie dann doch weiter, aber auch das karibisch entspannt. Zwei Spitzentauchgänge, die mir viel Euphorie geben.
Bei der Rückkehr an die Tauchbasis lerne ich den Tauchbasenleiter Daniel kennen, der direkt auf mich zukommt. Er freut sich sichtlich und aufrichtig, dass es mir gefallen hat und strahlt wie eigentlich alle hier. „Ya Man, wir haben viele Haie hier. Schon immer“. Normalerweise kommt er immer mit zum Tauchen, aber gestern hatte sein Vater Geburtstag, weshalb es eine große Familienparty gab, entschuldigt er sich fast. Daniel ist genau die Art von Partner, die man in einem neuen Zielgebiet braucht. Er ist sofort sehr hilfsbereit, erklärt mir die Zusammenhänge, sowie Möglichkeiten und ist offensichtlich ein sehr aktiver „local“. So betreibt er zum Beispiel unter anderem die Dekokammer auf der Insel und verspricht mir auch sonst in allen Bereichen immer zur Seite zu stehen. Besser geht es kaum. Er umarmt mich direkt zum Abschied, was mich riesig freut. Irgendwie sind alle so herzlich hier. Das wirkt ansteckend. Morgen geht es weiter, ich kann es kaum erwarten.
Zwischendurch steht zunächst aber wieder ein bisschen Insel erforschen auf dem Programm. Das ist nämlich das Schöne an Providencia: Man kann hier neben dem Tauchen auch noch richtig was unternehmen. Teilweise kommt es mir schon fast so vor, als ob ich ein bisschen unter Druck stehe, um die ganzen Highlights der Insel zu besuchen. Es gibt einfach viele kleine Sehenswürdigkeiten, die man gesehen oder erlebt haben sollte.
Ganz oben auf der Liste steht da die vorgelagerte Insel Santa Catalina mit dem Wahrzeichen Providencias, nämlich der Felsformation Morgan’s Head. Auf der Insel hat sich der wahrhaftige Captain Morgan nämlich verschanzt und sich die gute Lage der Insel zu Nutze gemacht um mit seiner Crew fremde Schiffe anzugreifen. Anscheinend mit Erfolg. Der riesige Felsblock, der auf der Westseite der Insel über dem Wasser thront, hat mit ein wenig Fantasie etwas von einer Kopfform, weshalb man ihn dann auch nach jenem berühmten Kapitän benannt hat.
Vom Southwest Beach fährt man mit dem Moped ca. 20 Minuten ganz in den Norden, sprich es sind eigentlich immer kurze Wege. Selbst bei einer solchen Fahrt gibt es immer genug zu sehen und entsprechend rolle ich ganz gemütlich über die Straßen. Das Besondere an Santa Catalina ist, dass man die Insel nur zu Fuß über eine schauklige Brücke erreicht. Die Hauptstadt der Insel, wo auch die Fähre anlegt und die Verbindung zu Santa Catalina darstellt, heißt völlig unprätentiös „the Town“. Einfach zu merken und kreativ dazu, da gibt es mal nichts. Als ich vor der Brücke stehe, weicht das Live-Bild leicht von dem ab, welches ich davor schon einmal in einem Magazin gesehen habe, denn der Bretterweg übers Wasser verläuft fast schon spiralförmig, will sagen krumm und schief. Das sieht nach Spaß aus.
Der erste Teil des kleinen Marsches zum Morgan’s Head führt mich auf einem gut ausgebauten Promenadenweg vorbei an kleinen einheimischen Restaurants, bis man den Übergang zu einem Trampelpfad erreicht. Von dort an geht es auf und ab durch den Dschungel, über einen kleinen Strand, der sich hervorragend für einen Sonnenuntergang eignet, bis hin zum Morgan’s Head. An sich ist es einfach ein großer Fels direkt am Ufer, aber die kleine Wanderung und die Geschichte rund um Captain Morgan machen den Ausflug zu einem kleinen Highlight. Einige Einheimische springen anscheinend auch zu bestimmten Tagen immer als eine Art Ritual vom Kopf des Kopfes ins türkisfarbene Wasser – würde ich auch gerne, aber ohne Guide bzw. das Wissen wo genau man springen kann, traue ich mich dann doch nicht. Ich lasse lieber meine Drohne steigen.
Das Schöne an Providencia ist, dass man viele Leute kennen lernt und sich auch tatsächlich mit ihnen unterhält. Klingt komisch, aber ich möchte das gerne erklären. Ich habe zum Beispiel an dem Strand bei Morgan’s Head vier Franzosen wiedergetroffen, wir haben ein bisschen gequatscht und danach gemeinsam den farbenfrohen Sonnenuntergang genossen. Ähnlich ist es in den Restaurants, immer wieder trifft man bekannte Gesichter von irgendwo auf der Insel, denn so groß ist sie ja nicht. Sicherlich entscheidend für die vielen Gespräche ist aber auch die Tatsache, dass es auf Providencia nur an zwei Orten Wifi gibt! Selbst wenn Hotels Wifi wollen würden, sie können es schlichtweg nicht anbieten, weil es keine Verbindung gibt. Ich finde das klasse, das Handy rückt plötzlich/endlich mal wieder in den Hintergrund und es ergeben sich spannende Gespräche. Genau bei einem solchen Gespräch habe ich übrigens, wie eingangs erwähnt, das erste Mal von Providencia erfahren.
Umso lustiger ist es dann, wenn sich, vor allem abends, auf dem Vorplatz des größten Supermarktes im Süden der Insel alle Touristen und Einheimische versammeln, um vom einzigen öffentlichen Wifi–Spot Gebrauch zu machen. Auch das ist Providencia.
Zurück zum Tauchen. Ich hatte hier irgendwie den ganzen Aufenthalt über ein besonderes Gefühl, was das Tauchen angeht, denn ich hatte den Eindruck, ich kann hier noch etwas entdecken. Man taucht ja überall alleine, schließlich gibt es nur drei kleine Tauchbasen auf Providencia. Und das pralle Unterwasserleben zieht einen definitiv in seinen aufregenden Bann. Ich wollte immer mehr sehen! Ich war jeden Tag neugierig, was Providencia heute zu bieten hat. Und irgendwie war ich auch gespannt, ob ich tatsächlich bei jedem Tauchgang Haie sehen werde – wobei ich das Ergebnis ja bereits vorweggenommen habe. Ich habe in der Tat bei jedem Tauchgang mindestens einen Hai gesehen. Der Morgen-Tauchgang war wieder klasse, „Felipe’s Place“ bietet eine wuchtige Steilwand, eine Jesus-Statue, Spalten und Canyons zum hindurchtauchen und eben Haie. Bei der Oberflächenpause reicht mir Daniel eine Packung Kekse und fragt mich fast entschuldigend, „ob es ok wäre, mal einen flachen Tauchgang zu machen. Ich würde es bestimmt nicht bereuen“. Felipe’s Place war gerade wieder etwas tiefer, denn die Steilwand hatte einen Überhang zu bieten, den ich mir nicht entgehen lassen wollte. Nun bin ich nicht wirklich ein Tiefenjäger, aber einige Tauchplätze bieten hier einfach einen gewissen Reiz. Trotzdem, natürlich war ich sofort einverstanden, denn Daniels Grinsen bei der Frage war unmissverständlich und vielsagend. Er hatte etwas Besonderes vor. Als wir beim Tauchplatz „Tete’s Place“ ankommen, schimmert das Wasser hellblau und ich kann den Sandboden auch entsprechend schnell erkennen. Mal sehen, was da kommt!? Beim Briefing muss er zwei bis dreimal lachend abbrechen, weshalb ich ihm nahelege, dass wir uns einfach überraschen lassen. Mein amerikanischer Buddy und ich sind beide aufgeregt und vorfreudig. Also rein ins Wasser. Auf ca. acht Metern angekommen, finden wir eine weite Sandfläche und ein Rochen zappelt sich aus seinem Sandversteck. Wir schwimmen auf eine flache Riffbank zu und ich kann noch nicht direkt etwas Außergewöhnliches erkennen. Ich albere mich also durch ein paar Videoaufnahmen mit einem weiteren Rochen und schließlich einem Ammenhai, als sich Daniel bemerkbar macht und sich anschließend wie ein Zirkusdirektor mit einer präsentierenden Handbewegung vor mir verbeugt. Und dann sehe ich was er meint. Wow! Ich glaube so etwas habe ich tatsächlich überhaupt noch nie gesehen! Da wo eigentlich das Riff sein sollte, sehe ich nur Fische! Besser gesagt eine Wand aus Fischen. Eine dicke, fette Fischwolke. Schnapper so weit das Auge reicht. Es ist unbeschreiblich. Sie bewegen sich kaum, sondern stehen einfach in einer beeindruckenden Formation über dem Sandboden. Erst als ich mich immer noch ein bisschen ungläubig auf sie zu bewege, verschiebt sich ganz langsam dieser unfassbare Block an Leben. Die Sache ist nur die, je weniger Schnapper ich sehe, desto mehr Grunzer werden es. Und nach den Grunzern kommen direkt Soldatenfische. Überall Fische. Es dauert ein bisschen, aber irgendwann kann ich das Riff schließlich wieder sehen und es ist für mich einfach die pure Freude dieses Fischgewitter über der Korallenlandschaft schweben zu sehen. Die zahlreichen Muränen zwischen den Korallen werden ganz klar zu Nebendarstellern deklassiert, weil es hier für einen Fischschwarmfan wie mich das absolute Paradies ist. Plötzlich rührt sich was. Zuerst bin ich mir nicht ganz sicher, aber dann geht es schnell. Die Schwärme teilen sich hastig und wie aus dem Nichts tut sich blitzartig eine Gasse auf. Ein Tuna jagt mit einem irren Tempo durch die Massen. Es ist ein Spektakel. Der ganze Tauchgang besteht letztlich nur aus Fischschwärmen. Gefühlt filme ich dreißig Mal das gleiche, aber ich kann nicht widerstehen (hier finden Sie wieder ein Video zu dem Tauchgang). Zu faszinierend ist diese unfassbare Menge an Fisch. Das Austauchen ist ein letzter Blick von oben herab auf diese außergewöhnliche Szenerie. Wieder an Bord, grinst Daniel: „You liked it, ha man?“ – „Yes, I did“. Ja, das habe ich. Sehr sogar. Fischschwärme wie diese habe ich bisher nur auf Little Corn Island in Nicaragua gesehen, aber nicht in der Masse. Das war etwas anderes hier. Absolut fantastisch. Providencia gewinnt immer mehr mein Herz.
Was gibt es Schöneres, als nach dem Tauchen in einer karibischen Bar zu entspannen? Dieses Mal entscheide ich mich für Rolands Bar am traumschönen Manchineel Beach, wobei der Name schon irgendwie interessant klingt. Natürlich hatte ich die Tage darüber schon viel über diese Location gehört, denn sie umgibt so etwas wie ein kleiner Mythos. Man sagt, hier werden mit die besten Feste der Karibik gefeiert und damit ist nicht unbedingt gemeint, dass sie besonders ausschweifend oder gar mondän wären, sondern einfach so, wie man sich eine karibische Strandparty vorstellt. Musik, Palmen, Cocktails und das Meer.
Der Weg hinab zur Manchineel Bay endet abrupt direkt am Wasser. Als ich mein Moped abstelle, kann ich den Blick schon nicht mehr vom Wasser abwenden. Der Strand ist lächerlich schön – so weiß und voller Palmen. Die Wellen schwappen langsam und harmonisch ans Ufer. Unweigerlich muss ich so etwas denken wie: „Kommt schon, das kann nicht euer Ernst sein?! Noch so ein Strand?! Das ist jetzt echt übertrieben.“ Ist es nicht. Das ist Providencia.
Rolands Bar befindet sich am einen Ende der Bucht direkt am Meer und wirkt zunächst unspektakulär. Auf den zweiten Blick kann man aber erkennen, dass die Bar durchaus etwas hat. Ein paar Bretterhütten, die irgendwie miteinander verbunden sind, wilde Palmen durchsetzen das ganze Areal, Hängematten wackeln dazwischen und Musik, wie man sie sich vorstellt. Laut und deshalb gefühlt immer ein bisschen blechern. Der Reggaeton-Beat lässt die Härchen auf der Haut mitvibrieren. Relativ schnell wird mir klar, dass man hier ganz sicher großartige Partys feiern kann. Mittags ist es aber erstmal „nur“ ein ganz normales, schönes, einheimisches Restaurant am Strand. Roland selbst wuselt durch die Bar, macht als Inselberühmtheit ein paar Fotos mit Touristen und präsentiert stolz per Mikro den Fischfang des Tages. Welchen ich mir dann auch gleich mal bestelle. Dabei komme ich ins Gespräch mit Roland und frage ihn nach seinem Namen. Wie sich herausstellt, war seine Mutter mit ihm in Deutschland schwanger und wollte ihm deshalb unbedingt einen deutschen Namen geben. Roland ist ein witziger Kerl, schätzungsweise 65 Jahre jung mit dem Körper eines 30-jährigen. Sein Gesicht verrät sein Alter. Es hat sicherlich schon ein paar prima Partys erlebt.
Nach meinem letzten Tauchtag sitze ich an der Tauchbasis noch ein bisschen mit der Crew zusammen und wir sprechen über meine Reise. Ich habe Kokosnusswasser dabei, was Shampoo lustigerweise nicht abgefüllt kennt und es direkt interessiert probiert. „I like it“ lacht er. Und dann sagt er mit seinem charmanten Inselakzent etwas, was ich definitiv mit nach Hause nehmen werde und mich endgültig in Providencia verlieben lässt. „Jan man, you are a good guy. You know, on Providencia there is only one black Shampoo. And you are the only white Shampoo in the world.“ Herzlicher geht es nicht. Es fällt mir schwer mich von allen zu verabschieden. Zu schön war es hier.
Beim letzten Mittagessen am Southwest Beach sitze ich im Strandrestaurant Divino Nino und genieße nochmals eine Fischplatte, während ich aufs Meer hinaus schaue. Plötzlich springt ein Adlerrochen aus dem Wasser. Einfach so. So etwas kenne ich nur aus Tierdokus, bei denen die Kameraleute vermutlich tagelang auf der Lauer liegen mussten, um diesen einen Schuss zu bekommen. Auf Video habe ich diesen Moment leider nicht, aber er rundet mein Erlebnis auf Providencia ab.
Als ich mich auf Providencia vorbereitet und viele Webseiten gelesen habe, war ich zunächst etwas besorgt. Es gab nicht sonderlich viele Reiseberichte, sondern teilweise nur Blogseiten aus den 2000er Jahren. Fast zehn Jahre später könnte es ja durchaus so viel anders vor Ort aussehen. Die Insel könnte sich verändert haben, hin zu einer „gewöhnlichen Ferieninsel“. Aber das hat sie definitiv nicht! Providencia ist noch genauso, wie in den Blogs von vor zehn Jahren beschrieben. Nichts hat sich verändert – soweit ich das beurteilen kann. Providencia ist immer noch ein Geheimtipp und die äußeren Faktoren lassen darauf schließen, dass sich daran so schnell auch nichts ändern wird. Was ich von Providencia neben Shampoos rührender Aussage noch mitnehmen werde? Viele besondere Erinnerungen. Die Gewissheit, dass es diese unentdeckten Orte noch gibt. Außergewöhnliche Begegnungen mit vielen tollen Menschen von überall her. Eine „Brandmarke“ an meinem Bein von meinem Moped – anscheinend so etwas wie das inoffizielle Zeichen von Providencia. Und die Vorfreude bald wieder zu kommen. Ich habe noch nicht alles entdeckt, was Providencia zu bieten hat. Den höchsten Berg der Insel „The Peak“ zum Beispiel, der eine tolle Aussicht bieten soll. Meine Angst vor Schlangen hat mich aber dieses Mal noch zurückgehalten. Auch wenn während meines Aufenthalts niemand eine Schlange gesehen hat, so habe ich mich doch nicht getraut. Nicht sehr männlich, ich weiß. Und ich muss noch mehr Tauchgänge machen. Zwingend! Die Tauchplätze vor Providencia haben so viel zu bieten, dass ich einfach noch mehr Zeit brauche. Und Zeit gibt es in der Karibik ja genug – so langsam wie die Uhren hier ticken…
Preisbeispiele von drei ausgewählten Hotels auf Providencia
Hotel Yellow Home Resort € 1.134,– *
Bilder siehe oben
Wie oben beschrieben, eines der schönsten Resorts auf Providencia – traumhafter Garten, schöne Zimmer und ein prima Frühstück. Ein kleiner Nachteil ist vielleicht die Lage, denn das Hotel ist etwas abseits der beliebten Orte. Zur Manchineel Bay sind es zu Fuß aber nur ca. 10 Minuten. Und es gibt kein warmes Wasser!
Hotel Cabanas Relax € 1.099,– *
Die kleine Anlage bietet das vielleicht beste Preis-Leistungs-Verhältnis der beliebtesten Hotels auf Providencia. Die Zimmer sind klein, aber fein und sauber. Plus: warmes Wasser! Die Lage an der Freshwater Bay (dort gibt es einen von zwei Supermärkten und den einzigen öffentlichen Wifi-Spot der Insel) ist zudem sehr praktisch.
Hotel Sirius Resort € 1.192,– *
Das größte Plus des einfachen Hotels ist ganz klar die Lage, denn die Tauchbasis befindet sich auf dem Hotelgelände. UND, das Hotel liegt direkt am Southwest Beach. Das sind zwei dicke Trümpfe. Auch hier gibt es, wie bei dem Yellow Home Resort, kein warmes Wasser.
* Inkludierte Leistungen:
Preise pro Person im Doppelzimmer
Flug ab Deutschland
13 Nächte Providencia
1 Nacht in Bogota
Inlandsflüge
Transfers
Beim Yellow Home Resort ist auch das Frühstück inklusive.
Zzgl. Flugsteuern in Höhe von € 370,–
Bitte beachten: bei den Preisen handelt es sich um Nebensaison-Preise!
10 Bootstauchgänge € 265,–
NEUER KATALOG
Darüber hinaus freue ich mich sehr, Ihnen unseren neuen Katalog vorstellen zu dürfen! Dieser wird pünktlich zur Messe BOOT Ende dieser Woche erscheinen. Für uns immer ein spannender Moment, wenn das gute Stück, nach der vielen Arbeit, geliefert wird… Wie bereits bei unseren letzten Katalogen enthält auch diese Ausgabe keinerlei Hotelbeschreibungen oder ähnliches, denn wir möchten Ihnen in erster Linie die Besonderheiten, diese charmanten Unterschiede, über die man nach seiner Reise spricht, und die Feinheiten, die das jeweilige Zielgebiet über und unter Wasser einzigartig machen, mitgeben. Dies haben wir mit vielen, bemerkenswert schönen Bildern, ausführlichen Geschichten und wiederum auch Expertenmeinungen aus der Branche umgesetzt – ich bin sehr auf Ihr Feedback gespannt, ob Ihnen unser Katalog gefällt…?!
Jedes Zielgebiet wird auf 6-8 Seiten beschrieben, so dass wir insgesamt auch auf 160 Seiten kommen, und ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten am Freitag das erste Exemplar in den Händen zu halten. Selbstverständlich schicken wir Ihnen sehr gerne unseren neuen Katalog nach Hause – kostenlos! Schreiben Sie uns einfach eine Nachricht mit Ihrer Anschrift an info@nautilus-tauchreisen.de und wir werden Ihnen sofort am Montag ein Exemplar zusenden.
Und damit haben wir es für heute mal wieder geschafft! Es hat mir dieses Mal wieder besonders viel Spaß gemacht, denn es ist in der Tat immer sehr aufregend, wenn man ein ganz neues Zielgebiet akquiriert, bereist und dann das passende Programm dazu erstellt. Kolumbien war eine spannende Reise mit vielen tollen Erlebnissen, gefolgt von der Produktion des neuen Katalogs und jetzt stecken wir mitten in den Messevorbereitungen für die boot… Ereignisreiche Tage!
Sollten Sie Fragen zu Kolumbien, zum Katalog oder zur Messe haben, melden Sie sich bitte sehr gerne bei mir. Ansonsten freue ich mich wie immer über jegliches Feedback – Zustimmung, Kritik oder Anregungen – immer her damit!
Bis dahin, alles Gute und herzliche Grüße
Ihr / Euer
Jan Thies
Geschäftsführer